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David Irving

Der Morgenthau-Plan 1944/45

Amerikanische Deutschlandpolitik: S ̧hneleistungen, are-education ́, Auflˆsung der deutschen Wirtschaft

F

FOCAL POINT

©OMMQ Parforce UK Ltd. Alle Rechte vorbehalten

Originalausgabe: Bremen NVUS
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N. Auflage NVUS
Faksimile-Verlag Wieland Soyka, OUMM Bremen SS, Postfach SS MN UM
Auch fotomechanische Vervielf‰ltigungen und auszugsweise Verˆffentlichungen bed ̧rfen der ausdr ̧cklichen Zustimmung des Verlages Herstellung: H. M. Hauschild GmbH, Bremen
ISBN: P-UNTV-MMMN-R

Einleitung

DIESER BAND GIBT erstmalig und in vollem Umfang den einundzwanzig- seitigen Morgenthau-Plan wieder 6yu…wix„ F‚ SV* Er bringt ebenfalls eine Auswahl der bedeutendsten britischen und amerikanischen Doku- mente, die sich auf den Plan beziehen, obwohl die Darstellung damit noch nicht vollst‰ndig ist. Denn viele Teile der diesbez ̧glichen Unterlagen des britischen Auflenministeriums bleiben der ÷ffentlichkeit weiterhin unzu- g‰nglich ñ eine Ausnahme von der allgemeinen Regel, dafl geheime Dokumente nach Ablauf von PM Jahren zur Verˆffentlichung freigegeben werden.

Der Morgenthau-Plan, formell unter der Bezeichnung ìPlan des Schatzministeriums f ̧r die Behandlung von Deutschlandî bekannt, wurde im Sommer des Jahres NVQQ vom engsten Mitarbeiter des amerikanischen Schatzministers, Harry Dexter White, und von Minister Henry Morgen- thau Jr. ausgearbeitet. Morgenthau hatte soeben die Schlachtfelder der Normandie besichtigt und sich mit General Dwight D. Eisenhower, dem Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkr‰fte, unterhalten. Er war daraufhin zu Besprechungen mit Mr. Winston Churchill, dem britischen Premier- Minister, und seinen Beratern nach England gereist.

W‰hrend wichtige Bestandteile des Planes, wie beispielsweise die subtil ausgedachte Umerziehung der Deutschen durch eigens hierf ̧r in England geschulte politische Fl ̧chtlinge und der Abbau der deutschen Schwer- industrie zur Fˆrderung des britischen Exportgesch‰fts (durch Weisung Nr. NMST des Obersten F ̧hrungsstabes der US-Streitkr‰fte, die dann an Eisenhower erging), in Kraft traten, wurden die Hauptteile des Morgen- thau-Plans, darunter die Befehle, ganze Gruppen von Personen, die im Verdacht standen, NS-Kriegsverbrecher zu sein, auf einfache Identifizier- ung hin zu liquidieren und die gesamte deutsche Nation ìim eigenen Saft schmoren zu lassenî, formell nicht umgesetzt. Der Morgenthau-Plan h‰tte den Tod von etwa zehn Millionen Deutschen durch Hunger und Seuchen in den ersten zwei Nachkriegsjahren zur Folge gehabt, zus‰tzlich zu der

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* Die ‹bersetzung des Morgenthau-Planes ist auf den Seiten RN-US abgedruckt.

einen Million, die bei der Fl‰chenbombardierung umgekommen war, und den drei Millionen, die bei der Vertreibung aus den deutschen Ostgebieten ums Leben kamen.

Der von Lord Cherwell (dem im deutschen Elsafl geborenen Professor Friedrich A. Lindemann und sp‰teren engsten Freund und wirtschaft- lichen, strategischen und wissenschaftlichen Berater Churchills) begeistert aufgenommene Plan wurde bei der Gipfelkonferenz in Quebec am NR. Sep- tember NVQQ von Roosevelt und Churchill verabschiedet. Dies war ein Teil des Preises, den Churchill und Cherwell f ̧r ein breitgef‰chertes B ̧ndel amerikanischer Zugest‰ndnisse zu zahlen bereit waren, ̧ber die Morgen- thau eine politische Kontrolle aus ̧bte, einschliefllich einer weiteren ìPacht- und Leihhilfeî (Lend-Lease Aid Phase II) an das britische Welt- reich f ̧r die Nachkriegszeit. Dar ̧ber hinaus benˆtigte Churchill Morgen- thaus Unterst ̧tzung bei verschiedenen milit‰rischen Fragen, wie bei der gemeinsam mit England durchzuf ̧hrenden strategischen Kontrolle der Atombombe (dem am NU. September NVQQ unterzeichneten Hyde-Park- Abkommen) sowie bei der britischen Beteiligung am Krieg im Stillen Ozean.

Wir kˆnnen nur Mutmaflungen anstellen ̧ber die wirklichen Absichten von Harry Dexter White, einen Plan zu bef ̧rworten, der das grˆflte Land Mitteleuropas ruiniert h‰tte, jenes letzte Bollwerk zum Schutze Westeuropas vor der Roten Armee in den Nachkriegsjahren. Das Memorandum, das die Zielsetzung dieses Planes bekr‰ftigte, wurde am NR. September NVQQ vom amerikanischen Pr‰sidenten Franklin Delano Roose- velt und dem britischen Premier-Minister Winston Churchill abgezeichnet und paraphiert.

Der Morgenthau-Plan lˆste unmittelbar eine Kontroverse aus. Nach- dem der amerikanische Kriegsminister Henry L. Stimson erfahren hatte, dafl der Plan in Quebec paraphiert worden war, machte er in seinem unverˆffentlichten Privattagebuch eine bittere Anmerkung ̧ber diesen ìSieg der Semitenî. Anthony Eden, britischer Auflenminister (NVQMñNVQR) und sp‰terer Premier-Minister, wies in einem bisher nicht verˆffentlichten Dokument die Lobby-T‰tigkeit von Morgenthau und Lord Cherwell als eine unverdiente Frechheit zur ̧ck. ìDiese Ex-Deutschen scheinen ihre Ahnenschaft in einer wahren Hafl-Orgie wegsp ̧len zu wollenî, vermerkte Anthony Eden am NV. November NVQQ.

Als Einzelheiten des Morgenthau-Planes an die amerikanische Presse

durchsickerten, wollten aufgebrachte britische Politiker wissen, ob Chur- chill ein derartiges Dokument tats‰chlich unterschrieben habe 6yu… wix„i F‚ TP TQ Im Jahre NVRP, nachdem das FBI Anklage gegen den Mitverfasser des Planes, Harry Dexter White, wegen langj‰hriger Spionage- t‰tigkeit f ̧r die Sowjets erhoben hatte, ̧bersandte Sir Winston Churchill an Lord Cherwell einen Brief, der all die Besorgnis und Schuldverstrickung eines groflen Mannes widerspiegelt, dem klar wird, dafl er hereingelegt worden ist 6yu…wix„ F‚ N

Vieles ist ̧ber den Morgenthau-Plan noch nicht ans Licht gekommen. Dr. Joseph Goebbels, NS-Propagandaminister, zog gen ̧gend Kapital daraus, den britischen und amerikanischen Streitkr‰ften in den Schlachten nach Verˆffentlichung des Planes zehntausende von weiteren blutigen Verlusten zuzuf ̧gen. Im Herbstwahlkampf NVQQ um die Pr‰sidentenwahl in den USA wies Roosevelts Gegner Thomas Dewey unerm ̧dlich darauf hin. ìDie Verˆffentlichung dieses Plansî, sagte Dewey, ìkam der Auf- stellung von zehn kampffrischen deutschen Divisionen gleich.î

Als Morgenthau immer mehr unter Beschufl kam, richtete er ein Rundschreiben an seine Ministerkollegen, in welchem er um Unterst ̧tz- ung bat. Als er Henry Stimson am Q. November NVQQ anrief und ihn ìdr‰ngte, etwas zu unternehmenî, fand er den Kriegsminister zu sehr damit besch‰ftigt, die offiziellen Stellungnahmen aufzubereiten, mit denen Pr‰sident Roosevelt von den Verstrickungen wegen eines ganz anderen Skandals reingewaschen werden sollte. Morgenthaus Telefonnotiz ̧ber dieses Gespr‰ch: ìSeine [Stimsons] Stimme klang m ̧der als je zuvor. Sagte, er sei ̧berm ̧det, weil er die letzten NQ Tage am Pearl-Harbor- Bericht gearbeitet habe, um alles herauszuhalten, was den Pr‰sidenten in die Schufllinie bringen kˆnnteî 6yu…wix„ F‚ UP

Geschickte F‰lschungen und nachtr‰glich aufpolierte Dokumente ñ sie sind der Grund, weshalb jene Historiker, die sich nur auf gedruckte B ̧cher verlassenî allzu leicht get‰uscht werden. Es ist daher wichtig, dafl mein vollst‰ndiges Dossier ̧ber den ber ̧chtigten Morgenthau-Plan als Fak- simile verˆffentlicht wird, um k ̧nftigen Generationen von Deutschen die Mˆglichkeit zu geben, zwischen den Trugbildern der NS-Propagandisten und der totalen Wahrheit von NVQQñNVQR zu unterscheiden.

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London, im Juni NVUR

Die Beteiligten

CHERWELL, LORD (Professor Friedrich A. Lindemann), NUUSñNVRT: Anti- alkoholiker, Churchills launischer persˆnlicher Berater ab NVQM; Generalzahlmeister NVQPñNVQR sowie NVRNñNVRP. Hatte die F‰higkeit, komplizierte Angelegenheiten in einer f ̧r Churchill verst‰ndlichen Form darzulegen. Als Cherwell am PN. Dezember NVQO General- zahlmeister wurde, hat Oliver Harvey ihn treffend charakterisiert: ìEr ist ein etwas finsterer Zeitgenosse, der unter dem Deckmantel eines wissenschaftlichen Beraters viel Reaktion‰res ausheckt.î Als man Henry Stimson fragte, ob er den ìProf.î kenne, antwortete dieser recht ‰tzend: ìIch weifl nicht, ob man hier den Professor oder den Propheten meint. Wir im Kriegsministerium kennen ihn nur als einen alten Narren, der lautstark behauptete, wir w ̧rden niemals den Kanal ̧berqueren kˆnnen und dafl die Roboter [die V-Waffen], wenn sie k‰men, ̧berhaupt keinen Schaden anrichten w ̧rden!î

CHURCHILL, WINSTON SPENCER, NUTQñNVSR: Britischer Premier-Minister; abgefallener Freimaurer (Mai NVMN bis Juli NVNO); Marineminister NVNNñ NVNR; R ̧stungsminister NVNT; Kriegs- und Luftfahrtminister NVNVñNVON; Minister f ̧r Kolonialangelegenheiten NVONñNVOO; konservativer Unter- hausabgeordneter NVOQñNVRR. Schatzminister NVOQñNVOV, Marineminister NVPVñNVQM; Premier-Minister vom NM. Mai NVQM bis Juli NVQR; F ̧hrer der konservativen Partei seit November NVQM.

EDEN, ANTHONY, NUVTñNVTT: Britischer Auflenminister; machte den Ersten Weltkrieg NVNQñNVNU im Sch ̧tzengraben mit; Ausbildung in Eton und Christ Church, Oxford. Konservativer Unterhausabgeordneter NVPQñ NVQR. Minister f ̧r Vˆlkerbundangelegenheiten NVPR; trat NVPU als Auflenminister zur ̧ck; Kriegsminister von Mai bis Dezember NVQM, dann Auflenminister bis Juli NVQR und erneut NVRNñNVRR; anschlieflend Premier-Minister, immer eitel gekleidet, ein Gewohnheitstrinker. ìEr trinkt abends, was ein Mann vertragen kannî, bemerkte Bruce Lock-

hart in seinem Tagebuch NVQN. Eden gestand russischen G‰sten gegen ̧ber, dafl er es schwer f‰nde, ìimmer n ̧chtern zu bleibenî. Er machte im Dienste Groflbritanniens viele Reisen. Da diese Quebec, Kairo, Teheran, Yalta und Potsdam einbezogen, w‰re er besser zu Hause geblieben. Eden widerstand den versuchten Einfluflnahmen m‰chtiger Lobbyisten und blieb araberfreundlich. Obwohl auch Pr‰si- dent des Parlaments von November NVQO bis NVQR, war Eden kein Redner. Churchills vernichtendes Urteil ̧ber eine seiner Reden war: ìSie enth‰lt jeden Gemeinplatz mit Ausnahme von: ëDie Herren werden gebeten, ihre Kleidung vor dem Verlassen der Toilette in Ordnung zu bringení.î

EISENHOWER, GENERAL DWIGHT D., NUVMñNVSV: Oberbefehlshaber der Alliierten Streitkr‰fte in Europa NVQQñNVQR. Zigaretten-Kettenraucher, Whiskytrinker, wobei regelm‰flig ganze Kisten von ìDirectorís Re- serveî von Edinburgh aus an ihn versandt wurden. Pr‰sident der USA von NVRPñNVSN.

FORRESTAL, JAMES V., NUVO ñNVQV: US-Marineminister.

GRIGG, (PERCY) JAMES, NUVMñNVSQ: Britischer Kriegsminister, Sohn eines Milchh‰ndlers aus Exmouth, arrogant, ungehobelt und schon fr ̧h ein aggressiver Sch ̧tzling Churchills, dessen ehemaliger Privatsekret‰r im Schatzamt er von NVOQñNVOV war. Eden nannte ihn einen Flegel. St‰ndiger Staatssekret‰r im Kriegsministerium NVPVñNVQO, dann dort Minister NVQOñNVQR, eine Stellung, die er in dem irrt ̧mlichen Glauben annahm, dafl sie ihm gute Direktorenposten nach dem Kriege einbringen w ̧rde.

HALIFAX, VISCOUNT, NUUNñNVRV: Ab Dezember NVQM britischer Botschafter in Washington; gl ̧hender Anglo-Katholik, von Churchill, welcher dessen verschlungene Pfade kannte, zum ìHeiligen Fuchsî (Holy Fox) ernannt. Frommer Christ.

HOPKINS, HARRY L., NUVMñNVQS: Sonderberater von Pr‰sident Roosevelt, vergleichbar mit Lord Cherwell im Stabe Churchills; Verfechter des ìNew Dealî in den USA; leitete das Pacht- und Leihprogramm NVQN;

Sonderberater unter Roosevelt und Truman. Zu seinen Feinden z‰hlten Henry Morgenthau und Eleanor Roosevelt; am O. September NVQQ sagte Morgenthau zu ihr: ìWeifl der Pr‰sident, dafl Hopkins geheime Telegramme von Churchill erh‰lt? Weifl der Pr‰sident, dafl Hopkins w‰hrend seiner Zeit im Weiflen Haus die allergeheimsten Telegramme sah, ehe sie dem Pr‰sidenten vorgelegt wurden?î

HULL, CORDELL, NUTNñNVRR: Alternder US-Auflenminister NVPPñNVQQ; von Churchill verabscheut, von Eden verspottet und von Roosevelt weder bewundert noch zu Rate gezogen.

KEYNES, JOHN MAYNARD, NUUPñNVQS: Volkswirtschaftler; homosexuell; der eigentliche Urheber der New-Deal-Wirtschaftspl‰ne von F. D. Roose- velt.

MACKENZIE KING, WILLIAM LYON, NUTQñNVRM: F ̧hrer der kanadischen Liberalen und langj‰hriger Premier-Minister NVONñNVPM und NVPRñNVQU; Mystiker und produktiver Tagebuchschreiber; buchst‰blich von den Zeigern der Uhr verfolgt. Typische Tagebucheintragung (Q. Mai NVQQ) dieses groflen und liebensw ̧rdigen Kanadiers: ìDreimal geschah es heute, dafl ich auf die Uhr blickte und sah, dafl die Zeiger in einer Linie waren. Welch ein Trost mitten in der Verwirrung, die einen hier umgibt.î Er war Gastgeber bei der Quebec-Konferenz NVQQ.

MARTIN, JOHN, geb. NVMQ: Churchills Privatsekret‰r ab Mai NVQM; zuvor Privatsekret‰r bei der Kˆniglichen Pal‰stina-Kommission.

MORGENTHAU, HENRY JR., NUVNñNVST: Schatzminister unter F. D. Roosevelt NVPQ bis NVQR; Verfechter des umstrittenen Morgenthau-Plans mit dem Ziel der Umwandlung des besiegten Deutschlands in ein Agrarland sowie der Hinrichtung eines jeden, der versuchen sollte, das Land zu verlassen, und der Liquidierung von vorgeblichen deutschen Kriegs- verbrechern einfach nach Listen.

ROOSEVELT, FRANKLIN D., NUUOñNVQR: Vom Standpunkt der amerikanischen Interessen wohl der grˆflte Pr‰sident, den die Vereinigten Staaten je hatten. Er f ̧hrte sein Land hinaus aus selbstzufriedener Tr‰gheit und

Depression bis zur Stellung als Supermacht im April NVQR, weitgehend auf Kosten Englands.

STIMSON, HENRY L., NUSTñNVRM: Republikaner, amerikanischer Kriegsmini- ster NVQMñNVQR.

VINTNER, PETER: Mitglied im Stabe Cherwells beim Kriegskabinett.

WHITE, HARRY DEXTER, NUVOñNVQU: Morgenthaus erster Mitarbeiter im Schatzministerium der USA; entwarf den Morgenthau-Plan; war f ̧r einen groflen Teil der internen Wirtschaftsplanung der USA in der Nachkriegszeit verantwortlich; wurde im Juli NVQU als Sowjet-Spion ˆffentlich angeklagt, stritt alles unter Eid ab und konnte vor seinem Tod den Verdacht nicht beseitigen. Beweismaterial wurde im wesent- lichen durch abgehˆrte Telefon ate erbracht.

In einem Schreiben vom U. November NVQR an den Adjutanten Trumans, General Vaughan, hat der Direktor beim FBI, J. Edgar Hoover, Whites Namen an zweiter Stelle auf eine Liste von dreizehn Personen gesetzt, von denen bekannt sei, dafl sie an Spionage-Mafl- nahmen der Sowjets teilgenommen h‰tten. Trotzdem wurde White sechs Wochen sp‰ter von Truman zu einer T‰tigkeit beim Internation- alen W‰hrungsfonds versetzt 6yu…wix„i F‚ O P Q R

In Admiral Leahys Handakte ̧ber ìWhite, Harry D.î befindet sich ein Dokument mit der ‹berschrift: ì÷ffentliches Interesse in bezug auf Harry D. White, den ehemaligen ersten Mitarbeiter des Schatz- ministers, November NVRPî. Danach hatte der Generalstaatsanwalt mitgeteilt, dafl das FBI am OM. Februar NVRP an Beamte des Weiflen Hauses einschliefllich Leahy einen Bericht ̧ber Whites Kontakte zu sowjetischen Agenten ̧bergeben hat. Leahy vermerkte hierzu: ìIch kann mich nicht erinnern, einen solchen Bericht irgendwann gesehen oder davon gehˆrt zu haben.î Sein einziger Kontakt zu White, n‰mlich im Zusammenhang mit den Pacht- und Leihw ̧nschen Groflbritan- niens, sei bei einer Besprechung am NU. November NVQQ gewesen.

Atmosphäre der Verbitterung

IN DEN MONATEN Juni und Juli NVQQ hatten Roosevelt und andere f ̧hrende Amerikaner begonnenî vereinzelt ƒuflerungen hinsichtlich ihrer Pl‰ne f ̧r Deutschland und die Deutschen zu machen. Bei einem Empfang f ̧r den polnischen Premier-Minister Mikolajczyk am T. Juni im Weiflen Haus hatte Roosevelt von Bemerkungen Stalins erz‰hlt, die dieser bez ̧glich Roosevelts Pl‰nen gemacht habe, ìRM MMM deutsche Offiziere zu liquid- ierenî 6yu…wix„ F‚ NQ

Als Churchill versuchte, Stalin f ̧r einen solchen Plan zu gewinnen, bestand Stalin tats‰chlich zu Churchills Ver‰rgerung auf gerechten und ordnungsgem‰flen Gerichtsverfahren in jedem einzelnen Fall.

General Dwight D. Eisenhower vertrat ‰hnliche Ansichten. Am NM. Juli NVQQ meinte er in einem Gespr‰ch mit dem britischen Botschafter Lord Halifax, dafl die feindlichen F ̧hrer ìdoch auf der Flucht erschossen werden solltenî. Gefangenschaft sei nicht genug f ̧r die PRMM Offiziere des deutschen Generalstabes. Harry Butcher, Eisenhowers Ordonnanz, notierte in einem Geheimtagebuch: ì‹bereinstimmung bestand dar ̧ber, dafl man die Ausrottung den nat ̧rlichen Ereignissen ̧berlassen kˆnne, wenn die Russen freie Hand h‰tten.î ìWarum denn die Russen?î fragte Eisenhower ñ man kˆnne doch vor ̧bergehend einige Gegenden Deutsch- lands den kleineren Nationen ̧berlassen, die noch alte Rechnungen zu begleichen h‰tten.

Stimson hielt es f ̧r gut, den Briten die Besetzung Norddeutschlands zu ̧berlassen, weil gerade dort viele Liquidationen stattfinden w ̧rden. ìIch hatte das Gef ̧hlî, so vermerkte der republikanische Kriegsminister etwas gewunden in seinem Tagebuch, ìes w ̧rde sicher Auswirkungen haben, die f ̧r dieses Blatt unserer Geschichte nicht ruhmreich w‰ren, wenn wir, zu Recht oder zu Unrecht, hier als verantwortlich erschienen.î Wenn die Amerikaner S ̧ddeutschland besetzten, w‰re damit w‰hrend der Besatzungszeit ein Abstand zu den Russen geschaffen: ìLassen Sie die Russen diese Drecksarbeit machenî, schlug er dem Pr‰sidenten vor, ìaber bekennen Sie sich nicht zur Vaterschaft dieses Gedankens!î

Nach einer Diskussion mit General George C. Marshall bez ̧glich der Bestrafung von Hitler, der Gestapo und der SS schrieb Stimson in sein Tagebuch: ìIch fand um mich, vor allem bei Morgenthau, eine sehr erbitterte Atmosph‰re persˆnlicher Ressentiments gegen das gesamte deutsche Volk, ohne R ̧cksicht auf individuelle Schuld [. . .].î

Morgenthau besucht Europa

IM JULI NVQQ war Eisenhower durch General Marshall informiert worden, dafl Schatzminister Henry Morgenthau Jr. zusammen mit einer Gruppe von Experten eine Reise plane, um W‰hrungsprobleme in Frankreich zu untersuchen. Eisenhower erwiderte, es g‰be da gar nichts zu erfahren in dem kleinen Streifen Land, den seine Armeen zu der Zeit kontrollierten ñ ein Streifen, der ìungef‰hr zu gleichen Teilen in Kriegsfronten und eine feste Reihe von Depots eingeteiltî sei mit ìzwei parallelen Hauptstrafl- enz ̧gen, vollgestopft auf beiden Fahrbahnen mit motorisierten Kolonnenî. Vertraulich f ̧gte er hinzu, dafl ihm diese Prominenten- Besuche ein Greuel seien. Es sei einfach kein Platz f ̧r Besucher vorhanden: Bradleys einzige Unterkunft best ̧nde nur aus einem Anh‰nger und zwei Jeeps, w‰hrend Montgomery ìes normalerweise einfach ablehne, unwillkommene G‰ste zu empfangenî. Er h‰tte sich kaum deutlicher ausdr ̧cken kˆnnen. Aber Morgenthau hatte Einflufl auf Roosevelt, und so hatte Eisenhower keine andere Wahl, als ihm nachzugeben und Morgen- thau zu empfangen.

W‰hrend des Transatlantikfluges wurde Morgenthau von seinem ersten Mitarbeiter Harry Dexter White eine Kopie des Berichtes zugesteckt, den der Washingtoner interministerielle Ausschufl f ̧r ausw‰rtige Wirtschaftspolitik f ̧r die Wirtschaftspolitik im Nachkriegsdeutschland ausgearbeitet hatte. Morgenthau war entsetzt. Nach diesem Plan w‰re Deutschland in f ̧nf oder zehn Jahren noch m‰chtiger gewesen als vor dem Kriege.

Oberst Bernard Bernstein, Finanzberater (G-R) beim Hauptquartier der Alliierten Expeditionsstreitkr‰fte (SHAEF), nahm Eisenhowers Sonderzug, um Morgenthau und seine Gruppe in Schottland zu begr ̧flen. Morgenthaus Sohn war ebenfalls dabei, als der Schatzminister am S. August in Prestwick, Schottland, die C-RQ verliefl ñ Eisenhowers Stabschef,

Bedell Smith, hatte dem Sohn eine angenehme Stellung im Heer besorgt. (Es durfte ìzu keiner Zeit sein Sohn erw‰hnt, noch durften Fotos, auf denen sein Sohn zu sehen war, gemacht werdenî. So hatte Morgenthaus Adjutant verf ̧gt.) 6yu…wix„ F‚ NT

Auf der langen Zugreise nach London ‰uflerte Bernstein gegen ̧ber White und Morgenthau seine Besorgnis ̧ber das von SHAEF vorge- schlagene Handbuch f ̧r amerikanische Offiziere der k ̧nftigen Milit‰r- regierung in Deutschland. Er sagte, dafl es zu weich sei, und es w ̧rde wenig dazu beitragen, Deutschland leiden zu lassen. Im Gegenteil ñ die SHAEF-Experten schienen die reibungslose R ̧ckkehr Deutschlands in die Familie der Vˆlker vorzubereiten. Es wurden Heeresrichtlinien ausge- arbeitet, um Zivilangelegenheiten in Deutschland ìzu ̧bernehmen und zu leitenî. Anscheinend sollten die Alliierten, laut Bernstein, die Verant- wortung f ̧r das Wohlergehen Deutschlands ̧bernehmen und ìsogar [sie] sicherstellen, dafl die Deutschen medizinische Versorgung und Behand- lungî bek‰men 6yu…wix„ F‚ NM T

Morgenthau trifft Eisenhower

SIE HƒTTEN KEINEN schlechteren Tag f ̧r ihren Besuch w‰hlen kˆnnen: Hitlers Gegenangriff auf Patton und Bradley begann w‰hrend dieser Nacht. Am T. August afl man zu Mittag auf Ikes Befehlsstand in Ports- mouth. Laut Morgenthau hielt auch General Eisenhower gar nichts von einer weichen Haltung gegen ̧ber Deutschland: ìDie ganze deutsche Bevˆlkerung ist ein zusammengesetzter Fall von Paranoiaî, so ‰uflerte er sich im Gespr‰ch mit dem Schatzminister. ìUnd es gibt keinen Grund, einen Paranoiker schonend zu behandeln. Die beste Behandlung besteht darin, die Deutschen im eigenen Saft schmoren zu lassen.î

lkes Assistentin, Kay Summersby, hatte gelauscht und notierte sp‰ter in ihrem Tagebuch: ìMinister Morgenthau und Begleitung hier zum Mittagessen. Sehr voller Sorge ̧ber die Nachkriegspolitik in Deutschland und besonders darum bem ̧ht, dafl wir keine Wechselkurse schaffen, die Deutschland beg ̧nstigen kˆnnten.î (Morgenthau schlug vor, Deutschland zur Strafe einen Wechselkurs aufzuerlegen, der es f ̧r immer bankrott machen w ̧rde und somit unf‰hig, sich je wieder zu erheben und einen neuen Krieg anzufangen).

Dies veranlaflte den Oberbefehlshaber, ausf ̧hrlicher seine eigenen Ansichten ̧ber den Feind zu entwickeln, Ansichten, die er sp‰ter wie folgt zusammenfaflte: ìDen Deutschen darf nicht gestattet werden, sich von einem persˆnlichen Schuldgef ̧hl zu befreien. [. . .] Das Kriegsf ̧hrungs- potential Deutschlands mufl ausgemerzt werden. [. . .] Bestimmte Grup- pen m ̧ssen spezifisch bestraft werden. [. . .] Der deutsche Generalstab mufl vollst‰ndig verschwinden. Alle Archive sind zu vernichten und die jeweiligen Personen so zu vereinzeln, dafl sie nie wieder als Gruppe auftreten kˆnnenî 6yu…wix„ F‚ NU

Es sei Eisenhower gewesen, so behauptete Morgenthau, welchem er die Idee einer harten Behandlung der Deutschen zu verdanken habe. Eisen- hower hat dies sp‰ter dementiert, oder er machte Ged‰chtnisschwund geltend. Aber Morgenthau sagte am NO. August NVQQ in einem Bericht an seinen eigenen Stab: ìGeneral Eisenhower hat die Meinung ge‰uflert und mir als Minister gestattet, dies an andere weiterzugeben, dafl wir nach seiner Ansicht Deutschland gegen ̧ber einen harten Weg einschlagen m ̧ssen, um sicherzustellen, dafl es nie wieder in die Lage kommt, einen neuen Weltkrieg zu entfesselnî 6yu…wix„ F‚ OO Er f ̧gte dann hinzu: ìDer Premier-Minister hat deutlich gemacht, dafl er den Standpunkt General Eisenhowers im allgemeinen teile.î Und am NV. August berichtete er Pr‰sident Roosevelt, dafl Eisenhower ìvoll dazu bereit sei, hart mit den Deutschen umzugehen, wenn er dort erst einmarschiereî. Morgenthau sagte, er habe dem General mitgeteilt, dafl ìalle Pl‰ne im G-R dieser Sichtweise entgegengesetzt seienî 6yu…wix„ F‚ OT

Die Zusammenkunft mit Churchill

IM TISCHKALENDER CHURCHILLS ist am NM. August NVQQ ein Treffen mit Morgenthau zum Mittagessen eingetragen 6yu…wix„ F‚ OM Churchill hatte weiterreichende Sorgen als die Zukunft Deutschlands; er war nun endlich hellwach geworden, was die Kosten des Krieges auf lange Sicht f ̧r das Empire anbetraf.

Die Verschuldung Groflbritanniens w ̧rde bald P Milliarden Dollar betragen. Seine Ausfuhrziffern lagen um ein Drittel niedriger als im Jahre NVPU. Um die Vollbesch‰ftigung aufrechtzuerhalten, w ̧rde England seine Ausfuhr auf das F ̧nffache steigern m ̧ssen. So w ̧rde es mit dem Wieder-

aufbau des Auflenhandels …x†i‚qvsgr beginnen m ̧ssen, was vielleicht die Amerikaner nicht verstehen w ̧rden. Aber Groflbritannien m ̧sse Arbeitspotential freisetzen, um seine Exportindustrien wiederaufzubauen. Also m ̧sse das Pacht- und Leihsystem (Lend-Lease) auch nach Hitlers Niederlage weiter andauern, obwohl eine Herabsetzung um etwa OT% den Briten als annehmbar erscheinen w ̧rde 6yu…wix„ F‚ RO Morgenthau- Tagebuch, NQ. September NVQQ, und Kopie im Tagebuch von General Hap H. Arnold; ferner 6yu…wix„ F‚ ON

Beim Mittagessen am NM. August stellten Morgenthau und Churchill ihre Meinungen gegeneinander. Churchill wuflte, dafl Morgenthau kein Freund von Groflbritannien war. Einige Tage darauf schmeichelte Morgenthau Roosevelt 6yu…wix„ F‚ OT es sei doch interessant, ìwie popul‰r er, FDR, bei den Soldaten sei und wie unbeliebt dagegen Churchillî. Er schilderte Roosevelt einen Fall: ìIch erz‰hlte ihm von der Schwierigkeit ƒy ƒisx Reqif…gr jemanden zu finden, der mich durch die Luftschutzkeller im East End von London begleiten kˆnnte, weil sowohl Churchill als auch Sir Robert Morris [Innenminister Mr. Herbert Morrison?] angepˆbelt worden seien, als sie neulich hindurch gingen. Schliefllich fiel die Wahl auf Mrs. Churchill und Lady Mountbatten.î

Eine Woche sp‰ter sorgte Morgenthau in Roosevelts Kabinett f ̧r Heiterkeit 6yu…wix„ F‚ OS indem er demonstrierteî wie der Premier- Minister ìw‰hrend der Gespr‰che dauernd auf sein Alter hinwiesî. Die Unterhaltung sei frostig gewesen, wie eine Unterredung zwischen einem hoffnungslos Verschuldeten und seinem Bankier nur sein kann. ìChurch- illî, so berichtete Morgenthau dem Pr‰sidenten, ìerˆffnete das Gespr‰ch mit der Bemerkung, dafl England bankrott sei. Churchills Haltung war: Er sei bankrott, jedoch keineswegs besorgt ̧ber die Zukunft Englands. Er werde das Parlament ̧ber die Finanzlage zur richtigen Zeit nach dem Waffenstillstand aufkl‰ren, und wenn er das tue, h‰tte er es geschafft.î Als Roosevelt hiervon erfuhr, erwiderte er: ìOh, das ist jetzt seine Taktik. Vor kurzem wollte er England noch durch die Friedenszeit f ̧hren.î Immerhin hatte ihn die Enth ̧llung, dafl Churchill Groflbritannien bankrott gemacht habe, verbl ̧fft. ìIch hatte keine Ahnungî, sagte er zu Morgenthau und grinste spˆttisch: ìDas ist sehr interessantî. ñ ìIch hatte gar keine Ahnung, dafl England pleite ist. Ich werde nach dr ̧ben fahren, ein paar Verhand- lungen f ̧hren und das britische Weltreich ̧bernehmenî 6yu…wix„ F‚ OT Churchill hatte bei seinem Gespr‰ch auch gesagt, ihm w‰re zu Ohren

gekommen, dafl Morgenthau Groflbritannien gegen ̧ber nicht freundlich gestimmt sei, was Morgenthau jedoch abstritt. Er verlangte, Churchill m ̧sse seine Karten auf den Tisch legen; er m ̧sse einen Ausschufl einberufen, um die finanziellen Fragen zu ̧berdenken, und dann dem Parlament die Tatsachen vorlegen. Churchill sei vor diesem Gedanken erschrocken.

Schon tags darauf gab Morgenthau dem britischen Schatzminister eine ‰hnliche Version dieses Gespr‰chs. ìDer Premier-Minister sagteî, so erz‰hlte er Anderson am NN. August NVQQ, ìdafl er diese Angelegenheit nicht publik machen wolle, wo jetzt unsere gemeinsamen Kriegsanstrengungen in Europa auf ihrem Hˆhepunkt stehen.î Churchill war bereit, dem Parlament ̧ber die angespannten finanziellen Aussichten zu berichten, jedoch nicht gerade jetzt. Morgenthau war der Ansicht, dafl Churchill unter den gegebenen Umst‰nden die Sache direkt beim Pr‰sidenten zur Sprache bringen solle 6yu…wix„ F‚ ON

In einem Bericht an Roosevelt sagte Morgenthau einige Tage sp‰ter: Ju England kann man die Lage viel klarer sehen. Es gibt dort zweierlei Arten von Leuten: die einen, die wie Eden glauben, wir m ̧flten mit Ruflland zusammenarbeiten und um des Weltfriedens willen Ruflland vertrauenî ñ an dieser Stelle bemerkte Roosevelt, dafl er zur gleichen Denkrichtung wie Eden gehˆre ñ, ìund es gibt jene der anderen Kategorie, f ̧r die Churchills Glosse gilt: ëWas werden wir dann zwischen dem weiflen Schnee Rufllands und den weiflen Klippen Dovers haben?í î Churchill hatte gerade ange- fangen, auf die Notwendigkeit eines starken Nachkriegsdeutschlands hinzuweisen, und Morgenthau paflte das ̧berhaupt nicht 6yu…wix„ F‚ PM Roosevelt entgegnete, dafl er Churchill bald zu sehen hoffe, auch wenn der Premier-Minister ìin einigen wichtigen Angelegenheiten nicht sein eigener Herr sei und h‰ufig vom Auflenministerium ̧bergangen w ̧rdeîEiwy‚exh…w Pyfi‚„ 3 Dy†i„„ ex Q„swƒyx NU 3…q…ƒ„ NVQQ& Q„swƒyx He€si‚i

Auch ein anderes Thema wurde in der Downing Street Nr. NM besprochen. Morgenthau erz‰hlte zionistischen F ̧hrern bald, wie der Premier-Minister ihm versichert habe, dafl seine Sympathien, wie ja bekannt sei, nach wie vor dem Zionismus und den zionistischen Bestreb- ungen gelten w ̧rden. Es sei ìganz einfach eine Frage des rechten Zeitpunktes, wann er den Juden ihren Staat in Pal‰stina geben w ̧rdeî.*

* US-Dept. of State ñ Unterlage ̧ber einen Besuch Dr. Nahum Goldmanns am NP.V.NVQQ: US-Gesandtschaftsakten, London, TNM Arabisch-j ̧dische Beziehungen.

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Morgenthaus weitere Begegnungen in England

INDEM ER DER unangenehmen Wahrheit ̧ber Englands Zahlungs- unf‰higkeit den R ̧cken kehrte, war Churchill buchst‰blich gefl ̧chtet ñ er flog sp‰t am NM. August ab, um dem britischen Hauptquartier im Mittel- meer einen Besuch abzustatten. In England zur ̧ckgeblieben, versuchte Morgenthau am NO. und NP. August zusammen mit dem US-Gesandten John G. Winant und mit Anthony Eden, Churchills politische Einstellung zu analysieren 6yu…wix„i F‚ OO OP

Er sagte wieder, dafl er verschiedene Gruppen in England getroffen habe: eine pro-sowjetische Gruppe um Eden, die eine harte Behandlung Deutschlands bef ̧rworte, einschliefllich seiner Zerst ̧ckelung; eine zweite, gef‰hrliche Gruppe wolle den wirtschaftlichen Wiederaufbau Deutschlands als Bollwerk gegen die Sowjetunion; und eine dritte Gruppe in der Mitte bevorzuge ein starkes Gesamteuropa im Verein mit Groflbritannien. Morgenthau fragte, zu welcher Gruppe Churchill zu rechnen sei, worauf Eden ñ wenn auch zˆgernd ñ erwiderte, dafl Churchill wohl zu der dritten Gruppe gehˆre. Winant best‰tigte: Churchill habe nun ìgewisse Vorbe- halteî gegen ̧ber der Sowjetunion, liefle sich aber noch ̧berzeugen, wie w ̧nschenswert es sei, das in Teheran erzielte grausige Drei-M‰chte- Abkommen ̧ber die Zukunft Deutschlands aufrechtzuerhalten. Auf jeden Fall war Winant zuversichtlich, dafl Churchill sich bei jedem Deutsch- landprogramm mit Roosevelt einigen w ̧rde.

Morgenthau ‰uflerte Eden gegen ̧ber seine persˆnliche Sorge, dafl einige alliierte Amtstr‰ger die Absicht h‰tten, Deutschlands Wirtschaft so schnell wie mˆglich wiederherzustellen. Eden war ̧berrascht dar ̧ber, da eine solche Einstellung den Teheraner Abmachungen zuwiderlaufe. Stalin, so versicherte er, sei entschlossen, Deutschland zu zerschlagen ñ es zu zerst ̧ckeln ñ, so dafl es nie wieder imstande sein werde, Europa ausein- anderzubringen. ìEden sagteî, so notierte Harry Dexter White, ìdafl Roosevelt Stalin zugestimmt h‰tte, aber Churchill war zun‰chst abgeneigt, dem beizupflichten. Er [Churchill] sei bereit, ÷sterreich unabh‰ngig zu machen und Ostpreuflen abzutrennen, war aber im Zweifel, ob man weitergehen solle.î

Eden f ̧gte hinzu, dafl sich Churchill nach einem Gespr‰ch mit ihm

entschlossen h‰tte, mit Roosevelt und Stalin in dieser Frage konform zu gehen. Eden hielt es f ̧r wichtig, eine harte Behandlung Deutschlands zu verfolgen, und zwar ìso nahe in ‹bereinstimmung mit der russischen Deutschlandpolitik wie mˆglichî, und sei es nur, um Stalin von den guten Absichten Groflbritanniens zu ̧berzeugen.

Das war eine interessante Aussage, und Morgenthau bat ihn, sie zu wiederholen. Eden tat es. ìEr [Morgenthau] sagte [zu Eden], dafl in seinem Gespr‰ch mit Churchill die Frage des zu befolgenden Programms nach der Besetzung Deutschlands zur Sprache kam, wobei er aus den Bemerkungen des Premier-Ministers geschlossen h‰tte, dafl dieser dahin- gehend mit Morgenthau ̧bereinstimme, dafl die deutsche Wirtschaft in den ersten Monaten sich mal ganz schˆn selbst ̧berlassen sein solle und man ihr gestatten wolle, ihren ëlevelí selbst zu finden.î

Darin lag der Keim der sp‰teren These Morgenthaus, die Deutschen ìin ihrem eigenen Saft schmoren zu lassenî.

Morgenthau sprach nun mit Schatzminister Anderson allein. Bis jetzt hatte dieser im Parlament nur geringf ̧gig den Schleier ̧ber Englands bankrotte Zukunft gel ̧ftet. Dies gab Anderson bei der Erˆffnung der Gespr‰che mit Beamten des amerikanischen Schatzministeriums am NN. August NVQQ zu. So w ̧rde seine kommende Haushaltserkl‰rung ̧ber Englands d ̧stere Nachkriegszukunft Volk und Parlament einen Schock versetzen..

ìAuf finanziellem Gebietî, faflte einer der Beamten im Schatz- ministerium zusammen, ìhabe England alles in die Kriegsanstrengungen hineingeworfen ohne R ̧cksicht auf die Folgen. Es sei im ganzen Land hinreichend bekannt, dafl England auf der Basis einer unbegrenzten Haftung in den Krieg eingetreten sei. Die Folgen einer solchen finanziellen Verhaltensweise seien jedoch vom Land weder abgesch‰tzt noch ver- standen worden. Er konstatierte, dafl England mit einem hohen inter- nationalen und nationalen Prestige, aber in einem beklagenswerten finanziellen Zustand aus dem Krieg hervortreten w ̧rde. Die Kriegszeit h‰tte Englands ‹bergang von seiner Stellung als der Welt grˆflter Gl‰ub- igernation zu einer Stellung als der Welt grˆflter Schuldnernation gezeigt.î

Eden hat Morgenthau bei dessen Besuch am NR. August ausgew‰hlte Abschnitte des Protokolls der Teheraner Konferenz zwischen Stalin, Churchill und Roosevelt vorgelesen, n‰mlich jene Ausz ̧ge, die Deutsch- land zum Gegenstand hatten. Roosevelt sagte, er wolle die Teilung

Deutschlands besprechen. Er meinte, Deutschland kˆnne in drei oder in f ̧nfzehn Teile zergliedert werden. Nach Roosevelts Vorschlag sollte man den Europ‰ischen Beratungsausschufl (EAC) anweisen, ̧ber dieses Problem zu berichten. Stalin stimmte zu, und da beide Parteien sich offenkundig daf ̧r stark machten, gab auch Churchill seine Zustimmung 6yu…wix„ F‚ OR

Wie der Gesandte John G. Winant erkl‰rte, hatte der Europ‰ische Beratungsausschufl die Frage der Teilung jedoch nicht aufgegriffen, weil der russische Vertreter diese Frage immer wieder abgew ̧rgt hatte. Mor- genthau wies darauf hin, dafl die Teheraner Weisung an den Ausschufl dem Auflenministerium anscheinend nicht bekannt sei. ìEden sagteî, laut Memorandum des Harry Dexter White, ìdafl es einige Gruppen in den USA sowie in England g‰be, die bef ̧rchteten, der Kommunismus kˆnne in Deutschland anwachsen, falls die Alliierten eine harte Politik verfolgen w ̧rden. Diese Gruppen glauben, es sei wichtig, ein starkes Deutschland als Schutz gegen eine mˆgliche Aggression Rufllands zu haben. Er sagte, es sei die Frage, ob eine grˆflere Gefahr von einem starken Deutschland oder von einem starken Ruflland ausginge. Er f ̧r seinen Teil glaube, dafl die grˆflere Gefahr von einem starken Deutschland ausgingeî 6yu…wix„ F‚ OR

Morgenthau kehrt nach Washington zurück

MORGENTHAU WAR ENTSETZT ̧ber die Verwirrung, die er in London wegen der Behandlung Deutschlands in der Nachkriegszeit vorfand. Bei seiner R ̧ckkehr nach Washington machte er daraus auch kein Geheimnis. Als er Cordell Hull am NU. August NVQQ in Washington aufsuchte, muflte der US- Auflenminister eingestehen, dafl man ihn niemals ̧ber den Inhalt des Teheraner Protokolls in Kenntnis gesetzt habe. Roosevelt erkl‰rte dagegen Morgenthau am NV. August zuversichtlich: ìGebt mir dreiflig Minuten Zeit mit Churchill, und ich kann das in Ordnung bringen.î Er f ̧gte dann hinzu: ìWir m ̧ssen Deutschland hart anpacken, und ich meine damit das deutsche Volk und nicht blofl die Nazis. Man mufl die Deutschen entweder kastrieren oder sie so behandeln, dafl sie nicht erneut Leute in die Welt setzen, die so handeln wollen, wie sie es in der Vergangenheit getan habenî 6yu…wix„ F‚ OT

Dann legte Morgenthau seinem Stab in groben Z ̧gen das dar, was sp‰ter sein ber ̧chtigter Plan werden sollte:

Eisxi‚ 3xƒsgr„ xegr ƒyvv„i i‚xƒ„rep„ qi€‚p„ ‡i‚hix ‡si ‡is„ iƒ ‡xƒgrixƒ‡i‚„ …xh h…‚grpr‚fe‚ sƒ„ 6i…„ƒgrvexh e…p isxi 3q‚e‚‡s‚„ƒgrep„ … ‚ih…si‚ix sx hi‚ 6i…„ƒgrvexh isx Dexh †yx uvisxix 4e…i‚xrpix ‡‚i yrxi q‚y exqiviq„i sxh…ƒ„‚sivvi Sx„i‚xirwix Reqif…gr @ Ey‚ qix„re…

Morgenthau klagte: ìAber, Herr Pr‰sident, niemand in Europa betrachtet die Frage von dieser Seite. In England will man Deutschland aufbauen, damit es die Wiedergutmachungen zahlen kann.î

Am ON. August diktierte der Kriegsminister, Henry L. Stimson, einen Vermerk f ̧r sein eigenes Tagebuch (jetzt in den Archiven der Universit‰t Yale), wonach er fernm ̧ndlich mit Roosevelts Sonderberater Harry L. Hopkins gesprochen habe: ìEr mˆchte, dafl ich mich mit Morgenthau ̧ber das Thema Deutschland unterhalte.î

Am OP. August mittags ging Stimson ins Weifle Haus, um den Pr‰si- denten aufzusuchen: ìEs ist das erstemal seit Juni, dafl ich ihn sehen konnte. Es gelang mir, ihm meine Ansicht klarzumachen, wie wichtig es ist, eine Entscheidung ̧ber unser beabsichtigtes Vorgehen in Deutschland zu treffen. Ich kehrte ins Ministerium zur ̧ck, und Minister Morgenthau kam zum Mittagessen in mein Dienstzimmer. Ich hatte dabei auch [John] McCloy zu Gast. [. . .] Morgenthau erz‰hlte mir, wie er in London erfahren habe, dafl die Teilung Deutschlands zwischen den drei Staatschefs in Teheran vereinbart worden sei. Obwohl diese Enth ̧llung eine riesige ‹berraschung f ̧r uns alle war, bin ich nicht sicher, dafl die drei Staatschefs dies als eine vollendete Tatsache betrachten; bei diesem Gespr‰ch mit Morgenthau stellte sich heraus, dafl die sogenannte Entscheidung von informellerem Charakter war, als ich es aus dem ersten Bericht McCloys an mich ̧ber Morgenthaus Neuigkeiten vor einigen Tagen entnommen hatte. An diesem Nachmittag setzte ich mich hin und versuchte, meine eigenen ‹berlegungen f ̧r eine Regelung der deutschen Frage in der Nachkriegszeit zu diktieren. [. . .]î

In diesem Dokument ìDarlegung f ̧r die Besprechung mit dem Pr‰si- denten am OR. Augustî listete Stimson ìeine Anzahl dringender Punkte zur amerikanischen Vorgehensweiseî auf, wie etwa die Besatzungszonen, die

Teilung Deutschlands und vor allem die ìPolitik zur Liquidierung Hitlers und seiner Bandeî. Seine Worte waren sehr deutlich. ìDie gegenw‰rtigen Richtlinien erscheinen als unzureichend, was das Vorgehen ̧ber eine Inhaftierung hinaus angeht. Unsere Offiziere m ̧ssen die Deckung kon- kreter Anweisungen haben, falls Erschieflen verlangt wird. Falls Erschieflen verlangt wird, so mufl es unverz ̧glich erfolgen, nicht nach dem Krieg.î Er stellte auch die Frage: ìWas gedenken US-Offiziere zu tun, um im Interesse der Wahrung von Recht und Ordnung das Lynchen zu unter- binden?î Reqif…gr @ Q„swƒyx

Mittlerweile konnte Morgenthau Roosevelt sprechen. Beim Mittag- essen am OQ. August im Weiflen Haus umrifl er Einzelheiten seines Plans f ̧r die Bestrafung und vˆllige Schw‰chung Deutschlands in der Nach- kriegszeit ñ ungeachtet der Wirkung, welche diese offene Wunde auf das ̧brige Europa haben w ̧rde. Am Morgen des OR. August suchte er Roosevelt erneut auf und ̧bergab ihm ein Memorandum zur Deutsch- landfrage 6yu…wix„ F‚ PM

Sp‰ter, am gleichen Tage, aflen Stimson und Morgenthau beim Pr‰sidenten zu Mittag. Der Kriegsminister warf die Frage der britischen und amerikanischen Besatzungszonen in Deutschland auf und dr‰ngte Roosevelt, es so einzurichten, dafl die Briten Norddeutschland besetzen w ̧rden. In seinem Tagebuch schrieb er: ìIch habe ferner betont, dafl bei einer Einnahme S ̧dwestdeutschlands durch uns wir in einem g ̧nstigeren Teil Deutschlands w‰ren und weiter entfernt von der schmutzigen Arbeit, welche die Russen eventuell bei den Preuflen in Ostdeutschland verrichten kˆnnten. Ich meinte zu glauben, dafl ich Eindruck auf ihn [Roosevelt] gemacht h‰tte, aber genau konnte ich es nicht sagen. Entweder dann oder bei der vorhergehenden Besprechung habe ich ihm ans Herz gelegt, wie wichtig es sei, Deutschland nur so zu teilen, dafl Ostpreuflen an Ruflland oder Polen, Elsafl-Lothringen an Frankreich und Schlesien mˆglicherweise an Polen komme, also ein Zurechtstutzen der ‰ufleren Grenzgebiete Deutschlands. Ginge man ̧ber solche Zuteilungen hinaus, so bef ̧rchte ich, dafl eine Teilung Deutschlands und eine Politik, die ihm die Industrie nehmen w ̧rde, seine ‹berschuflbevˆlkerung von PM Millionen Menschen dem Hungertod ausliefern w ̧rde. Ich beschrieb noch einmal, wie Deutschland in den Jahren zwischen NUTM und NVNQ aufgrund seiner Industrialisierung angewachsen war.î

Roosevelt beruft einen Kabinettsausschuß zur Deutschlandfrage

BESORGT DAR‹BER, DAfl in K ̧rze Alliierte Truppen ohne Richtlinien f ̧r ihr Vorgehen in Deutschland einziehen kˆnnten, schlug Stimson vor, Roosevelt solle einen Kabinettsausschufl einsetzen. Der Pr‰sident nahm den Vorschlag an, und dann gingen sie zusammen in die Kabinettssitzung. ‹ber diesen Termin machte der Marineminister Forrestal entsprechende Tagebuchvermerke 6yu…wix„i F‚ PN PO PP Ebenso tat dies der Land- wirtschaftsminister Claude Wickard 6yu…wix„ F‚ PQ Beide waren betroffen dar ̧ber, dafl Roosevelt darauf bestand, die Deutschen sollten sich in Zukunft zur Strafe aus Armen-K ̧chen ern‰hren. Die Eintragung im Tagebuch von Henry Stimson macht dies auch deutlich: ìGleich zu Beginn der Kabinettssitzung f ̧hrte Roosevelt diesen Punkt auf und sagte, er w ̧rde die Minister Hull, Morgenthau und mich als Mitglieder des Dreierausschusses benennen.î

Sp‰ter trafen sich Stimson und Morgenthau am Flughafen. ìIch hatte Gelegenheit, ein befriedigendes Gespr‰ch mit ihm zu f ̧hren, und zwar ̧ber Dinge, in welchen wir meist geteilter Meinung waren, n‰mlich ̧ber die Anwendung von ̧berm‰fligen Strafmaflnahmen gegen Deutschland, vor allem im wirtschaftlichen Bereich. Ich war bestrebt, hier zur Vorsicht zu raten.î

In einem darauffolgenden ìVermerk ̧ber ein Gespr‰ch mit dem Pr‰sidentenî vom OR. August glaubte Stimson, klargemacht zu haben, dafl die Strafmaflnahmen gegen einzelne erfolgen sollten und ìnicht in Form einer Zerstˆrung der Wirtschaftsstruktur Deutschlands, was schwerwieg- ende Folgen f ̧r die Zukunft nach sich ziehen kˆnnteî. ìHinsichtlich einer Teilung pl‰dierte Minister Stimson f ̧r ein Abtrennen von Gebieten und nicht f ̧r eine allgemeine Teilung. Sein Eindruck war, dafl der Pr‰sident darin zustimmen w ̧rde, dafl Deutschland als ein existenzf‰higer Staat erhalten bleiben solle. Der Pr‰sident zeigte sich durchaus interessiert an einer radikalen Behandlung der Gestapoî Reqif…gr @ Q„swƒyx

W‰hrend der letzten Augusttage verblieb Stimson auf seiner Farm und telefonierte ̧ber Geheimleitungen mit McCloy in Washington. ìVor allemî, diktierte Stimson in sein Tagebuch, ìwar mir daran gelegen, den

Gesichtspunkt, den ich eingebracht hatte, weiter zu verfolgen, dafl wir die gesamte Gestapo und vielleicht die SS-F ̧hrer internieren, sie dann scharf vernehmen sollten und als Hauptinstrumente der Hitlerschen Terrorherr- schaft in Europa unter Anklage stellen sollten. Ich glaubte, damit w ̧rden wir am richtigen Ende beginnen, n‰mlich mit der Hitler-Maschine, und so die Leute bestrafen, die hier unmittelbar verantwortlich waren, und dafl wir die Ermittlungen und Bestrafungen so weit wie mˆglich ausdehnen sollten. Ich fand um mich, vor allem bei Morgenthau, eine sehr erbitterte Atmosph‰re persˆnlicher Ressentiments gegen das ganze deutsche Volk ohne R ̧cksicht auf persˆnliche Schuld, und ich bef ̧rchte sehr, dafl dies in einen von unserem Volke ausgehenden Rachefeldzug m ̧ndet in Form plumper Maflnahmen im Bereich der Wirtschaft.î

Harry Dexter White entwirft den Plan

HARRY DEXTER WHITE stellte den ersten Entwurf des Plans am N. September NVQQ fertig 6yu…wix„ F‚ PR Unmittelbar darauf erfuhr die britische Gesandtschaft von dem, was Morgenthau vorhatte 6yu…wix„ F‚ PS Am O. September zog sich Morgenthau zum Labor-Day-Wochenende, einem amerikanischen Feiertag, auf seinen Landsitz zur ̧ck. White schickte ihm den fertigen Entwurf direkt dorthin. Pr‰sident Roosevelt und seine Frau fuhren von Hyde Park ins benachbarte Fishkill zu Morgenthaus, um dort unter den B‰umen Tee mit ihm zu trinken, wobei dieser dem Pr‰sidenten den Entwurf zeigte 6yu…wix„ F‚ PT

Die Gedankeng‰nge Roosevelts ̧ber Deutschland waren recht einfach: keine Flugzeuge, keine Uniformen, kein Marschieren. Morgenthau sagte: ìDas ist schon sehr interessant, Herr Pr‰sident, aber ich glaube nicht, dafl dies nur ann‰hernd weit genug geht.î Er wollte das Ruhrgebiet demontiert und die Maschinen an die notleidenden Nachbarn verteilt sehen. ìMir ist klar, dafl dies NU bis OM Millionen Leute arbeitslos machen w ̧rdeî, gestand er sorglos. ìAber es d ̧rfte England und Belgien zwanzig Jahre Wohlstand garantieren. Arbeitsf‰hige Deutsche kˆnnten nach Zentralafrika als Sklav- en zu ëirgendeinem groflen TVA-Projektí deportiert werden.î TVA war das Wasserkraftwerksprojekt der Tennessee Valley Authority, mit dem die Besch‰ftigung in den USA in Roosevelts ìNew Dealî gefˆrdert wurde. Dann machte er einen Gedankensprung und dachte jetzt ̧ber die Um-

erziehung der Deutschen nach. ìMan wird vˆllig neue Lehrb ̧cher entwerfen m ̧ssenî, sagte er Reqif…gr @ Ey‚qix„re…

Am Montag, dem Q. September, flog Stimson nach Washington zur ̧ck und hatte am gleichen Nachmittag eine Besprechung mit General Marshall: ìBesprach mit ihm meine Sorgen hinsichtlich der Behandlung der Deutschen und der Methode, nach der wir gegen die Gestapo ermitteln und diese dann bestrafen sollten. [. . .] Es war recht interessant festzustellen, dafl Offiziere der Armee in diesen Dingen das Gesetz eher achten als die Zivilisten, die ̧ber die Dinge reden und dann dabeigehen, jedem den Kopf abzunehmen, ohne Gerichtsverfahren und rechtliches Gehˆrî Reqif…gr @ Ey‚qix„re…

Zum Essen mit Morgenthau am gleichen Abend eingeladen, traf Stimson McCloy und Harry Dexter White vom Schatzministerium dort an. ìWir alle hatten das Gef ̧hlî, notierte Stimson, ìdafl die Behandlung der deutschen Frage mit Sicherheit zu einer scharfen Kontroverse f ̧hren w ̧rde. Morgenthau ist, nicht ohne Grund, sehr erbittert, und da er in Geschichte und erst recht in Wirtschaftswissenschaften ungen ̧gende Kenntnisse hat, wurde ganz klar, dafl er sich voll f ̧r eine Behandlung Deutschlands einsetzen w ̧rde, die ich f ̧r sehr unklug hielt. Aber im Laufe des Abends besprachen wir die Sache mit M‰fligung und gutem Willen, und mehr konnte man in dieser Lage nicht erwarten. Immerhin haben wir uns voll ̧ber die Frage der in Deutschland auszugebenden W‰hrung geeinigt, n‰mlich dafl wir Alliierte Milit‰r-Markst ̧cke zu einem NM-Cent- Wert f ̧r die Mark ausgeben sollten. Morgenthau w ̧nschte anfangs nur R Cent, um Deutschland durch einen niedrigen Kurswert der Mark zu bestrafen.î

Der Dreierausschufl des Kabinetts tagte zum erstenmal am R. Sep- tember NVQQ in der Behˆrde von Auflenminister Cordell Hull. Hull war vorsichtig. ìWir d ̧rfen noch keine Pl‰ne f ̧r die Teilung Deutschlands aufstellenî, sagte er, ìbis die Ansichten der Briten und Russen bekannt sind.î Stimson war in der Minderheit. Seine Meinung ̧ber den Morgen- thau-Plan war: ìDieser Vorschlag wird ungeheures Unheil heraufbesch- wˆrenî, so seine Tagebuchaufzeichnung. ìDie Deutschen werden dadurch zu permanenten Bettlern, und die dann aufkommenden Haflgef ̧hle und Spannungen werden die Schuld der Nazis verdunkeln und die Brunnen vergiften f ̧r einen k ̧nftigen Frieden.î

Morgenthau konterte unger ̧hrt: ìMein Plan wird die Deutschen

daran hindern, jemals wieder ihre Herrschaft mit Gewalt auszudehnen. Keine Sorge. Das ̧brige Europa kann ohne sie weiterleben!î

Stimson ̧berzeugte das nicht. ìDieser Plan wird einen Krieg nicht verh ̧ten, sondern herbeif ̧hren.î

ìEs ist schon sonderbarî, so schrieb er an Marshall, ìich bin der Chef des Ministeriums, dem das Tˆten in diesem Krieg obliegt, und doch bin ich der einzige, der anscheinend ̧berhaupt ein Erbarmen mit der Gegen- seite hat.î

Hulls Vorstellungen waren nicht weniger extrem als die von Morgen- thau.

Stimson kehrte in sein Arbeitszimmer zur ̧ck und diktierte folgenden Vermerk in sein Tagebuch: ìSobald ich mich der Besprechung anschlofl, wurde mir klar, dafl Morgenthau hinter den Kulissen herumgew ̧hlt hatte und durch Gespr‰che mit dem Pr‰sidenten und anderen den Weg f ̧r seine eigenen Ansichten gut geschmiert hatte. Wir konnten jedoch die W‰hrungsfrage im Sinne der Beschl ̧sse regeln, die wir am Abend vorher gefaflt hatten. Dann legte Hull den Entwurf einer Tagesordnung vor. [. . .] Und kaum hatte die Besprechung dar ̧ber eingesetzt, so nahm ich zu meinem groflen Erstaunen war, dafl Hull genauso erbittert ̧ber die Deutschen war wie Morgenthau und bereit, sich ̧ber alle Grunds‰tze hinwegzusetzen, die er in den zur ̧ckliegenden zwˆlf Jahren auf dem Gebiet des Handels verfochten hatte. Er und Morgenthau wollten Deutschlands riesiges Gebiet an der Ruhr und an der Saar vollkommen abwracken und diesen Raum in ein zweitklassiges Agrarland verwandeln, ohne R ̧cksicht auf all das, was dieses Gebiet bedeutete. [. . .] Hopkins ging immerhin so weit mit ihnen, dafl er die Stahlproduktion unterbinden wollte [. . .], womit ziemlich alles andere sabotiert worden w‰re. Ich befand mich mit meiner einen Stimme in der Minderheit und k‰mpfte entschieden, aber ohne jede Chance, gegen meine Kollegen. In all diesen vier Jahren, in denen ich hier war, hatte ich noch nie eine solch schwierige und unerfreuliche Sitzung, obwohl nat ̧rlich keine persˆnlichen Kr‰nkungen ausgetauscht wurden. Daf ̧r kannten wir einander viel zu gut. Doch waren wir in unseren Ansichten unversˆhnbar gespalten. Schliefllich wurde entschieden, dafl Hull dem Pr‰sidenten sein Memorandum senden sollte, w‰hrend jeder von uns seine eigene Stellungnahme dazu einreichen w ̧rde.î

Hull hatte eine Abhandlung mit dem Titel ìF ̧r den Pr‰sidenten

bestimmte Empfehlungen des Kabinettsausschusses hinsichtlich der Behandlung Deutschlandsî vorgelegt. In seiner Entgegnung vom R. Sep- tember verwarf Stimson dieses Papier ganz entschieden. ìIch kann den Vorschlag nicht als realistisch betrachten, dafl beim gegenw‰rtigen wirtschaftlichen Zustand der Welt ein derartiges Gebiet in ein unpro- duktives ëLand der Geisterí verwandelt werden sollte, wenn es doch zum Zentrum eines der industriell am hˆchsten entwickelten Erdteile geworden ist, bewohnt von Menschen mit Energie, Tatkraft und Fortschrittsgeist.î Bez ̧glich der Vernichtung der Kohlenbergwerke usw. f ̧gte er hinzu: ìEs ̧bersteigt meine Vorstellungskraft, solch ein Geschenk der Natur in einen Schutthaufen zu verwandeln.î

Listen mit zu liquidierenden Personen

AM S. SEPTEMBER NVQQ hatte der britische Botschafter, Lord Halifax, das britische Auflenministerium von all diesen Vorg‰ngen in Kenntnis gesetzt, und er stellte die pikante Frage: ìWen sollen wir erschieflen oder h‰ngen? Hier ist man der Meinung, dafl wir keine groflen Staatsprozesse f ̧hren sollten, sondern rasch vorgehen und die Dinge schnell erledigen. Die erst bevorzugte, dann aber fallengelassene Idee der Engl‰nder war, der Armee Listen in die Hand zu geben, nach denen bei Feststellung der Identit‰t die jeweilige Person umgelegt werden sollte. Was ist aus dieser Idee geworden? Welche Personengruppen sind, abgesehen von einzelnen, zu erschieflen?î 6yu…wix„ F‚ QM

Am gleichen Tage, dem S. September NVQQ, berief Roosevelt ̧ber- raschend den Dreierausschufl zu einer Konferenz ins Weifle Haus. Stimson schrieb: ìNach den Ereignissen des Vortages [. . .] rechnete ich damit, von dem ganzen Haufen einfach plattgewalzt zu werden. Aber die Sitzung verlief besser, als ich erwartet hatte. [. . .] Der Pr‰sident [. . .] griff dann die Frage der deutschen Wirtschaft auf, sah mich an und kam zur ̧ck auf den Vorschlag, den er einige Wochen vorher im Ministerrat gemacht hatte, dafl die Deutschen gl ̧cklich und friedlich aus Volksk ̧chen leben w ̧rden, wenn sie eben kein Geld verdienen kˆnnten. Er sagte, dafl unsere Vorfahren erfolgreich und gl ̧cklich ohne die vielen Luxusg ̧ter gelebt h‰tten, die wir heute f ̧r unentbehrlich hielten. [. . .] Da er seine Worte an mich richtete, ergriff ich nun die Gelegenheit und versuchte die Tatsache

einzubringen, dafl der einzige Punkt, der in unserer vorbereitenden Sitz- ung des Dreierausschusses gestern strittig war, der Vorschlag war, dafl das Ruhrgebiet und das Saargebiet Regionen nicht-industriellen Agrarlandes sein sollten. […] Ich sagte, ich sei vˆllig dagegen, ein solch grofles Geschenk der Natur zu zerstˆren und dafl man es nutzen solle f ̧r den Wiederaufbau dieser Welt, die das jetzt so dringend benˆtige. [. . .] Mor- genthau hatte ̧ber Hull ein Memorandum eingereicht, in welchem er sein Programm f ̧r Deutschland vorbrachte und zugleich das wiederholte, was er bereits m ̧ndlich bef ̧rwortet hatte, n‰mlich eine vollst‰ndige Ver- nichtung des Industriepotentials im Ruhrgebiet. […] Ich stellte dies heraus und k ̧ndigte meinen Widerstand dagegen an. Der Pr‰sident schien meine Ansicht hier zu teilen, erw‰hnte aber die Tatsache, dafl sich England nach dem Krieg in einer trostlosen Lage befinden w ̧rde. Er meinte, man kˆnne die Erzeugnisse des Ruhrgebietes dazu verwenden, Rohmaterial f ̧r die britische Stahlindustrie zu beschaffen. Ich sagte, ich h‰tte gewifl keine Einw‰nde dagegen, den Briten jede uns mˆgliche Hilfe zu gew‰hren, aber das w‰re ganz etwas anderes als das Ruhrgebiet auszulˆsehen, wie man vorgeschlagen h‰tte. [. . .] Ich wurde jetzt sogar literarisch, indem ich den Vergleich aus Charles Lambs Abhandlung ̧ber den Schweinebraten benutzte. Ich ersuchte den Pr‰sidenten dringend zu bedenken, dafl es sich hier um eine ‰uflerst verwickelte Wirtschaftsfrage handele und dafl ich ihn nur darum bitten wolle, dafl er nicht sein Haus in dieser Welt niederbrennen mˆge, um einen Schweinebraten f ̧r die Mahlzeit zu bekommen. Er hat die Pointe anscheinend begriffenî Reqif…gr @ Q„swƒyx

Am T. September NVQQ zeigte Stimson General Marshall das Memo- randum, das er zum Thema Deutschland geschrieben hatte. ìMarshall teilte voll und ganz meine Meinung, dafl M‰fligung in Wirtschaftsfragen bei der Behandlung des Gebietes an der Ruhr und Saar der einzig gangbare Weg sei. Ich zeigte ihm auch das Memorandum, das ich von Morgenthau bekommen hatte, in welchem dieser die Forderung erhob, die F ̧hrer der Nazi-Partei ohne Gerichtsverhandlung zu erschieflen, einfach auf der Basis, dafl die Weltmeinung eben von ihrer Schuld ̧berzeugt sei. Diese Forderung wurde so aufgenommen, wie ich erwartet hatte -vˆllige Zur ̧ck- weisung jeder Idee, dafl wir diesen Personen nicht einen fairen Prozefl geben sollten. [. . .] Aber um NN.QR Uhr erfuhr ich von McCloy, dafl Morgenthau noch immer verbissen bei seinen Kanonen stehe und den

Pr‰sidenten erneut aufgesucht h‰tte und eine erneute Verhandlung verlangt h‰tte [. . .]î.

Stimson begann nun ebenfalls nach Verb ̧ndeten zu suchen. ìEssen mit Mabel [Stimson] und [Felix] Frankfurter. Frankfurter erwies sich als die Hilfe, die ich in ihm erwartete. Obgleich Jude wie Morgenthau, behandelte er dieses Thema doch mit vˆlliger Unvoreingenommenheit und grofler Hilfsbereitschaft. Ich ging mit ihm die ganze Angelegenheit von Anfang an durch und las ihm die Ansichten Morgenthaus vor bez ̧glich des Ruhrgebietes sowie die Sache mit den Nazis. Auf beide Thesen reagierte er, indem er vor Erstaunen und Verachtung hˆrbar die Luft durch die Nase einzog. Er unterst ̧tzte vollst‰ndig meine Ansichten sowie die meiner Kameraden in der Armee, [. . .] es gehe um ein gerechtes Gerichtsverfahren. Man kˆnne sie nicht ohne Gerichtsverhandlung in den Tod verfrachten.î

Am V. September NVQQ lag der vollst‰ndige Morgenthau-Plan nun fertig vor. Bei einer Zusammenkunft mit Roosevelt am gleichen Tag zog Stimson dagegen ins Gefecht. ìStatt einer zweist ̧ndigen Konferenz mit dem Pr‰sidenten, wie Minister Morgenthau gew ̧nscht hatteî, so schrieb Stimson, ìverk ̧rzte sich unsere Besprechung auf etwa f ̧nfundvierzig Minuten, wobei diese Zeit haupts‰chlich von eigenen weitschweifigen Fragen und Bemerkungen des Pr‰sidenten in Anspruch genommen wurde. [. . .] Morgenthau erschien mit neuen Ausf‰llen gegen die Nazis und mit weiteren Ausf ̧hrungen zu seinen bisherigen Papieren ̧ber deren Behandlung. Als Leiter der Sitzung nahm Hull keinen f ̧hrenden Anteil, sondern safl schweigend, ohne viel zu sagen. Der Pr‰sident richtete die meisten seiner Bemerkungen an mich. Das einzige etwa, woran ich mich erinnere, war (N), dafl er seine Vorliebe f ̧r das F ̧ttern der Deutschen aus gewˆhnlichen Volksk ̧chen anstelle von schwerer Kost zum Ausdruck brachte und (O), dafl er von einer in Frankreich zu erwartenden Revolution verschont bleiben wolle. Das waren, soweit ich erkennen konnte, seine beiden festen Vorstellungen, und weiter hatte er zu dem ganzen Thema nichts im Sinnî Reqif…gr @ Q„swƒyx

Wie Morgenthaus Niederschrift zeigt, wollte Roosevelt ein dreigeteiltes Deutschland. Roosevelt bl‰tterte Morgenthaus Memorandum fl ̧chtig durch und setzte Morgenthau zu: ìWo ist das Uniform- und Marsch- verbot?î Morgenthau versicherte ihm, es sei alles da 6yu…wix„ F‚ QO An einer anderen Stelle rief Roosevelt aus: jm ̧brigen glaube ich an ein

landwirtschaftliches Deutschland.î
Mit dieser Konferenz hinter sich, ìt‰nzelte Rooseveltî, wie Stimson es

sp‰ter ausdr ̧ckte, ìzu dem Treffen in Quebecî und liefl Hull und Stimson zur ̧ck. Am NO. September NVQQ telegraphierte er an Morgenthau: ìSeien Sie bitte bis Donnerstag, NQ.V., mittags in Quebec.î Morgenthau nahm seinen Plan in einer Loseblattmappe mit nach Quebec.

“Mit semitischen Ressentiments belastet”

STIMSON WAR ERSTAUNT zu erfahren, dafl Roosevelt Morgenthau aufge- fordert hatte, nach Quebec zu kommen. ìObwohl er die Abhandlungen, die wir zu diesem Thema geschrieben haben, bei sich hatî, so schrieb Stimson am NP. September, ìhat er uns zu keiner weiteren Besprechung dieser Angelegenheiten aufgefordert. Statt dessen hat er offenbar heute Morgenthau eingeladen, oder dieser hat sich selbst eingeladen. Ich kann es einfach nicht glauben, dafl er Morgenthaus Ansichten folgen wird. Falls er es dennoch tut, wird es bestimmt eine Katastrophe.î

Und am NQ. September schrieb der Kriegsminister: ìEs ist haarstr‰u- bend. Hier ernennt der Pr‰sident einen Dreierausschufl mit Hull als Vorsitzendem, um in diesen Fragen so beraten zu werden, dafl mit ruhiger ‹berlegung gehandelt werden kann. Und wenn er nach Quebec reist, nimmt er den Mann, der in Wirklichkeit die Minderheit vertritt und so mit seinen semitischen Ressentiments belastet ist, dafl er dem Pr‰sidenten zu diesem Zeitpunkt ein sehr gef‰hrlicher Berater ist. Und Hull hat man zu Hause gelassenî Reqif…gr @ Q„swƒyx

Die Quebec-Konferenz vom September 1944

IN QUEBEC WAREN sowohl Churchill wie auch Roosevelt kranke M‰nner. Churchill wurde nur mit M & B-Sulfonamid-Drogen in Gang gehalten. Das groflartige Gehirn Roosevelts war schon so verfallen, dafl er bei einem Bankett im August auf den selben isl‰ndischen Premier-Minister zweimal in zwanzig Minuten einen Toast ausbrachte 6yu…wix„ F‚ PM Beide waren wie Knete in den H‰nden bˆser Menschen. Roosevelt verbarg sein

morsches Gehirn hinter einer Maske sorgloser Gutm ̧tigkeit. Am NP. September wandte er sich zu seinem widerlichen Hund Falla und befahl ihm, auf Morgenthau zeigend: ìSag Hello zu deinem Onkel Henry!î 6yu…wix„ F‚ QR

Die beiden Staatschefs erreichten Quebec am Morgen des NN. Sep- tember NVQQ. Es ergab sich, dafl Roosevelts Zug f ̧nfzehn Minuten vor Churchills Zug (NM.NR) in den Bahnhof einlief ñ mehr durch Vorplanung als durch Zufall, wie Roosevelt dem kanadischen Premier-Minister Mackenzie King gegen ̧ber so offen zugab, dafl es diesem den Atem verschlug und er in sein Tagebuch schrieb: ìMir schien es, als ob der Pr‰sident glaubte, er sei in seinem eigenen Lande.î Roosevelt war am Kˆrper und im Gesicht viel magerer geworden und hatte etwa dreiflig Pfund verloren. Seine Augen waren verzerrt, sein abgeh‰rmtes hageres Gesicht von einer sonnenlosen Bl‰sse ̧berzogen. Er erschien seinem erschrockenen Gastgeber Mackenzie King deutlich gealtert und verbraucht. Die Schm‰hungen im Wahlkampf, er sei ein ìseniler, alter Mannî, hatten ihn tief getroffen.*

Mackenzie King gegen ̧ber lobte Churchill Kanadas Kriegsbeistand und w ̧rdigte insbesondere die unl‰ngst von Kanada an England gew‰hrte Finanzhilfe. Er erkannte auch an, dafl Kanada ein wenig hatte vertuschen m ̧ssen, um das zu geben, was es gegeben hatte EeguixsiCsxqReqi f…gr NN Qi€„iwfi‚ NVQQ Am Ende seines Aufenthalts sagte Churchill zu Mackenzie King, dafl England nie vergessen w ̧rde, wie Kanada geholfen habe. Er sagte: ìEs ist so, wir sind die einzige Schuldnernation, die aus dem Krieg hervorgehen wird.î Nun m ̧sse Groflbritannien seinen Exporthandel ausdehnen und seine Industrien aufbauen. Indem er Kanadas finanzielle Hilfe an Groflbritannien meinte, sagte Churchill: ìWie ich erfahre, mufl dies gegenw‰rtig geheimgehalten werden.î

Sie aflen in der Zitadelle zu Mittag und sprachen ̧ber prominente Personen in diesem Krieg, de Gaulle und Tschiang-Kai-Schek. Churchill schmeichelte Roosevelt und sagte, dieser sei der F ̧hrer der st‰rksten Milit‰rmacht der Erde ñ auf dem Land, zur See und in der Luft. Churchill sah besser aus und war dabei, sich einige Gl‰ser Whisky und Branntwein zu genehmigen.

Selbst f ̧r die kanadischen Gastgeber war es schwer, hinter die Absichten Churchills und Roosevelts zu kommen. Mackenzie King war

* Tageb ̧cher von Mackenzie King; H. H. Arnold; Leahy und anderen Teilnehmern d. Gipfeltreffens.

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erm ̧det, die Augen und der ganze Kˆrper schmerzten ihn in seinem Alter. Nach dem Mittagessen schob Mrs. Roosevelt den Pr‰sidenten in seinem Rollstuhl zu dem Platz, wo Churchill seine von England mitgebrachten Modelle der Invasionsausr ̧stung f ̧r den D-Tag* hatte ñ eine Schenkung f ̧r die Hyde-Park-Bibliothek. Als sich Roosevelt vorbeugte, um sie zu betrachten, standen Schweiflperlen auf seiner Stirn. Dann wurde er zu seiner Nachmittagsruhe weggefahren. Sir John Dill nahm Mackenzie King beiseite und sagte ihm, er habe den Eindruck, dafl Churchill diesen Krieg ìgeniefleî. ìDas ist klarî, best‰tigte Mackenzie King, ìdas ist sein Lebensatem.î

Am darauffolgenden Tag, dem NP. September, begann es gegen Mittag zu regnen. Morgenthau traf in Quebec ein. Das ̧ber der Konferenz dro- hend h‰ngende Problem war die Finanzierung der Kriegsanstrengungen. Kanada wurde nun aufgefordert, seine Streitkr‰fte in den S ̧den des Stillen Ozeans zu entsenden, aber Mackenzie King sah ungeheuere politische Schwierigkeiten aus der F ̧hrung weiterer imperialistischer Kriege er- wachsen ñ die Kanadier w ̧rden sich niemals damit abfinden, dafl ihre Steuergroschen f ̧r den Schutz Indiens oder die Wiedereroberung Burmas und Singapurs verwendet w ̧rden. Hˆhnisch griente Roosevelt Morgen- thau an: ìEr wisse nunî, warum sich die Briten am Krieg im Pazifik beteiligen wollten. ìSie wollen blofl Singapur zur ̧ck habenî 6yu…wix„ F‚ RR

An diesem NP. September waren FDR und Churchill in der Zitadelle an der Tafel geblieben. Gegen OM.MM Uhr dinierten sie mit Morgenthau, Cher- well und anderen Mitgliedern ihres Stabes. Mackenzie King ging um ON Uhr weg und fand sie um OP.PM Uhr immer noch dort im Gespr‰ch. ìChurchill safl dem Pr‰sidenten unmittelbar gegen ̧berî, schrieb Mac- kenzie King in seinem Tagebuch, ìund es schien so, als redeten beide zu den verschiedenen Anwesenden, darunter Morgenthau, Lord Cherwell, Lord Leathers, Lord Moran und zwei oder drei anderen: Morgenthau kam heute nachmittag an. Anthony Eden soll morgen fr ̧h eintreffenî 6yu… wix„ F‚ QT

Morgenthaus Aufzeichnungen zeigen, dafl man ̧ber Deutschland sprach. Churchill sagte gereizt: Wieso besprechen Mitglieder meines Kabi- netts Pl‰ne f ̧r Deutschland, ohne sie zun‰chst mit mir besprochen zu

* Anm. d. ‹.: D-day = im Engl. Doomsday, der biblische Tag des J ̧ngsten Gerichts; Deckname f ̧r die Invasion der Alliierten in Frankreich am S.S.NVQQ.

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haben?î Roosevelt erkl‰rte, dafl Morgenthau gerade zu diesem Zweck von Washington hergekommen sei. Morgen w ̧rde sich Morgenthau unter vier Augen mit Cherwell dar ̧ber unterhalten.

Churchill fragte FDR herausfordernd: ìWarum sprechen wir nicht jetzt ̧ber Deutschland?î Darauf bat Roosevelt Morgenthau, seinen Plan darzulegen.

Bemerkenswerterweise war die erste Reaktion Churchills feindselig. Als der amerikanische Schatzminister begann, Einzelheiten ̧ber die Demon- tage des Ruhrgebiets vorzulegen, war Churchill schockiert und unterbrach ihn. Er war rundweg dagegen; alles, was nˆtig sei, w‰re die Ausschaltung der deutschen Waffenproduktion. Nach Morgenthaus Vorschlag zu handeln (so stichelte Churchill gegen ̧ber dem Schatzminister Roosevelts, der Jude war), w‰re ìunnat ̧rlich, unchristlich und unnˆtigî. Er bezwei- felte auch, dafl es helfen w ̧rde, selbst wenn s‰mtliche ehemaligen Stahl- m‰rkte Deutschlands nunmehr England zugute k‰men. ìIch betrachte den Morgenthau-Plan mit soviel Begeisterung, als wenn ich mich mit Handschellen an einen toten Deutschen ketten w ̧rdeî, sagte er sarkast- isch. Er war trotzig, sogar verletzend und griff an einer Stelle Roosevelt besonders beiflend an. ìHaben Sie mich deshalb gebeten, diesen langen Weg hierher zu machen?î An einer anderen Stelle wandte er sich an die amerikanischen Vertreter insgesamt: ìFalls Sie nicht etwas f ̧r Grofl- britannien unternehmen, werden die Briten eben den Goldstandard verlassen m ̧ssen und weitgehend innerhalb des Empire Handel treiben.î

Der Professor (Cherwell) warf einen d ̧steren Blick auf seinen Prem- ier-Minister, aber Admiral Leahy, Stabschef des Pr‰sidenten, stellte sich auf die Seite Churchills. Roosevelt schwieg sich aus. Das war seine Art; er hatte das Seine hinter den Kulissen getan. Auf einmal ging man zum Thema Indien ̧ber und sprach eine Stunde lang dar ̧ber. Churchill ‰rgerte sich ̧ber Roosevelts Weigerung, die Verwaltungsprobleme zu verstehen, welche die Engl‰nder in einem Subkontinent zu bew‰ltigen hatten, wo die Geburten- und Sterblichkeitsraten hoch waren und das Volk sich gleichg ̧ltig gegen ̧ber der Armut und unwissend in Sachen Krankheiten verhielt. ìIch werde den Vereinigten Staaten die H‰lfte von Indien zur Verwaltung ̧berlassenî, schleuderte Churchill Roosevelt entgegen, ìund wir werden die andere H‰lfte nehmen. Dann wollen wir sehen, wer besser abschneidetî 6yu…wix„ F‚ QS

‹berrascht ̧ber Churchills feindselige Haltung zum Plan, meinte

Cherwell, Churchill habe den Sinn von Morgenthaus Ausf ̧hrungen wohl nicht ganz verstanden. Am n‰chsten Morgen (NQ. September) entschuld- igte er sich bei Morgenthau in einem Gespr‰ch unter vier Augen mit vielen Worten f ̧r Winstons Benehmen beim Essen. Er versprach, er w ̧rde versuchen, den Plan in eine f ̧r den Premier-Minister etwas attraktivere Form zu kleiden 6yu…wix„ F‚ QU

Churchill verstand nun, was er verstehen sollte, und gab klein bei. Er schrieb sp‰ter in seinen Kriegsmemoiren: ìWir hatten noch viel von Herrn Morgenthau zu verlangen.î

Als Roosevelt und Churchill am selben Tag dann sp‰ter die Deutsch- landpolitik besprachen, erkl‰rte sich Churchill nun mit dem Plan einver- standen, wie er ihm von Lord Cherwell umrissen worden war. Cherwell wurde angewiesen, ein unterschriftsreifes Memorandum aufzusetzen und es Churchill vorzulegen 6yu…wix„ F‚ QV

Zwischendurch fragte Mackenzie King, wie lange der Krieg wohl noch dauern w ̧rde. Churchill bef ̧rchtete, dafl er sich mˆglicherweise hinziehen werde ñ die Deutschen kˆnnten in den Alpen oder sonstwo aushalten. ìHitler und seine Meute wissen, dafl sie ihr Leben schon verwirkt habenî, sagte er. ìSie werden also bis zum bitteren Ende k‰mpf- en. Es kann sein, dafl wir uns irgendwann darauf einzurichten haben, dafl der Krieg de facto gewonnen ist und dafl wir lediglich weiterhin hier und da mit S‰uberungsaktionen befaflt sind.î Auf die Frage, was mit Deutschland gemacht werden solle, erwiderte Churchill, man w ̧rde nicht versuchen, das Land unmittelbar durch Alliierte Streitkr‰fte zu verwalten. Die Deutschen sollten selbst ihre eigenen Landsleute in Zaum halten. ìSie sind eine Rasse, die so was liebend gern machtî, sagte er. ìNach der Niederlage ein Quentchen Autorit‰t zu bekommen und diese dann ̧ber andere auszu ̧ben.î Er stellte sich flakturm-‰hnliche Zentralbauten um die verschiedenen St‰dte vor. Sollte es irgendwelche Schwierigkeiten mit den Deutschen geben, kˆnnte man ihnen mit einer ˆrtlich begrenzten Beschieflung drohen. Falls sich das Problem nicht auf diese Weise beheben liefle, kˆnnten sie eine sehr wirksame Bombardierung aus den Wolken erleben. ìEr glaubte nicht an eine Fortsetzung aktiver K‰mpfeî, schrieb Mackenzie King nach dieser Besprechung 6yu…wix„ F‚ RM

Churchill nahm in der Zitadelle ein Nickerchen, hatte einen tiefen Traum und kam erst sp‰t zum Essen herunter. ìTausende von Meilen bin ich weggewesenî, sagte er zur Entschuldigung. Er safl Roosevelt und

Morgenthau gegen ̧ber.
Einige Stunden vorher war Anthony Eden ñ von Churchill aus London

herbeordert -in Quebec angekommen. Er safl links neben Roosevelt, vˆllig erschˆpft nach einem achtzehnst ̧ndigen Flug in einem Liberator-Bomb- enflugzeug. Churchill war in guter Stimmung. Der kanadische Prernier- Minister freute sich, wie gut er aussah, und vermutete als Grund, dafl ihm in Kanada weniger Alkohol zur Verf ̧gung stand.

Am NR. September um NN.MM Uhr vormittags, auflerhalb der moment- anen Reichweite von Churchill und Eden, nahm Morgenthau Lord Cherwell und Harry Dexter White mit auf sein Zimmer, las den Entwurf des Professors (Cherwell) vor und bekundete sein Miflfallen. Der Entwurf bedeute ìzwei Schritte r ̧ckw‰rtsî.

Seit der letzten Besprechung, fuhr er fort, schien Churchill den Plan akzeptiert zu haben und hatte sich selbst vielversprechend dahingehend ge‰uflert, Deutschland in ein Agrarland zur ̧ckzuverwandeln, wie es dies bis zum letzten Viertel des NV. Jahrhunderts gewesen war. Morgenthau forderte Lord Cherwell und Harry Dexter White auf, diesen Entwurf als erledigt wegzutun und zu den beiden Staatschefs zur ̧ckzukehren, um neue Weisungen zu holen 6yu…wix„ F‚ RS

Als Churchill am NR. September in Anwesenheit von Henry Morgen- thau und Harry Dexter White mit Roosevelt mittags zusammentraf, standen f ̧r ihn eindeutig die finanziellen Probleme Groflbritanniens im Vordergrund und nicht die Zukunft Deutschlands. Roosevelt las den Entwurf des Pacht- und Leih-Abkommens f ̧r Phase II durch und geneh- migte ihn mit einer geringf ̧gigen ƒnderung. Aber jedesmal, wenn er drauf und dran schien, den Entwurf zu unterzeichnen, unterbrach er sich mit einer neuen Anekdote ñ er befand sich in einer seiner gespr‰chigen Phasen, wie Morgenthau es bezeichnete. Churchill konnte sich nicht mehr beherrschen. ìWas soll ich nun eigentlich tunî, rief er nervˆs aus. ìM‰nnchen machen und betteln wie Falla?î 6yu…wix„ F‚ RR Roosevelt genofl jeden Augenblick der erniedrigenden Notlage Churchills ñ d. h. Groflbritanniens. Aber dann unterschrieb er endlich: GC 86P. Churchill setzte hinzu: U5 NRV 7sxi Cy€si hsiƒiƒ 6yu…wix„ƒ fipsxhi„ ƒsgr ifix pevvƒ fis hix 8y‚‚iƒ„evHe€si‚ix’ ƒsiri e…gr heƒ Reqif…gr †yx Dier‰ †yw NV Gu„yfi‚ NVQQ

Eine Last fiel Churchill von der Seele. R ̧hrung ̧bermannte ihn, und Morgenthau sah Tr‰nen in den Augen des alten Mannes. ‹berschwenglich

dankte er Roosevelt nach der Unterzeichnung und sagte, es sei etwas, was sie beide jeder f ̧r sein Land t‰ten.

Churchill und Roosevelt unter- zeichnen den Morgenthau-Plan

NOCH BEI DIESER Mittagskonferenz am NR. September NVQQ und wohl- wollend gelaunt wandte sich Churchill an Lord Cherwell. ìWo sind die Unterlagen ̧ber die Sache mit der Ruhr?î fragte er. Der ìProf.î und Morgenthau waren ̧bereingekommen zu sagen, dafl sie diese nicht h‰tten; denn der Amerikaner hatte beim Durchsehen von Cherwells Entwurf den Text als zu verw‰ssert empfunden. (ìIch dachte, wir kˆnnten Churchill dazu bewegen, viel weiter zu gehenî, vermerkte er sp‰ter.)

Churchill war ‰rgerlich ̧ber diese Panne. Roosevelt bemerkte launisch, der Plan sei wohl deswegen nicht fertig, weil Morgenthau ìin die vorher- gehende Diskussion zu viele schmutzige Geschichtchen eingestreut h‰tteî.

ìAlso gutî, unterbrach ihn Churchill mit Ungeduld, ìdann werde ich ihn neu formulieren.î

Dies tat er mit Nachdruck. Dann forderte er den Professor und Mor- genthau auf, den Raum zu verlassen und das Memorandum neu zu diktieren. Als die beiden Herren wieder hereinkamen, entsprach der neue Entwurf 6yu…wix„ F‚ RT immer noch nicht Churchills neuer Stimm- ungslage.

ìNeinî, sagte er, ìso geht das ̧berhaupt nicht.î Morgenthau bef ̧rch- tete das schlimmste, aber dann hˆrte er Churchill hinzuf ̧gen: ìEs ist nicht drastisch genug. Ich will es Ihnen zeigen, wie ich es mir vorstelle.î Er rief nach seinem Stenographen und diktierte dann selbst ñ gar nicht so schlecht, wie Morgenthau meinte:

4is isxi‚ Cyxpi‚ix ‡sƒgrix hiw H‚ƒshix„ix …xh hiw H‚iwsi‚Esxsƒ„i‚ fi‚ hsi fiƒ„ix Eexerwix …‚ Ti‚ rsxhi‚…xq isxi‚ i‚xi…„ix Usihi‚e…p‚ƒ„…xq sx 6i…„ƒgr vexh ‡e‚ xegr hi‚ix 6ep‚rev„ix hsi uxp„sqi 9iƒ„ev„…xq hiƒ P…r‚ …xh Qee‚qifsi„ƒ isx ‡iƒix„vsgri‚ 8eu„y‚   

Unter den Zuhˆrern befand sich auch Eden, der soeben nach einem achtzehnst ̧ndigen Flug aus London eingetroffen war. Dafl Eden immer mehr erblaflte, kam nicht nur von seiner Reisekrankheit. Er hˆrte dies hier

zum erstenmal.
Churchill fuhr fort: 6si Disgr„squis„ ws„ hi‚ ƒsgr hsi wi„evv…‚qsƒgri

griwsƒgri …xh iviu„‚sƒgri Axh…ƒ„‚si   
Ax 6i…„ƒgrvexh warf Roosevelt ein, weil er an ganz Deutschland

dachte und nicht nur an die Industrien an Ruhr und Saar.

6si Disgr„squis„ ws„ hi‚ ƒsgr hsi wi„evv…‚qsƒgri griw sƒgri …xh iviu„‚sƒgri Axh…ƒ„‚si sx 6i…„ƒgrvexh †yx 8‚sihixƒ … C‚siqƒ‡iguix …wƒ„ivvix v„ ‡…‚hi …xƒ fi‚is„ƒ h…‚gr fs„„i‚i 7‚per‚…xq fisqif‚egr„ Eex he‚p e…gr xsgr„ †i‚qiƒƒix he hsi 6i…„ƒgrix isxix q‚yix Risv hi‚ Axh…ƒ„‚six P…vexhƒ …xh exhi‚i‚ …xƒi‚i‚ Ti‚fxhi„ix hsi ws„ 6i…„ƒgrvexh fixegrfe‚„ ƒsxh †i‚‡ƒ„i„ refix …xh iƒ sƒ„ x…‚ ‚igr„ …xh fsvvsq he hsiƒi ƒy qiƒgrhsq„ix Dxhi‚ fi‚igr„sq„ ƒisx ƒyvv„ix hsi Eeƒgrsxix hsi ƒsi f‚e…grix ‡iq…xirwix …w hsi i‚vs„„ixix Ti‚v…ƒ„i ‡sihi‚ e…ƒ… qvisgrix 6si Axh…ƒ„‚six ex hi‚ P…r‚ …xh sw Qee‚qifsi„ …w hsi iƒ ƒsgr rsi‚ rexhiv„ wƒƒix heri‚ ƒ„svvqiviq„ …xh qex qiƒgrvyƒƒix ‡i‚hix Eex ‡e‚ hi‚ Eisx…xq he hsiƒi fishix 9ifsi„i tiwexhiw …x„i‚ hi‚ Gfi‚ryris„ hi‚ Uiv„ y‚qexsƒe„syx …x„i‚ƒ„ivv„ ‡i‚hix w„ix hi‚ hsi 6iwyx „eqi hsiƒi‚ Axh…ƒ„‚six … fi‚‡egrix …xh e…i‚hiw ƒsgri‚…ƒ„ivvix r„„i he ƒsi xsgr„ h…‚gr s‚qixh‡ivgri @sx„i‚vsƒ„ ‡sihi‚ e…pqife…„ ‡‚hix

6siƒiƒ H‚yq‚eww …‚ 3…ƒƒgrev„…xq hi‚ …‚ C‚siq pr‚…xq qiisqxi„ix Axh…ƒ„‚six ex hi‚ P…r‚ …xh sw Qee‚ qifsi„ siv„ he‚e…p ef 6i…„ƒgrvexh sx isx Dexh …w…‡ex hivx heƒ sx ƒisxiw 5re‚eu„i‚ †y‚‡siqixh †yx 3gui‚fe… …xh Tsir…gr„ qi€‚q„ sƒ„

6i‚ H‚iwsi‚Esxsƒ„i‚ …xh hi‚ H‚ƒshix„ ƒ„sww„ix sx hsiƒiw H‚yq‚eww fi‚isx 6yu…wix„ F‚ RU †qv e…gr 6yu…wix„i RV …xh SM

Eden war entsetzt. Erregt rief er Churchill zu: ìDas kˆnnen Sie doch nicht tun! Sie und ich haben ˆffentlich doch genau das Gegenteil gesagt!î Es kam zwischen den beiden M‰nnern zu einer heftigen Ausein- andersetzung. Es war ziemlich peinlich. Aber Churchill beharrte darauf, dafl man nur so den Deutschen den Exportmarkt abnehmen kˆnne.

ìWoher wissen Sie, was das ist und wo er ist?î fragte Eden bissig. Worauf Churchill gereizt erwiderte: ìNun, wir werden ihn bekommen, wo immer er ist.î

Er nahm einen Federhalter und unterzeichnete das Dokument mit

seinen Initialen. Roosevelt hatte bereits das gleiche getan: ìOK, FDRî und ìWC, NR.V.î

“Wildgewordenes Semitentum”

SOFORT GINGEN ABSCHRIFTEN ans Kriegskabinett nach London. Dar ̧ber gibt es keinen Zweifel. Die Urkunde war auf lange gr ̧ne Telegrammbˆgen getippt und befindet sich sowohl bei den Privatpapieren Edens in der Universit‰t zu Birmingham wie auch in den Unterlagen von Lord Cherwell in der Universit‰t Oxford 6yu…wix„i F‚ RV SM Die Ministerien in Washington bekamen ebenfalls Ausfertigungen.* Am NR. September NVQQ hatte Roosevelt sie an Hull mit folgender einleitenden Erkl‰rung ̧bersandt: ìNach vielen langen Gespr‰chen mit dem Premier-Minister und Lord Cherwell ist die Grundsatzfrage von Pl‰nen f ̧r die Nachkriegsindustrie durch die nachstehenden Memoranden gelˆst worden. Das Ergebnis kann als voll befriedigend angesehen werden, und ich glaube, dafl Sie den Grundgedanken gutheiflen werden, die Gebiete an Ruhr und Saar usw. nicht wiederaufzubauen.î

Da er wuflte, dafl Eden vor ihm nach London zur ̧ckkehren w ̧rde, wandte sich Churchill an seinen Auflenminister und sagte: ìIch hoffe doch, Anthony, dafl Sie in dieser Sache nichts im Kriegskabinett unter- nehmen werden, falls Sie eine Gelegenheit sehen, die Sache einzubringen. Letzten Endes steht hier die Zukunft meines Volkes auf dem Spiel, und wenn ich zu w‰hlen habe zwischen meinem Volke und dem deutschen Volk, dann werde ich mich f ̧r mein eigenes Volk entscheiden.î

F ̧r den Rest des Tages war Eden schlechter, Laune und eingeschnappt wie ein Kind.

Morgenthau aber war begeistert, besonders durch die unerwartete Zugabe, dafl Churchill dieses infame Memorandum auch noch selbst

* Weitere Ausfertigungen und Abschriften dieser Urkunde befinden sich u. a. in folgen- den Aktenbest‰nden und Unterlagen: Archiv der Dwight-D.-Eisenhower-Bibliothek, Ordner NRO: Morgenthau-Plan; desgl. Ordner TS: Morgenthau; Henry Morgenthaus Buch ìDeutschland ist unser Problemî, New York NVQR; Lord Cherwells Nachlafl, Nuffield College, Universit‰t Oxford; Akten des Ausw‰rtigen Amtes, London; Forrestal-Tagebuch, OM. Oktober (ìMorgenthau […] ̧berreichte mir eine Kopieî), Universit‰t Princeton; Morgenthau-Papiere, Tagebuch, S. NQRQ/NQRR, NR. September NVQQ, F.-D.-Roosevelt-Biblio- thek.

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diktiert hatte. So konnte dieser sich sp‰ter kaum noch davon distanzieren. Danach aflen Morgenthau und Lord Cherwell zu Mittag.
Am gleichen Nachmittag, es war immer noch der NR. September NVQQ,

sah sich Roosevelt die Karte f ̧r das Nachkriegsdeutschland an, welche die Vereinten Generalstabschefs entworfen hatten. Er fand sie ìabscheulichî, wie er Morgenthau erz‰hlte. Der Pr‰sident nahm drei Farbstifte und skizzierte, wo er die britischen und amerikanischen Armeen in Deutsch- land sehen wollte. Er wartete, bis der Premier-Minister guter Laune und alles andere erledigt war und zeigte ihm dann die Karte. Churchill stimmte zu. Auch Admiral Leahy war damit zufrieden und erkl‰rte Morgenthau, da ja die Briten die Ruhr und das Saargebiet zu besetzen h‰tten, w ̧rde ihnen auch das Odium zufallen, den Morgenthau-Plan durchzuf ̧hren.

Henry Stimson, der wegen eines Orkans das Wochenende ̧ber auf seinem Landsitz festsafl, erfuhr nun vom Triumph Morgenthaus in Quebec. In sein Tagebuch schrieb er: ìAm Sonnabend oder Sonntag [NS.- NT. September] erfuhr ich aus einem Ferngespr‰ch mit McCloy, dafl der Pr‰sident eine Entscheidung zustande gebracht hat, die hinsichtlich der Behandlung Deutschlands eindeutig gegen uns ausgefallen ist. Anschein- end ist er voll auf das Vorhaben Morgenthaus eingeschwenkt und hat dabei Churchill und Lord Cherwell mit sich gezogen. [. . .] Aber die Lage ist ziemlich ernst, und eine Vorahnung hing das ganze Wochenende schwer ̧ber mir, wie eine Wolke. Der Gedanke ist einfach schrecklich, dafl die gesamte Macht der Vereinigten Staaten und des britischen Kˆnigreichs in einer solch kritischen Angelegenheit in den H‰nden zweier M‰nner ruht, die sich beide ‰hnlich sind in ihrer Sprunghaftigkeit wie auch in ihrem Mangel, systematisch an die Dinge heranzugehen. [. . .] Ich habe noch keinen Menschen getroffen, der nicht von der ëkarthagenischení* Haltung des Schatzministers entsetzt w‰re. Es handelt sich um ein vor Rachsucht wild gewordenes Semitentum; und wenn diese Haltung tats‰chlich verwirklicht werden sollte (ich kann aber einfach nicht glauben, dafl es dazu kommt), dann wird dies so sicher wie das Amen in der Kirche die Saat legen f ̧r einen neuen Krieg in der n‰chsten Generation. Und doch haben diese beiden M‰nner in einer kurzen Zusammenkunft in Quebec

* Das Wort bezieht sich auf den Ausspruch des rˆmischen Politikers M. P. Cato (OPQñNQV v. d. Ztr.): ìCeterum censeo Carthaginem esse delendamî (Im ̧brigen bin ich der Meinung, dafl Karthago zerstˆrt werden mufl). Cato soll dieses Wort bei jeder sich bietenden Gelegenheit gebraucht haben. Im dritten Punischen Krieg wurde dann Karthago tats‰chlich zerstˆrt und als wirtschaftlicher Konkurrent Roms ausgeschaltet.

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diesen Schritt getan, obwohl sie keine Berater, sondern nur Ja-Sager um sich hatten und obwohl beim Pr‰sidenten kein Kabinettsmitglied aufler Morgenthau anwesend war. Und sie haben Anweisungen zur Ausf ̧hrung gegeben.î

Das Ende der Konferenz

ALS DER US-LUFTWAFFENBEFEHLSHABER General Arnold am NS. September NVQQ mittags zu einer abschlieflenden gemeinsamen Besprechung mit Roosevelt und Churchill in der Zitadelle eintraf, hatte er den Eindruck, dafl der Pr‰sident ìsehr schlechtî aussah. ìEr war kraftlos, hatte kein Kon- zentrationsvermˆgen und war auflerstande, seine ̧blichen kleinen Witzchen zu machen. Er schien mit seinen Gedanken ganz woanders zu sein. In seinem Ruhebed ̧rfnis schlofl er die Augen ˆfter als sonstî 3‚xyvhReqif…gr

Am Abend fuhr Roosevelt zu seinem Hyde-Park-Anwesen. Churchill kam dort am Morgen des NU. September hinzu. An diesem NU. September unterzeichneten Churchill und Roosevelt ihr Geheimabkommen ̧ber die Atombombe: ìSie kˆnnte vielleicht nach reiflicher ‹berlegung gegen die Japaner eingesetzt werden.î Es sollte auflerdem eine ìvolle Zusammen- arbeit zwischen den Vereinigten Staaten und der britischen Regierungî bei der Weiterentwicklung der Bombe in der Nachkriegszeit und ihrer kommerziellen Ausnutzung bestehen. (Da weder der Nachfolger Church- ills noch Roosevelts von diesem Geheimabkommen etwas wuflten, sollte es keine Ber ̧cksichtigung finden.)

Nach dem Essen am NV. September NVQQ fuhr Churchill mit dem Zug nach Staten Island. Am n‰chsten Morgen ging er auf der Hˆhe von New York an Bord der ìQueen Maryî zur R ̧ckreise nach England. Lord Cher- well, seine graue Eminenz, blieb in Washington zur ̧ck.

Roosevelt befand sich immer noch unter dem Einflufl Morgenthaus. Am OM. September berichtete John McCloy Stimson, der dies in sein Tage- buch eintrug, er habe von Halifax und Sir Alec Cadogan erfahren, dafl der Pr‰sident ganz fest entschlossen sei, ìdie Nazi-F ̧hrer ohne Gerichtsver- fahren erschieflen zu lassenî.

Im Anschlufl an Quebec nahm in Washington die Kampagne gegen den Morgenthau-Plan zu. McCloy zeigte den Text Forrestal, dem Marine- minister 6yu…wix„ F‚ SQ Stimson und Hull trugen dem Pr‰sidenten

ihre Proteste vor. Am OM. September berichtete Morgenthau den Ministern Stimson und Hull voller Stolz, wie er die Unterschriften von Roosevelt und Churchill f ̧r seine Erkl‰rung erwirkt habe. Sowohl Stimson wie auch Hull gewannen den Eindruck, dafl der Pr‰sident nicht vorher gelesen habe, was er dann so glatt abgezeichnet hatte.

Am OO. September kam es zu einer Diskussion zwischen Roosevelt, Bush, Leahy und Lord Cherwell. Der Letztgenannte machte handschrift- liche Notizen. Nach einer Erˆrterung des Atombombenvorhabens kam man auf mehr allgemeine Themen zu sprechen. ìDer Pr‰sident sagte, dafl das britische Weltreich durch seinen Kampf gegen den Faschismus in furchtbare wirtschaftliche Schwierigkeiten geraten sei. Es sei im Interesse der USA, Groflbritannien bei diesen Problemen zu helfen und daf ̧r zu sorgen, dafl es wieder voll zahlungsf‰hig werde und seinen Verbindlich- keiten nachkommen kˆnne. Offen gesagt kˆnnten die USA es sich nicht leisten zuzuschauen, wie das britische Empire bankrott ginge. Aus diesem Grunde sei es erforderlich, den Ausfuhranteil Englands zu erhˆhen. Man habe in Quebec im Interesse der Weltsicherheit beschlossen (er wisse nicht, wann man dies bekanntgeben oder ob man es sp‰ter einfach an die ÷ffentlichkeit durchsikkern lassen werde), das deutsche R ̧stungspotential an der Ruhr und im Saargebiet auszulˆschen und diese Landesteile einer internationalen Kontrolle zu unterstellen. Deutschland soll eindeutig einfach zu einer mehr landwirtschaftlichen Lebensweise zur ̧ckkehren. Damit erg‰be sich eine L ̧cke in den Exportm‰rkten, die das Vereinigte Kˆnigreich sehr wohl zum allgemeinen Vorteil schlieflen kˆnne. Vielleicht w ̧rden einige edelgesinnte Leute dies miflbilligen, aber er f‰nde es schwer, den Deutschen gegen ̧ber edelgesinnt zu sein, angesichts all dessen, was sie angerichtet h‰ttenî 6yu…wix„ F‚ SS

Fast ̧ber Nacht ‰nderte Roosevelt seine Meinung. Was ihn dazu veranlaflte, war wohl das Durchsickern des Morgenthau-Plans an die Presse. Der Plan wurde am OP. September NVQQ im ìWall Street Journalî sehr ausf ̧hrlich verˆffentlicht. Roosevelt verwischte nun seine Spuren, so gut er nur konnte. Morgenthau aber zog alle Register. Am OS. September ̧bersandte er eine Kopie des gesamten Planes in vollem Wortlaut an Lord Cherwell in dessen Washingtoner Hotel und bat ihn, Churchill den Plan zu zeigen 6yu…wix„ F‚ SU Aber die Opposition versteifte sich.

Zur ‹berraschung Stimsons rief Roosevelt diesen am OT. September ̧ber eine geheime Fernsprechverbindung an. ìEr [. . .] stand offensichtlich

unter dem Einflufl der massiven Kritik, die als Folge seiner Entscheidung im Sinne der Ratschl‰ge Morgenthaus eingesetzt hatte. Die Zeitungen gingen heftig und nahezu einstimmig gegen Morgenthau und den Pr‰sidenten selber vor. Dies traf ihn mit solcher Wucht, dafl er bereits der Meinung war, einen Irrweg eingeschlagen zu haben, und sich nun bem ̧hte, aus der Sache herauszukommen. Er sagte mir, er h‰tte gar nicht ernsthaft vor, aus Deutschland ein reines Agrarland zu machen. Der eigentliche Beweggrund w‰re jedoch die streng vertrauliche Tatsache, dafl England bankrott sei. Es m ̧sse etwas unternommen werden, um ihm einen Handelszuwachs f ̧r eine wirtschaftliche Gesundung nach dem Krieg zu sichern. Er schien zu hoffen, dafl durch etwas wie den Morgenthau-Plan England das Erbe des deutschen Umsatzes im Wirtschaftsleben an der Ruhr w ̧rde antreten kˆnnen.î

In einer Erkl‰rung vom OV. September verwarfen die f ̧nf grˆflten amerikanischen Industriegewerkschaften den Plan als wirtschaftlich verfehlt und warnten, dafl er ìdie Saat eines neuen Krieges in sich birgtî.

Politisch gesehen war der Morgenthau-Plan eine Katastrophe. Roose- velt sollte in einigen Wochen zu einer neuen Pr‰sidentenwahl aufgestellt werden. Am P. Oktober NVQQ ‰uflerte er sich bei einem Mittagessen mit Stimson: ìSie wissen, dafl Morgenthau einen groben Fehler gemacht hat. Dar ̧ber brauchen wir uns nicht zu streiten. Ich habe nicht die Absicht, Deutschland in einen Agrarstaat zu verwandeln.î

Daraufhin holte Stimson eine Kopie der ìErkl‰rungî heraus und las daraus einige entsprechende Zeilen vor. Roosevelt hˆrte mit Entsetzen zu. Er konnte nicht begreifen, wie er derartigen Vorschl‰gen seine Zustimm- ung hatte geben kˆnnen.

Bei einer Zusammenkunft mit Lord Cherwell am gleichen Tag sagte Harry Hopkins: ìSeien Sie vorsichtig bei Cordell Hull. Er ist sehr auf- gebracht ̧ber die Einmischung Henry Morgenthaus, was die Pl‰ne f ̧r die Behandlung der Deutschen anbetrifft. Er ist vˆllig davon ̧berzeugt, dafl Sie Morgenthau unterst ̧tzt haben, weil Sie darauf aus waren, die Pacht- und Leih-Verhandlungen durchzubekommenî 6yu…wix„ F‚ TR

In London stellte Eden Churchill voll Zorn daf ̧r zur Rede, dafl dieser das Abkommen unterzeichnet hatte. Am OV. September NVQQ forderte Richard Stokes, ein Labour-Abgeordneter im Unterhaus, Eden auf, mit der Wahrheit ̧ber den Morgenthau-Plan herauszur ̧cken 6yu…wix„i F‚ TP TQ

Der britische Volkswirtschaftler Lord Keynes, der im Auftrag Churchills im Sp‰tsommer nach Washington gereist war, um eine Lend- Lease-Zuteilung an England f ̧r das Jahr NVQR in Hˆhe von $STRT Mio. zu beantragen, berichtete nach London N‰heres ̧ber das Durchsickern des Plans an die Zeitungen 6yu…wix„ F‚ TS Er war der Meinung, dafl sich der Plan noch durchsetzen liefle. Aber Roosevelt hatte das Dokument bereits fallengelassen. In einem Schreiben an das Auflenministerium vom OM. Oktober NVQQ brachte er klar zum Ausdruck, dafl er den milderen Wirtschaftspl‰nen des Auflenministeriums den Vorzug g‰be. Morgenthau aber k‰mpfte weiterhin f ̧r die Annahme seines Planes. Am OM. Oktober afl er zu Mittag mit Marineminister James Forrestal und weihte diesen in den Plan ein 6yu…wix„ F‚ TV

Die politische Richtlinie der USA wird erlassen

UNABHƒNGIG VOM QUEBEC-dokument, mit der offiziellen Billigung des Morgenthau-Planes, hatten die Vereinigten Stabschefs der USA an General Eisenhower eine umfangreiche vorl‰ufige Weisung f ̧r die Politik gegen ̧ber Deutschland erlassen, und zwar am NT. September NVQQ. Der Oberbefehlshaber h‰tte sicherzustellen, dafl den Deutschen klargemacht w ̧rde, dafl man ihnen nie wieder die Mˆglichkeit g‰be, den Weltfrieden zu gef‰hrden. ìDie von Ihnen durchzuf ̧hrende Besetzung und Verwalt- ungî, so lautete das Dokument, ìwird gerecht sein, aber fest und distanziert. Sie haben einer Verbr ̧derung zwischen den Alliierten Truppen und der deutschen Bevˆlkerung und ihren Vertretern streng entgegenzuwirkenî 6yu…wix„ F‚ SP

Dann erschienen als Nachtrag weitere Richtlinien. Eine am NQ. Oktober NVQQ verˆffentlichte politische Direktive legte Gewicht auf die Unsch‰d- lichmachung des deutschen Offizierskorps. ìGeneralstabsoffiziere, die nicht als Kriegsgefangene in unserem Gewahrsam sind, sind zu verhaften und festzuhalten, bis weitere Anweisungen ̧ber ihre Behandlung ein- gehenî 6yu…wix„ F‚ TT Das klang sehr bedrohlich.

Die nachgeschobene Wirtschaftsdirektive, in Umlauf gesetzt im Oktober NVQQ, ‰hnelte sehr dem Plan von Morgenthau. ìSie [Eisenhower] haben eine derartige Kontrolle ̧ber die bestehenden deutschen Einricht- ungen in Industrie, Ackerbau, ˆffentlicher Versorgung, Nachrichten- und

Transportwesen, Bevorratung und Dienstleistungswesen an sich zu ziehen, wie dies f ̧r die nachstehenden Zwecke erforderlich ist [. . .]î und fuhr dann fort: ìMit Ausnahme der obengenannten Maflnahmen haben Sie keine Schritte in Richtung einer wirtschaftlichen Erholung Deutschlands zu unternehmen, noch irgendwelche Schritte, welche die deutsche Wirt- schaft erhalten oder erstarken lassen kˆnnten, es sei denn, sie w‰ren notwendig, um die obengenannten Zwecke zu erreichen. Die Verant- wortung f ̧r Wirtschaftsfragen, wie Preiskontrollen, Rationierung, Arbeits- losigkeit, Produktion, Wiederaufbau, Verteilung, Verbrauch, Wohnungswesen oder Transportdienste, bleibt Sache des deutschen Volkes bzw. der deutschen Behˆrden.î

Die f ̧r den Bereich des F ̧rsorgewesens herausgebrachte Richtlinie erwies sich als noch rigoroser: ìSie haben die deutschen Behˆrden aufzu- fordern, diejenigen Gesundheitsdienstleistungen und -einrichtungen auf- rechtzuerhalten oder neu ins Leben zu rufen, die sie unter den gegebenen Umst‰nden aufrechterhalten kˆnnen. Falls Krankheiten oder Seuchen die Sicherheit Alliierter Truppen bedrohen bzw. gef‰hrden oder die milit‰r- ische Besetzung behindern sollten, haben Sie diejenigen Maflnahmen zu ergreifen, welche Sie f ̧r notwendig erachten, um die Gesundheit der Alliierten Truppen zu sch ̧tzen und die Ursache des ‹bels zu beseitigen.î

Als das Sperrfeuer gegen ihn und seinen Plan einsetzte, kritisierte Morgenthau erbittert die britische Deutschland-Politik und schickte ein ìMemorandum ̧ber den britischen Entwurf einer Deutschland-Direktiveî nach England, mit Datum vom N. November NVQQ 6yu…wix„ F‚ UR Er bat seinen Komplizen Lord Cherwell, es an Churchill weiterzuleiten. Dieser tat das und beklagte sich dar ̧ber, dafl das britische Kriegs- ministerium seinen sehr detaillierten Entwurf offenbar ohne jeden Leitgedanken ausgearbeitet h‰tte, w‰hrend der amerikanische Entwurf offenbar auf der Grundlage und wohl als Ergebnis der Besprechungen in Quebec erstellt worden sei. ìVereinfacht ausgedr ̧ckt, werden die Truppen durch unseren Entwurf angewiesen, den Deutschen bei der Wiederher- stellung ihrer Industrie behilflich zu sein, soweit es sich mit der Krieg- f ̧hrung vereinbaren l‰flt. Der amerikanische Entwurf besagt hingegen, dafl ihnen nur dann eine Hilfe bei der Wiederherstellung ihrer Industrie zu leisten sei, wenn diese Hilfe uns bei der Weiterf ̧hrung des Krieges von Nutzen ist.î

Am R. November NVQQ ̧bersandte Cherwell diese Zusammenfassung an

Churchill 6yu…wix„ F‚ UQ Churchill stimmte zu und schickte am gleichen Tage eine Notiz an Anthony Eden mit folgendem Wortlaut: ìIch kann mich nicht entsinnen, den Entwurf des Kriegsministeriums jemals gesehen zu habenî und es scheint, dafl Mr. Morgenthau sehr triftige Gr ̧nde f ̧r seine Kritik hat. Die Angelegenheit bedarf der umgehenden erneuten ‹berpr ̧fung zuerst durch Sie und dann durch das Kriegs- kabinett. WSC S.NN.NVQQî 6yu…wix„ F‚ UT

Schr‰g ̧ber eine Ecke des Churchillschen Schreibens 6yu…wix„ F‚ UT schrieb Anthony Eden am T. November NVQQ f ̧r seinen st‰ndigen Sekret‰r, Sir Alexander Cadogan: ìSoweit ich weifl, habe ich niemals einen Entwurf gelesen. Zugleich vermag ich aber nicht einzusehen, was Mr. Morgenthau das angeht und noch weniger, was Lord Cherwell damit zu tun hat; und ich mˆchte das hiermit gesagt haben. W ̧rden Sie bitte diese Sache f ̧r mich ̧bernehmen? AE, T. Nov.î

“. . . in einer Haßorgie wegwaschen”

HOCH ERFREUT ‹BER die sich bietende Gelegenheit, entwarfen Edens Mitarbeiter eine lange und scharf formulierte Stellungnahme 6yu…wix„ F‚ UU Sie sollte vom Auflenministerium [Eden] und vom Kriegsmini- sterium [Sir James Grigg] gemeinsam an Mr. Churchill gehen. Eden hiefl den Entwurf gut und dr ̧ckte seine Zustimmung in einer handschriftlichen Notiz so aus: ìIch habe diese Dokumente nie gelesen. Ich hoffe aber, dafl sie eine so entschlossene Zur ̧ckweisung durch unsere Leute verdienen. Jedenfalls ist der Entwurf gut formuliert, und die Einmischung Morgenthaus ist eine ziemliche Frechheit. Diese Ex-Deutschen wollen offenbar ihre Ahnenreihe in einer wahren Haflorgie wegwaschen. AE, NV. Nov.î

Die britische Regierung behielt ihr konsequentes Herangehen an die Frage der Besetzung Deutschlands bei. Am OM. November NVQQ brachte das Kriegskabinett den ̧berarbeiteten Entwurf des Wirtschaftlichen Sonder- ausschusses (EIPS), und zwar die Richtlinien f ̧r die Wirtschaft und F ̧rsorgedienste, in Umlauf. Kennzeichnend f ̧r die britische Haltung war der Absatz, in dem Eisenhower angewiesen wurde, nach Schlieflung der R ̧stungswerke ìsicherzustellen, dafl die anderen Einrichtungen voll betriebsf‰hig wiederhergestellt und die Kohlengruben in einwandfreiem

Zustand und so weit in Betrieb gehalten werden, wie die Transport- mˆglichkeiten es gestattenî @exheu„i Dy‚h 5ri‚‡ivv

Mr. Roosevelt hatte seine Metamorphose nun vollzogen. Beim Mittag- essen mit dem britischen Staatsminister Lord Casey am OO. Dezember NVQQ sagte Roosevelt, er sei sich ganz sicher, ìdafl es sehr unklug w‰re, zu versuchen, jetzt irgendwelche langfristigen Entscheidungen ̧ber Deutsch- land zu treffenî; es w‰re tˆricht, sich Pl‰nen zu verschreiben, die sich sp‰ter an Ort und Stelle als ungeeignet erweisen kˆnnten. F. K. Roberts, Leiter der Mitteleuropa-Abteilung im britischen Auflenministerium, vermerkte auf seiner Kopie: ìDies bedeutet in der Tat ein erhebliches Abr ̧cken seitens des Pr‰sidenten von der im Morgenthau-Plan geford- erten zwangsweisen Zerst ̧ckelung.î

Noch im Januar NVQR schien das Hauptquartier der Alliierten Expedi- tionsstreitkr‰fte (SHAEF) wenig Zweifel daran zu haben, dafl ganze Gruppen von deutschen Gefangenen auf der Stelle erschossen werden sollten. Die Ansichten von SHAEF, wie sie in einem Bericht seiner Abteilung f ̧r psychologische Kriegsf ̧hrung niedergelegt waren, wurden in Washington heifl diskutiert. ‹ber die Gr ̧nde, warum der neue Plan einen Unterschied zwischen dem deutschen Volk einerseits und den Mitgliedern der deutschen Regierung, des Oberkommandos und der NSDAP andererseits machte, gab es wenig Zweifel. Marineminister Forrestal brachte seine Einw‰nde vor. ìDas amerikanische Volkî, so schrieb er am NS. Januar NVQR in sein Tagebuch, ìw ̧rde einen Massenmord an Deutschen, ihre Versklavung oder die Verw ̧stung der Industrie des Landes nicht billigen.î

Churchill setzte sich weiterhin daf ̧r ein, die feindlichen F ̧hrer zu liquidieren. In einer Tagebucheintragung hatte Admiral Leahy in Yalta am V. Februar NVQR notiert: ìDer Premier-Minister [. . .] vertrat die Ansicht, dafl die ëgroflen Kriegsverbrecherí hinzurichten seien ohne formelle gerichtliche Verhandlung des einzelnen Falls.î Wieder war es Stalin, der sich diesem Vorschlag widersetzte, und Truman sollte sp‰ter mit Ent- schiedenheit die gleiche Haltung einnehmen, n‰mlich dafl eine Gerichts- verhandlung unverzichtbar sei. ìDie Britenî, so faflte Stimson in seinem Tagebuch an einem Wochenende zusammen (OT.-OV. April), ìhaben sich zu meinem grˆflten Erstaunen als Verfechter einer, wie sie es nennen, politischen Handlungsweise entpuppt, was nur eine verniedlichende Bezeichnung f ̧r Lynchjustiz ist, und sie schlagen vor, diese M‰nner ohne

Prozefl hinzurichten. […] Gl ̧cklicherweise sind die Russen und die Franzosen auf unserer Seite.î

Morgenthau ging weiter mit seinem Plan in Washington hausieren. Am NN. April NVQR suchte er Roosevelt (am Vorabend dessen Todes) auf und setzte ihm erneut zu, er mˆge dem Plan zustimmen 6yu…wix„ F‚ VV Am selben Tag, als der Krieg endete, am U. Mai NVQR, nahm Mor- genthau seine t ̧ckische Kampagne wieder auf, Mitteleuropa dem Hunger auszuliefern, diesmal bei Harry S. Truman 6yu…wix„ F‚ NMM Er rief Henry Stimson an, der zu Hause beim Mittagessen safl, und beklagte sich dar ̧ber, dafl der Koordinationsausschufl seine Politik der ìverbrannten Erdeî nicht so rigoros durchsetze, wie er es haben wolle, vor allem im Hinblick auf die Vernichtung der gesamten deutschen ÷l- und Benzin- vorr‰te sowie der entsprechenden Erzeugungsanlagen und im Hinblick auf Richtlinie Nr. NMST, welche dies anordnete. Ausgenommen den Zweck, die Besetzung zu erleichtern, legte die US-Generalstabsweisung JCS. NMST fest, dafl ìSie [Eisenhower] keine Schritte zu unternehmen haben, welche die wirtschaftliche Wiederherstellung Deutschlands oder die Erhaltung oder St‰rkung der deutschen Wirtschaft beg ̧nstigen kˆnntenî. Die US-Armee legte bereits gegen diese sinnlose Verf ̧gung Einspruch ein. Aber Morgen- thau wollte seinen bˆsen Willen durchsetzen.

Am darauffolgenden Tag diktierte Stimson privatim: ìIch sehe entsetz- liche Auswirkungen seines Einflusses in der nahen Zukunft voraus.î In einem Memorandum an Pr‰sident Truman vom NS. Mai NVQR umrifl Stimson die voraussichtlichen Folgen von Seuchen und Hungersnˆten in Mitteleuropa: politische Revolution und kommunistische Unterwander- ungî. Und er f ̧gte eine Warnung hinzu gegen die gef ̧hlsbeladenen Pl‰ne, jeden Deutschen durch Hunger zu bestrafen: ìDie achtzig Millionen Deutschen und ÷sterreicher in Mitteleuropa sind es, die heute zweifellos bestimmen, wohin sich die Waage auf dem europ‰ischen Kontinent neigt.î

ÜBERSETZUNG DES

MORGENTHAU-PLANES

(PS=S.)

BETEILIGTE PERSONEN

(BILDTAFELN)

(NS S., NU Fotos)

FAKSIMILE-DOKUMENTE

(NRS S., NMT Dok.)

QUELLEN UND

ERLÄUTERUNGEN

(U S.)

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Der Autor

DAVID IRVING, geboren NVPU in Hutton/Essex, studierte Phy- sik, Wirtschaftswissenschaft und politische Geschichte in London. Einen einj‰hrigen Aufenthalt als Stahlarbeiter bei Thyssen, NVRV, nutzte er dazu, seine Kenntnisse des Deut- schen und der Deutschen zu vertiefen und gleichzeitig Unterlagen zur Geschichte Deutschlands im Zweiten Welt- krieg zu sammeln.

Seinem Buch-Erstling ìUnd Deutschlands St‰dte starb- en nichtî (NVSP) folgten u. a. ìDer Untergang Dresdensî; ìDie Geheimwaffen des Dritten Reichesî; ìDer Traum von der deutschen Atombombeî, ìDie Tragˆdie der deutschen Luftwaffeî und ìRommel. Eine Biographieî. Demn‰chst erscheint von ihm eine Churchill-Biographie: ìChurchill NVPSñNVQRî, die bereits lange vor Erscheinen heftige Kontro- versen ausgelˆst hat.

Das vorliegende Morgenthau-Plan-Dossier hat David Irving in jahrelanger Kleinarbeit auf seinen zahlreichen Forschungsreisen zusammengetragen.