Hugin Freiherr von Greim
Die geistige Umerziehung der Deutschen
Institut für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung
Hugin Freiherr von Greim
Die geistige Umerziehung der Deutschen
Eine Studie zum Geisteszustand der deutschen Nation
(c) Institut für Volkstum und Zeitgeschichtsforschung 1.Auflage (02/2010)
Inhalt :
Die geistige Umerziehung der Deutschen S.4 Die Hintergründe der 68er-Kulturrevolution S.7 Die kritische Theorie S.11 Umerziehung an deutschen Schulen S.26 Manipulation und Auswirkungen von Musik und Kunst als Angriff auf die Volksseele S.32 Nachwort S.37
Die geistige Umerziehung der Deutschen
Der Begriff Umerziehung (auch bekannt als Reeducation) steht für die planmäßige geistige und materielle Beraubung der Deutschen um ihre Jahrtausendelang gewachsene Kultur durch einen entsprechenden Plan der Siegermächte nach dem Zweiten Weltkrieg.
Der Bombenkrieg als Vorbereitung für die Umerziehung
Für den britischen Chefpropagandisten Robert Lord Vansittart ging es um „eine geistige Erneuerung der dreisten Horde“, die Deutschen sollten einer „geistigen Heilbehandlung“ unterzogen werden, um ihnen „eine brandneue Art der Lebenseinstellung“ zu implantieren.
Zur Logik der Umerziehung gehörte die Abstrafung. Die Deutschen sollten das ihnen widerfahrene Leid als selbst verschuldet begreifen. Die Zerstörung der alten Städte paßte in die Vansittart-Logik als Teil der „Heilbehandlung“. Der Bombenterror zerstörte nicht nur materielle Güter, sondern auch kollektive Symbole und Kultur- und Geschichtsgüter usw., an die sich Erinnerungen, ideelle Werte knüpften. Die tabula rasa in den Städten optimierte die Möglichkeiten späterer Erziehungsarbeit. Die materielle Zerstörung schuf die nötige Umbruchstimmung für eine tabula rasa in den Köpfen. Die materielle Destruktion legte die Grundlage für die geistig-kulturelle Neuprogrammierung. Wer die Umerziehung gutheißt, würdigt damit auch die Zerstörung der deutschen Städte als eine ihrer Voraussetzungen. Der jüdische Liedermacher Wolf Biermann sagte „Danke für die Bomben!“; Antideutsche Gruppierungen, die die Umerziehung noch überbieten wollen, skandieren folgerichtig: „Bomber Harris, do it again!“. Umerziehung hat als Mittel Leiderfahrung zur Voraussetzung. Während Linke die Bombardierung Deutschlands und die Umerziehung gutheißen, lehnen Konservative und Rechte beides als inhuman ab.
Anweisungen für die „Reeducation“ des Deutschen Volkes
In den Anweisungen für die „Reeducation“ des Deutschen Volkes, herausgegeben von der „Einheit für Psychologische Kampfführung“ (Special Service Division) der U.S. Army heißt es:
„Die Reeducation wird für alt und jung gleichermaßen erzwungen und sie darf sich nicht auf das Klassenzimmer beschränken. Die gewaltige überzeugende Kraft dramatischer Darstellung muss voll in ihren Dienst gestellt werden. Filme können hier ihre vollste Reife erreichen. Die größten Schriftsteller, Produzenten und Stars werden unter Anleitung der ›Internationalen Universität‹ die bodenlose Bosheit des Nazitums dramatisieren und dem gegenüber die Schönheit und Einfalt eines Deutschlands loben, das sich nicht länger mit Schießen und Marschieren befasst. Sie werden damit beauftragt, ein anziehendes Bild der Demokratie darzustellen, und der Rundfunk wird sowohl durch Unterhaltung wie auch durch un-getarnte Vorträge in die Häuser selbst eindringen. Die Autoren, Dramatiker, Herausgeber und Verleger müssen sich der laufenden Prüfung durch die ›Internationale Universität‹ unterwerfen; denn sie sind alle Erzieher.“
Ziel
Die Umerziehung hatte den Zweck, das deutsche Volk auf psychologischem Wege in seiner geistig- seelischen Substanz entscheidend zu verändern. Damit schufen die Westmächte ein Mittel, das die Westdeutschen mit Hilfe einer systematischen Massenbeeinflussung weit effektiver unterwarf.
Der militärischen Unterwerfung Deutschland folgte ein neuer Coup: die moralische Unterwerfung, die Deutschland dauerhaft fesseln würde. Hatte die Kriegsschuldlüge des Versailler Diktates noch zu allgemeinem Protest geführt, ließ das Zuckerbrot des Marshallplans das deutsche Volk alle Schuld widerstandslos auf sich nehmen. In Mitteldeutschland, also der SBZ (oder der ehemaligen sogenannten DDR) war die Umerziehung weit weniger tiefgründig. Wer sich der Sowjetisierung widersetzte, wurde interniert.
Zur geplanten Umerziehung sagte der spätere Vorsitzende der Deutschen Partei, Heinrich Hellwege, am Vorabend der Moskauer Außenministerkonferenz am 10. März 1947:
„Auf dieser Grundlage sind die drei Hauptelemente (…) beschlossen worden, und zwar einmal die Ausrottung des Nationalsozialismus (…) in Zusammenhang mit der Umerziehung des Deutschen Volkes, zum anderen die Begrenzung des Lebensstandards unseres Volkes (…) und schließlich die Auferlegung von Reparationen.“
Anerzogenes Geschichtsbild
Das deutsche Geschichtsbild ist ein Produkt von Umerziehung und Siegerjustiz. Der amerikanische Prof. Harry Elmer Barnes urteilt:
„Von der gesamten deutschen Bevölkerung sind nur wenige Gruppen einer so vollständigen Gehirnwäsche unterzogen worden, wie die Gilde der Historiker.“
„Das endlose Beschuldigen des deutschen Volkes seit 1945 ist wie das unablässige Schlagen eines erblindeten und gefesselten Körperbehinderten! Den Deutschen hat man durch dauernde falsche Geschichtsdarstellungen alle Argumente zur Verteidigung und Rechtfertigung genommen. So wurden sie geistig gefesselt, verkrüppelt und blind gemacht.“
Über die den Deutschen verordnete Geschichtsschreibung bemerkte der Historiker Hellmut Diwald:
„Seit 1943 galt die reeducation bei den Westalliierten als eine beschlossene Sache. Das allgemeine Ziel wurde in einer Aktennotiz mit dem Satz umrissen: „Wir werden die gesamte Tradition auslöschen, auf der die Deutsche Nation errichtet wurde.“ Deshalb unterlegten sie der ganzen Deutschen Geschichte eine beständige Bereitschaft zu militärischer Aggression, die in unserem Jahrhundert schließlich ihren Gipfel darin erreicht habe, daß Deutschland die beiden Weltkriege vom Zaun gebrochen hätte.“
Um Geschichtslügen und Geschichtsfälschungen in das deutsche Bildungssystem, in Schulen, Gymnasien, und Universitäten einschleusen zu können, scheinheilig „Reeducation“ – „Umerziehung“ genannt, wurde schon auf der Konferenz von Jalta eine 50jährige Besetzung des deutschen Reichsgebietes beschlossen.
Zehntausende deutscher Lehrkräfte und Professoren wurden aus dem Amt gejagt, an deren Stelle dann willige Kollaborateure gesetzt wurden. Lizenzen für Zeitungen und Zeitschriften (Anm.: „Süddeutsche“, „BILD“ u.v.a.) wurden nur an den Besatzungsmächten gehorsame Kollaborateure erteilt, um die Sieger-Sicht von der Allein-Kriegsschuld des Deutschen Reiches auch wirklich durchsetzen zu können. Um der deutschen Jugend und den nachwachsenden Generationen viele Informationsquellen abzuschneiden, erließen alle vier Besatzungsmächte – naturgemäß die sowjet- bolschewistische eingeschlossen – einen “Nero-Befehl” zur Verbrennung von Forschungsunterlagen und Büchern zur Weltgeschichte unter dem Befehlstitel: Liste der auszusondernden Literatur.
Dieser Vernichtungsaktion fielen Millionen Bücher, etwa 36.000 Titel, Broschüren, Zeitungen und Zeitschriften zum Opfer, auch wenn sie inhaltlich nicht direkt NS-Gedankengut und Lehrstoff beinhalteten (siehe Kontrollratsbefehl Nr.4, vom 13.05. 1946)
Geistiger Völkermord
Für Arnold Gehlen reichte die Kunst, jemanden geistig wehrlos zu machen, von der Lüge bis zur Diffamierung. Deshalb hatte die internationale Konvention über die Verhinderung und Unterdrückung des Verbrechens des Völkermordes vom 9. Dezember 1948 auch einen geistigen Völkermord anerkannt und in Art. II b definiert als „schweren Angriff auf die physische oder geistige Integrität einer Gruppe“. Dieser Begriff, so ergänzte Gehlen, „umfaßt natürlich die Traditionen und Überlieferungen eines Verbandes ebenso wie ihre Ehre, und ein Volk gewaltsam von seiner Geschichte abzutrennen oder zu entehren, bedeutet dasselbe, wie es zu töten.“
Dr. Alfred Ardelt stellte zum anhaltenden geistigen Völkermord an den Deutschen fest:
„Arnold Gehlen hat in seinem Buch ›Moral und Hypermoral‹ bereits 1969 darauf hingewiesen, ein Volk von seiner Geschichte abzuschneiden, das bedeutet Völkermord. Der Vorgang ist inzwischen weitergegangen. Nicht nur aus der Geschichte, aus dem geistigen und kulturellen Seinszusammenhang werden die Deutschen ebenso verdrängt wie aus dem biologischen. Der während und nach Beendigung der Kampfhandlungen im Zweiten Weltkrieg eingeleitete Genozid wurde nach einer knappen Unterbrechung, als die Deutschen für Hilfsdienste im kalten Krieg notwendig waren, wieder aufgenommen und mit großem Schwung weitergeführt. Zuerst Zerschlagung der geistigen und
kulturellen Substanz, die biologische und physische folgte dem zwangsläufig. Das muß zur Kenntnis genommen werden. Die Deutschen haben während des Zweiten Weltkrieges keinen Vernichtungskrieg gegen andere geführt, sie haben um ihr Überleben, um ihr Sein gekämpft. Sie haben diesen Krieg schon gar nicht begonnen. Ideologien haben sie bekämpft, die ihnen gefährlich wurden. Dieses muß eingesehen werden, wie immer einer zu dem Regime von 1933 bis 1945 stehen mag. Erst von da aus sind Überlegungen, wie dem Genozid begegnet werden kann, sinnvoll und möglich. Die Deutschen müssen anfangen, sich die Gedankenfreiheit zu nehmen!“
Von Prof. Dr. Georg Jaeckel stammt eine Schrift über das Thema Umerziehung, die 1983 von der Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe Bonn, veröffentlicht wurde:“Die Umerziehung hat den Zweck“, so schreibt Jaeckel, „das deutsche Volk auf psychologischem Wege in seiner geistig-seelischen Substanz entscheidend zu verändern. Damit schufen sich die Westmächte ein Mittel, daß die Menschen in der BRD einer systematischen Massenbeeinflussung unterwarf und sie alle Schuld freiwillig auf sich nehmen ließ, wogegen die Kriegsschuldlüge des Versailler Diktates zu einem allgemeinen Widerstand geführt hatte“.
„1.500 Deutsche wurden von den Siegern ausgewählt, um als Spitzenmitarbeiter den Umerziehungsprozeß voranzutreiben…. Sie bauten damit in die Gesellschaft deutsche Männer in Institutionen und Ideen ein, die die Ziele der Militärregierungen verwirklichen würden, ohne daß der amerikanische Einfluß auf den ersten Blick erkennbar war.“
Roswin Finkenzeller schrieb :
“In vielen Städten wurden Amerikahäuser errichtet oder eingerichtet, zu deren Zwecken die ‘reeducation’ des deutschen Volkes gehörte. Sie verlief so sanft, daß die meisten Leute sie nicht bemerkten und heutzutage der bayerische Innenminister Beckstein die ‘Umerziehung’ für eine Erfindung von Rechtsradikalen hält.”
Salomon Korn, der Nachfolger des famosen Michel Friedman als Vizepräsident des Zentralrats der Juden in Deutschland, definiert es so:
“Was die Nachkommen der ‘Tätergeneration’ zu leisten haben, die Integration von Auschwitz in eine notwendigerweise ‘gebrochene’ nationale Identität, ist von den Nachkommen der Opfer auf einer anderen Ebene zu erbringen: die fortwährende Auseinandersetzung mit einer vom Holocaust ‘negativ’ definierten Identität in Deutschland.”
Prof. Ernst Nolte hatte ein paar Jahre zuvor geschrieben:
“Zwar waren seit der Zeit des Kyros immer wieder Ratschläge und Empfehlungen zu verzeichnen, wie man die Besiegten physisch weiterleben lassen, aber geistig vernichten könne, doch einen so von innen her erfolgreichen Versuch dieser Art hatte es in der ganzen Weltgeschichte bis dahin nicht gegeben.”
Der US-Historiker und Völkerrechtler Alfred M. de Zayas wundert sich ebenfalls:
“Wenn mich etwas im heutigen Deutschland stört und beunruhigt, ist es gerade diese Neigung zur übertriebenen Selbstkritik, die für mich bedeutet, daß viele Deutsche den Sinn für Realität, für Geschichte, für Verhältnismäßigkeit verloren haben.Oder schlimmer, daß manche Deutsche anscheinend an einer Megalomanie leiden – sie wollen die größten
Verbrecher der Geschichte sein und zugleich die größten Büßer. Dies halte ich für pathologisch.”
Die Hintergründe der 68er-Kulturrevolution : Frankfurter Schule, Kritische Theorie und die Zersetzung der deutschen Gesellschaft
Einleitung
Als Frankfurter Schule wird die neomarxistische Richtung bezeichnet, die von Max Horkheimer und Theodor W. Adorno im Institut für Sozialforschung in Frankfurt begründet worden war. Die Frankfurter Schule war einer der wichtigsten Träger der Umerziehung und ideologischer Grundstock der 68er-Bewegung. Horkheimer selbst arbeitete direkt für den amerikanischen Geheimdienst an der Planung der Umerziehung.
Als 1945 die Entnazifizierung über Deutschland rollte, als eine von den Siegern lizensierte Presse, getragen von deutschen Kollaborateuren, wütete, wurden auch die Universitäten von Nationalsozialisten, oder was man dafür hielt, gereinigt. Diejenigen, die vor 1933 ins Ausland gingen, kamen als Diener der Umerziehung nach Deutschland zurück. Die Frankfurter Schule wurde zur wichtigsten philosophischen Strömung nach 1945.
Die Frankfurter Schule entstand zur Zeit der Weimarer Republik. 1923 gründeten marxistische Intellektuelle um Pollock und Horkheimer an der Frankfurter Universität das „Institut für Sozialforschung“. Die Finanzierung übernahm Felix J. Weil, Sohn eines aus Deutschland nach Argentinien ausgewanderten, jüdischen Getreidegroßhändlers. Das Institut war weniger ein integrierter Bestandteil der Frankfurter Universität, es war vielmehr etwas völlig Neues, besonders durch seine marxistische Ausrichtung und seine Unabhängigkeit von der traditionellen Universität. Erster Direktor war der aus Rumänien stammende Sohn jüdischer Eltern Carl Grünberg, ein erklärter Marxist, der auch als einer der Väter des Austromarxismus gilt. Er erklärte, daß der Marxismus eine wissenschaftliche Methode und das bestimmende Prinzip am Institut sei.
1930 wurde Max Horkheimer der neue Direktor. Er veränderte die Ausrichtung des Instituts insofern, als er nicht nur Marxist war, als auch Anhänger der Freudschen Psychoanalyse. Besonders Erich Fromm und seine Frau taten sich durch ihre Bemühungen hervor, die beiden Elemente miteinander zu verschmelzen. Daraus entstand der Neomarxismus, der sich darin vom klassischen Marxismus unterschied, daß nicht mehr das Proletariat die revolutionäre Klasse war, sondern die Intellektuellen. Da der Marxismus in Deutschland durch die schon bekannten Verbrechen Stalins keinen sehr guten Namen hatte, nannte man dieses Gedankengebäude „Kritische Theorie“; diese Bezeichnung ist auch heute noch die am meisten verwendete Umschreibung für den Namen „Frankfurter Schule“.
Schon vor 1933 hatte man in Genf eine Außenstelle des Instituts gegründet. Als nach der nationalsozialistischen Machtübernahme das eigentliche Institut an der Frankfurter Universität geschlossen wurde, waren sowohl die führenden Köpfe als auch die Finanzen schon in die Schweiz verlagert worden, von wo sie dann in die USA auswanderten.
Nach der deutschen Niederlage kamen die Vertreter der Kritischen Theorie wieder zurück nach Deutschland, wo an der Frankfurter Universität das Institut für Sozialforschung neu gegründet wurde. Die marxistischen Intellektuellen beherrschten von jetzt an den größten Teil des geistigen Lebens in Deutschland. Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Marcuse, Fromm, Mitscherlich, Bloch und Habermas formten große Teile der deutschen Jugend, was, zusammen mit der zunehmenden Unzufriedenheit mit der Wachstumsgesellschaft und ihrer Sinnlosigkeit, zur Revolte von 1968 führte.
Auswirkungen
Die führenden Vertreter der gegenwärtigen Koalition sind alle 68er, deren geistige Väter die „Frankfurter Schule“ bilden. Ihre Ziele: die Zerstörung der deutschen geistigen Tradition, die Vernichtung des Volks- und Vaterlandsbewußtseins, der Abbau aller Autoritäten, die Auflösung der Familie und des Staates. Die Ergebnisse sind heute überall zu beklagen!
Auswirkungen der Frankfurter Schule:
CharakterwäscheundTraditionszerstörung
Auflösung von Ordnungen
Zerstörung der Kultur
Zersetzung von Staat und Institutionen
Politische Korrektheit und Intoleranz Verlust von Leitbildern
Ressentiment gegen die Familie
Antiautoritäre Pädagogik
Demokratisierung und Emanzipation
GleichheitsdogmaundAbbauderEliten
Geschlechtergleichmacherei, frönen von Homosexualität IdeologischerWirklichkeitsverlust
Zerstörung der Innenwelt durch Sexualisierung
ZerstörungderVoraussetzungendesUmweltschutzes
DieAuflösungdesVolkes
Einwanderung und multikulturelle Gesellschaft
Volks- und Deutschfeindlichkeit
Werte- und Familienzerstörung
Schon oft ist von dem erfolgreichen Marsch der marxistischen 68er durch die Institutionen berichtet worden, der sie unter der rot-grünen Koalition bis in die Regierung brachte und sie alle wichtigen Schalthebel der Massenmedien besetzen ließ. Mit diesen Jüngern von Horkheimer, Adorno, Fromm und Habermas konnte sich der Volk und Gesellschaft zersetzende Geist der Frankfurter Schule durchsetzen, der sich unter anderem bei der Auflösung der Familie und dem daraus entstandenen Geburtenmangel, bei der Zerschlagung des deutschen Schul- und Hochschlulsystems, in der Aufweichung des Staatsbürgergesetzes, bei der Freigabe der Abtreibung oder der öffentlichen Förderung der Gleichgeschlechtigkeit auswirkte sowie vor kurzem zur amtlichen Unterstützung des Gender Mainstreaming und damit zur Leugnung natürlicher Unterschiede zwischen Mann und Frau führte. So konnte sich seit den linken siebziger Jahren in Verbindung mit der von denselben Kreisen getragenen Umerziehung der Deutschen eine Kulturrevolution durchsetzten, die den Charakter des deutschen Volkes völlig änderte. Wer dessen heutiges Befinden mit dem vor etwa 70 Jahren vergleicht,
findet kaum noch Ähnlichkeiten. Aus einer Mehrheit von idealistischen, nationalbewußten, werteverpflichteten, für die Erhaltung der Volksgemeinschaft eintretenden Menschen ist eine Gesellschaft vorwiegend egoistischer, dem eigenen Lustgewinn nachlaufender und aller Werte verachtender Materialisten geworden, denen ihr Volk und dessen Zukunft völlig gleichgültig sind.
Die während des Zweiten Weltkrieges in den USA geplante geistige und seelische Zerstörung des deutchen Volkes ist damit weitgehend gelungen, und sie wird weiter durchgesetzt. Selbst ihre christlichen Grundlagen oft betondende CDU unterstützt diesen gemeinschaftsfeindlichen neomarxistischen Geist, wie sich seit Jahren etwa in der Familien – sowie in der Erziehungs- und Hochschulpolitik der dafür verantwortlichen CDU-Fachminister offenbart. Die Verkrippung der Kleinkinder, die Durchsetzung des Gender Mainstreaming, die Förderung der Ganztagsschule, die Einführung des Bachelors seien als Beispiele genannt.
Wie unverantwortlich eine CDU-Ministerin handelt, erwies sich kürzlich wieder einmal. Das Bundesfamilienministerium hatte die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung eine Broschüre unter dem Titel „Körper, Liebe, Doktorspiele“ zur Aufklärung von Eltern kleinerer Kinder bis zu sechs Jahren herausgeben lassen. Darin wurden den Erziehenden empfohlen, schon bei Kleinkindern mit der Sexualisierung zu beginnen. Dazu sollten schon in den ersten Lebensjahren die entsprechenden Körperteile der Kinder ausgiebig behandelt werden, um die Kinder möglichst früh in die Lustgefühle des eigenen Körpers einzuführen. „Scheide und vor allem Klitoris erfahren kaum Beachtung durch Benennung und zärtliche Berührungen (weder seitens des Vaters noch der Mutter) und erschweren es damit für das Mädchen, Stolz auf seine Geschlechtlichkeit zu entwickeln.“ Das sei, da den Geschlechtsorganen der Jungen mehr Aufmerksamkeit geschenkt werde, eine Benachteiligung der Mädchen: reinste linke Gleichmacherei und Gender Mainstreaming-Ausfluß.
Diese „Anweisungen von Oberteufeln“, wie die verdienstvolle Kinderpsychagogin Christa Mewes schon vor Jahrzehnten ähnliche Programme für „Verbrechen an jungen Menschen“ aus Kreisen der 68er genannt hatte, fanden bezeichnenderweise in Kreisen von Kindergärtnerinnen und Kleinkindpädagogen Anerkennung und Zuspruch.
Der Leiter des Instituts für Familienwissenschaften in Bonn, Thomas Schirrmacher, bemängelte in der Broschüre angegebene Empfehlungen zum Umgang mit den Geschlechtsorganen kleiner Kinder. Diese Tips könnten den juristischen Tatbestand des Mißbrauchs Minderjähriger erfüllen, also eine Anklage nach den Paragraphen 111 (Öffentliche Aufforderung zu Straftaten), 174 (Sexueller Mißbrauch von Schutzbefohlenen) und 176 (Sexueller Mißbrauch von Kindern) des Strafgesetzbuches nach sich ziehen.
Die Bundeszentrale für gesundheitliche Aufklärung bestritt zwar diese Vorwürfe und behauptete, daß alle Aussagen der Broschüre wissenschaftlich abgesichert seien. Doch dazu im Widerspruch heißt es einleitend in der Broschüre: „Es muß betont werden, daß WissenschaftlerInnen, PädagogInnen und Eltern zu vielen Aspekten erst vorläufige Antworten gefunden haben.“ Die Übernahme der Schreibweise der 68er ist bezeichnend.
Der Protest aus Fach- und Laienkreisen war so groß, daß Bundesfamilienministerin Ursula von der Leyen diese Broschüre zurückzog. Ihr Sprecher, Marc Kinert, erklärte in entwaffnender Naivität: „Die Broschüre haben wir noch von der alten Regierung geerbt, und die Ministerin kann ja nicht jeden Text lesen.“
Das besagt einmal entweder, daß die Fachleute im Familienministerium keine Ahnung davon haben, welcher Geist in den Bestrebungen rot-grünen Koalition herrschte, oder daß sie gar noch immer diesem Geist huldigen, was beides im Ergebnis gleich katastrophal ist und zur Auswechslung dieser Personen führen sollte. Zum anderen zeigt sich eine unverantwortliche Sorglosigkeit des Ministeriums im Umgang mit entscheidenden Fragen für das Wohlergehen junger Menschen.
Die Ankündigung, daß die Broschüre nun überarbeitet werde, läßt erneut Schlimmes befürchten: daß nur an einigen provozierenden Ausdrücken Änderungen vorgenommen werden, daß aber die Grundlinie der Schrift beibehalten wird. Da heißt es, aufmerksam zu sein.
Psychologische Kriegsführung
Jahrelange Umerziehung, die noch während des Befreiungskrieges begann, zielte darauf ab, alles Deutsche zu eliminieren. US-Offiziere der „Abteilung für psychologische Kriegsführung“ wurde das Ziel der „Umerziehung deutscher Köpfe“ gestellt. Sofort wurden amerikanische Sozialwissenschafter und Psychologen in den Dienst dieser psychologischen Kriegsführung gestellt. Die ganze Umerziehungs-Operation der Deutschen, sollte in der Anfangsphase von ehemals „Deutschen“, bzw. Kennern deutscher Verhältnisse kontrolliert und überwacht werden.
Deshalb waren schon wegen ihrer guten Deutsch-Kenntnis und ihren „Kenntnissen“ der Verhältnisse in Deutschland viele ehemalige „deutsche Juden“, das Mittel der ersten Wahl. Ihre Deutschfeindlichkeit war sprichwörtlich. Ein Beispiel dafür ist Herbert Marcuse. Marcuse war der Sohn eines reichen jüdischen Textilfabrikanten aus Pommern. Er hasste alles Deutsche. Als er versuchte, Hegels Ontologie und die Theorie der Geschichtlichkeit zu habilitieren, scheiterte er kläglich. Er gab natürlich den Deutschen die Schuld für sein Versagen. Aber nun hatte er seine Chance. Als Mitbegründer des Frankfurter Instituts für Sozialforschung besser bekannt als „Frankfurter Schule“ bot er sich an, die Umerziehung der Deutschen in den Dienst der marxistischen Ideologie zu stellen.
In Bezug auf den Umgang mit dem Nationalsozialismus gewann der Aufsatz Was bedeutet: Aufarbeitung der Vergangenheit von Theodor Adorno wegweisende Bedeutung.
Deutsche Geschichte sollte nicht im Sinne von Recht und Gerechtigkeit gelehrt werden, sondern als kollektive Erinnerung an Mord und Totschlag. Das deutsche Volk sollte für sich für alles schämen, für seine Sprache, für seine Kultur, für seine Sitten und Gebräuche. Der deutsche Mensch wurde durch Lügen und Täuschung veranlasst, für sich und seinesgleichen, nur noch Abscheu und Verachtung empfinden.
Vorwort
Die kritische Theorie
Der bekannte Rechtsphilosoph und sozialdemokratische Justizminister der Weimarer Republik, Gustav Radbruch, hat den Satz formuliert:
„Jede Idee, die der menschliche Geist erzeugt hat und den Kopf verläßt, also zur „Sprache kommt“, strebt danach, verwirklicht zu werden. Auf dem Wege der Verwirklichung verändert sie das Bewußtsein und die Gesellschaft.“
Dieser Satz erscheint zunächst banal, denn jedermann weiß, welche gesellschaftlichen und bewußtseinsmäßigen Folgen die Ideen etwa von Jesus Christus, von Martin Luther und
Immanuel Kant oder von Friedrich Nietzsche, Karl Marx und Wladimir I. Lenin hatten.
Der Satz ist gleichwohl beachtenswert, wenn man bedenkt, daß die Ideen, das gesamte Ideengebäude der Frankfurter Schule bisher kaum zur Kenntnis genommen wurden, so daß sich die Kulturrevolution 1968-2010 hinter dem Rücken des kollektiven Bewußtseins vollziehen konnte und die Folgen nicht der eigentlichen (letzten) Ursache zugerechnet wurden, sondern dem namenlosen „Zeitgeist“, dem „Fortschritt“, der „Modernisierung“. Die kulturrevolutionären Veränderungen infolge der Kritischen Theorie der Frankfurter Schule liegen weit überwiegend im Bereich der gesellschaftlichen Institutionen, der Umwertung der Werte, der Umbegreifung der Begriffe und des praktischen Verhaltens der Menschen in der Gesellschaft. Wenngleich die Kritische Theorie längst kein allgemein anerkanntes Weltinterpretationssystem mehr ist, ist ihr Einfluß auf die Wissenschaften, auf Gesellschaft und Politik nachhaltig (FAZ v. 18.6.99), sie ist richtunggebend für die sozialdemokratisch-ökologische Politik und letztentscheidend für die „political correctness“ in den Kommunikationsmedien der Gesellschaft und der Kirchen.
I. Einführung zu den Begriffen Frankfurter Schule und Kritische Theorie
Eine philosophische Schule wie die Frankfurter Schule besteht aus der Gemeinschaft der Lehrer- und Schülergeneration, die durch gemeinsame Grundanschauungen, durch gemeinsame Forschungsmethoden und Ziele miteinander verbunden sind und die sich mit einer Idee oder mit einem Programm identifizieren. Die Namen Frankfurter Schule und Kritische Theorie hat Max Horkheimer in den frühen 30er Jahren erfunden und genutzt, um seine Position vom dogmatischen Marxismus abzugrenzen und um zu dokumentieren, daß die „Frankfurter“ einen revisionistischen Marxismus (Neomarxismus) vertreten. Dogmatisch-orthodoxer Marxismus wurde in den 30er Jahren mit KPD und Stalinismus gleichgesetzt.Zugleich wollte Horkheimer seiner Theorie eine ganz besondere Aura, ein unverwechselbares Merkmal der qualitativen Unterscheidung von anderen Theorien, etwa der Philosophie des Deutschen Idealismus, verleihen. Die Kritische Theorie der Frankfurter Lehrer und Schüler meint ein Denken, das in einer offenen Form der marxistischen Tradition steht und das der Abschaffung von Herrschaft (jeder Art, d. Verf.) verpflichtet ist.[1]Für den bekannten Historiker Golo Mann, der in der amerikanischen Emigration sozusagen Hausnachbar von Horkheimer war, ist Kritische Theorie nichts anderes als »Marxismus für feine Leute«, also Intellektuelle. Die Kritische Theorie unterscheidet sich grundlegend von traditionellen Theorien und Wissenschaften, die vom Interesse an Objektivität und Wahrheit geleitet sind. Die Kritische Theorie ist demgegenüber vom Interesse an Veränderung der bestehenden Gesellschaft geleitet und aus diesem Grunde an der Hervorbringung eines bestimmten Verhaltens, d.h. „Kritischen Verhaltens“ interessiert. Das erkenntnisleitende Interesse der „Frankfurter“ ist auf Veränderung und kritisches Verhalten gerichtet. Dieses kritische Verhalten zeige sich in dem bewußten Widerspruch gegen das gesellschaftliche Ganze. Die „Kritik“ ist prinzipielle Kritik, d.h. eine Grundhaltung der Verneinung aller Wirklichkeit und zugleich Kampf gegen das Bestehende, also gegen die bürgerliche Gesellschaft im weitesten Sinne. Die Kritische Theorie will die Wirklichkeit nicht beschreiben, sie will sie verändern, sie steht damit im polemischen Widerspruch zu allen traditionellen Wissenschaften, insbesondere zur Philosophie des Deutschen Idealismus.[2]Damit ist schon angedeutet, daß die Gründerväter der Frankfurter Schule Max Horkheimer, Theodor W. Adorno, Herbert Marcuse, Jürgen Habermas, aber auch deren frühe Mitarbeiter, etwa der Sexualtheoretiker und Sexualpolitiker Wilhelm Reich, der evangelische Religionsphilosoph und Theologe Paul Tillich, die Psychoanalytiker Erich Fromm und Alexander Mitscherlich und der marxistische Nationalökonom und KP-Funktionär Friedrich Pollock und viele andere keine neuen Ideen hervorbrachten oder verwirklichten, die Väter standen vielmehr
auf den Schultern der geistigen Großväter, vor allem auf Karl Marx und Sigmund Freud, bzw. der geistigen Urgroßväter Jean-Jacques Rousseau und der Französischen Revolution von 1792 (nicht 1789). Marx und Freud, beide prominente Vertreter des philosophischen Materialismus, nahmen die These Rousseaus auf, daß die »Zivilisation das Glück des Menschen, das ihm im Naturzustand zuteil wurde, zerstört und die Sitten verdorben habe«. Von Natur aus sei der Mensch gut, erst mit dem Privatbesitz, der eigentlichen Ursünde des Kapitalismus, seien Herrschaft und Unterdrückung und damit Unglück und Bosheit in die Welt gekommen.[3]Allein durch die Aufhebung des Privateigentums an den Produktionsmitteln könne die Herrschaft von Menschen über Menschen endgültig beendet und eine menschenwürdige Gesellschaft – das Paradies auf Erden – errichtet werden. Die Parole „Zurück zur Natur“ findet heute noch ihren Widerhall in der Technikfeindlichkeit und ökologischen Besessenheit der Grün/Alternativen. Der marxistische Appell »Proletarier aller Länder, vereinigt euch!« lautet in der neomarxistischen Version „Intellektuelle aller Institutionen, emanzipiert euch!“
Während der Marxismus/Sozialismus an die ökonomisch-sozial verelendeten Proletarier appellierte und eine Arbeiterbewegung in Gang setzte, die die Basis (Produktionsverhältnisse)
ändern, vielleicht sogar mit Gewalt umstürzen (revolutionieren) sollte, wendet sich der Neomarxismus der „Frankfurter“ an die intellektuell und psychosozial verelendeten Subjekte
im Bildungssystem, d.h. im kulturellen Oberbau. Er bewirkte 1968 eine Studentenbewegung, die den kulturellen Oberbau revolutionieren, d.h. eine Kulturrevolution durchführen sollte,
deren Folgen Thema dieser Publikation sind. Die gesamte Programmatik der Frankfurter Schule und der neulinken Bewegung läßt sich als Kulturrevolution, als Umbau des Menschen, seiner Psyche, seines Denkens und Strebens und seines Lebens, als Umbau der Institutionen, die das menschliche Bewußtsein und Verhalten prägen sowie als Umwälzung der gesamten Kultur und Zivilisation beschreiben. Die Studentenrevolte von 1968 war kein Randphänomen der Gesellschaft, sondern eine wirkliche Revolution. Da es unmöglich ist und auch nicht der Anschein erweckt werden soll, das Ideen- und Lehrgebäude der „Frankfurter“, das aus mehr als 40 Büchern, 50 Aufsätzen und Tausenden von Brief- und Manuskriptseiten besteht,[4]adäquat darstellen zu wollen, werden nur einige zentrale Thesen der Kritischen Theorie herausgegriffen. Wenn im folgenden undifferenziert von der Frankfurter Schule gesprochen wird, ist immer einer der vier Gründer gemeint. Eine differenzierte Darstellung der einzelnen Positionen ist in „Die Gewalt der Verneinung – Die Kritische Theorie und ihre Folgen“[5]vorgenommen worden.
II. Vier zentrale Thesen der Kritischen Theorie
Die Kritische Theorie ist nach Auffassung der „Frankfurter“ eine alles umfassende, alles erklärende Theorie. Sie will sowohl Religions- als auch Gesellschaftsphilosophie, ebenso
Theorie der Menschwerdung (Ontogenese) wie Moralphilosophie, Geschichts-, Kultur-, Musik- und Kommunikationstheorie sein. Sie stellt den Anspruch, eine Theorie der
Wahrheit zu sein und damit die gesamte vorausgehende Philosophie von Thomas von Aquin bis Kant und Hegel zu überbieten und abzulösen.
1. DIE RELIGIONSPHILOSOPHISCHE THESE: GOTT IST EINE
FALSCHE HYPOTHESE, THEOLOGIE IST SINNLOS
Für Horkheimer wie für Habermas steht fest, daß Gott durch die tatsächliche Geschichte, durch die modernen Naturwissenschaften (Evolutionismus/Darwinismus) sowie durch den
(dogmatischen) Marxismus widerlegt ist. Das Christentum ist für Horkheimer eine Lüge,[6] die Wiederbelebung der heidnischen Mythologie in Deutschland während des Dritten Reiches nichts anderes als Polytheismus. Nicht Gott, sondern der Mensch sei das höchste Wesen (Feuerbach), und der Nächste sei das Volk, die Gesellschaft, die Menschengattung. Horkheimer und Adorno teilen die Auffassung, daß die entscheidenden Fragen der Metaphysik nur negativ, d. h. nur verneinend, aufhebend beantwortet werden können, dementsprechend gebe es nur negative (bestreitende, verneinende) Theologie. Adorno, der getaufter Jude war, ist, wie Habermas betont, völlig standhaft und unerschütterlich Atheist geblieben. Für Habermas, vom Elternhaus her evangelischer Christ, ist Gott eine falsche Hypothese[7] – geschichtlich überholt, wissenschaftlich widerlegt. Gott ist vielmehr, wie Ludwig Feuerbach vor ihm schon behauptete, eine Projektion des leidenden Menschen
an den Himmel, also Phantasieprodukt des Menschen. Der Mensch hat sich seinen Gott geschaffen, weil er ein Bedürfnis nach ihm hatte. Nach Habermas[8] ist das Zeitalter der Hochreligionen und die
Epoche des metaphysischen Denkens vorbei. Das Christentum sei kein anerkanntes Weltinterpretationssystem mehr, die neue „wissenschaftliche Weltanschauung“ – der Darwinismus/ Evolutionismus – habe dem Christentum den Rang streitig gemacht, wissenschaftliche Aufklärung habe das (unaufgeklärt-mythische) Bewußtsein aufgelöst, die religiöse Welt insgesamt „entzaubert“ und jede religiös begründete Ethik wie Lehmbröckchen zwischen den Fingerspitzen zerrieben. Das moderne, nachmetaphysische Denken bestreite keine bestimmten Behauptungen der Theologen
oder Metaphysiker, es behaupte vielmehr deren Sinnlosigkeit. Sinnlos ist das Nachdenken über Gott deshalb, weil Gott in der Kritischen Theorie nicht real existiert, sondern Theodor Wiesengrund Adorno, nur ein Phantasieprodukt leidender Menschen ist. Theologie als Nachdenken und Reden über Gott ist dann eben nur Reden über nichts oder über menschliche Einbildungen. Die „Moderne“ oder das nach-metaphysische Zeitalter sei die Epoche des Massenatheismus: die katholische Kirche seien mehrere Konfessionen und in eine Unzahl von Denominationen zersplittert, und alle moderne Theologie sei ein Schrumpfungsprozeß, der zur Auflösung führe, weil diese „moderne“ Theologie die Unterschiede
– zwischen Heils- und Weltgeschichte,
– zwischen Diesseits und Jenseits,
– zwischen Kirche und Welt,
– zwischen Theologie und Soziologie,
– zwischen Seelsorge und Psychologie,
– zwischen Christen und Nichtchristen,
also den überlieferten Dualismus, einebne. Mit dieser Zustandsbeschreibung von 1974 hat Habermas sogar recht behalten. Habermas hält es schließlich für gerechtfertigt (und notwendig), daß überall dort, wo in der idealistischen Philosophie „Gott“ gedacht oder geschrieben wurde, „Mensch“ oder „menschliche Gattung“ einzusetzen sei. Damit
wird Gott entthront, der Mensch bzw. die Gesellschaft dagegen werden vergöttlicht. Wenn ein dogmatischer Marxist gefragt wird, wie ein „Sozialist“ die Frage nach Gott beantworten würde, würde er mit Karl Marx antworten, der „sozialistische Mensch“ sei so, daß er diese Frage nicht mehr stelle.
ZUSAMMENFASSUNG
Der Neomarxismus der „Frankfurter“ ist seinem Selbstverständnis nach antiidealistische, materialistische Philosophie, sie ist anti-metaphysische, atheistische Philosophie und damit zugleich Negation des christlich-abendländischen Denkens, unvereinbar mit christlicher
Theologie. Das radikal emanzipatorische Konzept der „Frankfurter“ ist immanentistisch und widerstreitet übers Ganze dem Konzept christlicher Theologie von Erlösung und Befreiung.
Die Kritische Theorie ersetzt „Gott“ durch „Gesellschaft“, sie vergesellschaftet Gott und divinisiert die Gesellschaft als das Subjekt der Geschichte. Die Kritische Theorie ist materialistische Religion, Selbsterlösungsglaube, profaner Messianismus. Die konsequentesten Nach-Denker der Kritischen Theorie sind im Bereich Theologie und Metaphysik Johann Baptist Metz und Jürgen Moltmann, ferner auf katholischer Seite Eugen Drewermann und auf evangelischer der Göttinger Neutestamentler Gerd Lüdemann.[9]Ihre Theologie ist negatorisch, verneinend-bestreitend. Die Mode- oder auch Genitiv- Theologien wie z.B. die „Theologie der Revolution“,[10]die „Befreiungstheologie“,[11]die „Politische Theologie“[12] und die „Theologien des Feminismus“[13]wären ohne die Kritische Theorie nicht denkbar. Wenn Gott eine falsche Hypothese ist, wenn Gott tot ist, wie es nun sogar Theologen, z. B. die evangelische Theologin Dorothee Sölle, verkünden, wenn Gott nur eine Projektion des leidenden Menschen ist oder wenn wir selbst gemäß dem kommunistischen Programm Gott aus unserem Denken und aus der Gesellschaft vertreiben, dann müssen wir unsere Religion vergessen, ad acta legen, weil sie lediglich unaufgeklärt- mythisches Bewußtsein widerspiegelt, weil sie anachronistisch geworden ist und weil sie falsche „herrschaftslegitimierende Weltbilder“ erzeugt. Mit der Abschaffung der „religio“ müßten wir neu darüber nachdenken, wie man im nach-metaphysischen Zeitalter (ohne Gott) atheistisch-religiös leben kann. Wenn Gott tot ist oder wir ihn mit den „Frankfurtern“ und Sölle für tot erklären, dann bedeutet das die Wiederbelebung des nietzscheanischen oder des Schopenhauerschen
Nihilismus/Atheismus, dann bedeutet das, wie Habermas mit einer gewissen Häme formuliert hat, die Absage an Sinn:
„Sinn ist eine knappe und immer knapper werdende Ressource.“[14]
Ohne den obersten (absoluten) Wert (Gott) verlieren alle Werte und alle Orientierungen an Bedeutung: Warum etwa sollen wir gut sein und nicht böse, warum sollten wir die Zehn Gebote oder die Normen der Bergpredigt beachten, wenn die Antwort dahinter nicht immer wieder lautete: weil Gott selbst es so gewollt, geordnet, für richtig befunden hat. Der standhaft atheistische Philosoph Jean-Paul Sartre beantwortet die Frage nach Gott sinngemäß wie folgt: Wenn er nicht existiert, dann ist die Geschichte eines jeden Menschen eine Geschichte des Scheiterns, dann ist menschliches Leben absurd, dann bliebe nur die Verzweiflung, die nackte Angst, der Strick. Wenn es keinen Gott gibt, heißt es bei dem großen christlichen Denker Rußlands Fjodor Dostojewski an zentraler Stelle, dann ist alles erlaubt, wenn Gott tot ist, so kann es kein Glück mehr geben. Die Rezeption der religionsphilosophischen These der Kritischen Theorie in die Theologie kann die Frankfurter Schule als ganz unerwarteten, aber ganz großen „Erfolg“ verbuchen, die Folgen sind gar nicht zu übersehen. Wo immer das Christentum zurückgedrängt wird oder zurückweicht, besetzen der Islamismus, die Gnosis
oder Esoterik, mehr und mehr auch der Buddhismus und Okkultismus die gesellschaftlichen Leerstellen.
2. DIE ANTHROPOLOGISCHE/ERZIEHUNGSPHILOSOPHISCHE THESE
Der verzweifelte Zustand der Gesellschaft wird am Subjekt deutlich. Die Frankfurter stellen dem „alten“ bürgerlichen Menschen mit seiner Menschenwürde, der in Familien zu einem gewissensorientierten moralischen Verhalten erzogen wurde, den „neuen“, ganz anderen Verhaltenstypus gegenüber, der in „alternativen“ Institutionen mit neuen wissenschaftlichen Methoden und nach neuen Leitbildern (Lebensentwürfen) erzogen werden soll. Deshalb kritisieren sie den „alten“ Menschen als kapitalistisch deformiert und psychisch krank, während sie den „neuen“ Menschen als Ideal entwerfen. Nur diesem „neuen“ Menschen mit den kollektiven Ich-Strukturen trauen die Frankfurter die Rebellion gegen das Bestehende, die Veränderung der von ihnen gehaßten gesellschaftlichen Strukturen und ein Leben unter sozialistischen Bedingungen zu. Die Kritische Theorie hat insgesamt ein negatives Verhältnis zum Individuum, der Mensch der bürgerlichen Epoche sei das Produkt kapitalistischer Produktions- und patriarchalischer Gewaltverhältnisse:
„Das Über-Ich [Gewissen, Verf.], im eigenen Hause ohnmächtig, wird zum Henker in der Gesellschaft.“[15]
Die Kritik ist bei Adorno besonders schrill, empört[16]und radikal, wenn er etwa formuliert:
„Das Subjekt ist die Lüge […] die Menschen, keiner ausgeschlossen, sind überhaupt noch nicht sie selbst.“[17]
„Der Mensch ist ein Raubtier.“[18]
Das Individuum sei dem Idol „Herrschaft“ geopfert worden und damit verschwunden. Das „Ich“ des bürgerlichen Typus sei nichts anderes als die Verinnerlichung von Herrschaft und Unterdrückung, durch das Gewissen habe der Mensch Herrschaft über sich selbst errichtet.
2Das Gewissen ist das Schandmal einer unfreien Gesellschaft.“[19]
Die ganze Argumentation gegen den „alten“ zu überwindenden Menschen gipfelt in dem Satz: Schizophrenie ist die geschichtsphilosophische Wahrheit übers Subjekt und in dem Appell, das Subjekt aufzulösen, in die Dissoziation und frühkindliche Unordnung von Es, Ich und Über-Ich zurückzustürzen, in einen Entwicklungszustand also, der noch von keinem festen Ich gesteuert wird. An dieser Argumentation wird deutlich, daß Adorno und mit ihm die Links-Freudianer die Freudschen Begriffe verwenden und gegen die Freudschen Intentionen argumentieren, also nicht zur Stärkung oder Restabilisierung, sondern zur Destabilisierung der Bildungssubjekte aufrufen. Die Grundidee, das Leitbild des „neuen“ Menschen, ist bei Marcuse der orphisch-narzißtische Mensch. Marcuse wählt dieses Bild aus der griechischen Mythologie mit Bedacht, um es mit dem Gegenbild von König Ödipus zu konfrontieren. Im sogenannten ödipalen Konflikt mit der Vater-Autorität verschafft sich der heranwachsende Mensch nach Freud eine eigene Geschlechtsidentität, ein frei bejahtes Gewissen, eine positive Einstellung zur zeugenden Sexualität. Orpheus und Narziß dagegen stehen für vorödipale, infantilanarchische Sexualität: Orpheus ist der Sänger, der befreit ist vom Druck der Zeit und der Arbeit, der nur noch singt. Und Narziß ist der in seine eigene Schönheit verliebte Jüngling, der sich
selbst im Spiegel des Sees zu ergreifen versucht und dabei ertrinkt. Orpheus und Narziß sind für Adorno die Urbilder der „Großen Weigerung“:
– der Verweigerung des ödipalen Konfliktes,
– der Verweigerung des Leistungsprinzips,
– der Verweigerung zeugender Sexualität.
Marcuse fordert nichts weniger als die Regression, pointierter noch, die Retrogression des Menschen zur frühkindlichen (strukturlosen, polymorph-perversen) Sexualität. Das Ziel Marcuses ist die Zerstörung des Leistungsprinzips:
„Das wäre der „erlöste“ Mensch, der auch vom Ich erlöst und in dem alle Transzendenz zur Ruhe gekommen ist.“[20]
Marcuse plädiert deshalb für die Freigabe der Perversionen; geschlechtliche Perversionen sind für ihn Urbilder völliger Freiheit und Erfüllung. Wilhelm Reich zusammen mit Marcuse versprechen den Intellektuellen die „Erlösung“ durch die sexuelle Revolution.[21]
Von diesem Plädoyer (1966) über die ministeriellen Richtlinien für die Sexualerziehung in den Schulen (ab 1972), über die grundlegende Veränderung des deutschen Sexualstrafrechts
(ab 1976) bis zur gesetzlichen Gleichstellung der homosexuellen Beziehungen mit den heterosexuellen Ehepaaren im Bürgerlichen Gesetzbuch (1999) dauerte der „mühsame Marsch durch die Institutionen“, setzte sich die Erfolgsserie der Frankfurter gegen die bürgerliche Gesellschaft christlicher Prägung durch. Das tiefgehend gewandelte Rechts- und Sittlichkeitsbewußtsein der Deutschen – massenhafte Abtreibung, verbreitete Kinderschändung, Pornographie in allen Medien und „Verschweinung der Gesellschaft“ – sind Ursache bzw. Folge dieses beispiellosen Erfolges. Das Bild, das Habermas vom „neuen“ sozialistischen Menschen zeichnet, läßt sich mit folgenden wichtigen Elementen skizzieren:
a) kollektive Ich-Strukturen,
b) reziprokes „demokratisches“ Verhalten,
c) kommunikative Ethik.
Dieser „neue“ Mensch wäre homo communicativus:
a) Der „neue“ Mensch verdankt seine Ich-Identität nicht mehr seiner Familie,
er identifiziert sich nicht mit Vater und Mutter,[22]sondern mit Kommunikationspartnern in der Kindertagesstätte, in der Ganztagsschule, im gruppendynamischen Labor oder in der „peer- group“.Homo communicativus verdankt sich ganz dem gesellschaftlichen Kollektiv, er ist alles durch die Gesellschaft und alles für die Gesellschaft
b) Homo communicativus bindet sich nicht mehr an bestimmte Glaubensinhalte oder Werte, auch nicht an bestimmte Moral- oder Gesetzesnormen wie etwa die Zehn Gebote oder die Normen des Strafgesetzbuches, er folgt nur noch den Verhaltenserwartungen des Kommunikationspartners. Von allen Bindungen und Verbindlichkeiten hat er sich erfolgreich
distanziert und emanzipiert (befreit).
c) Homo communicativus hat die christlichen Verhaltensnormen der Zehn Gebote ebenso wie die der Bergpredigt und die Goldene Regel „Was du nicht willst, daß man es dir tu, das füg auch keinem anderen zu“ als repressiv durchschaut und hinter sich gelassen. Für den Kantischen Kategorischen Imperativ vernunftgeleiteten Verhaltens „Handle stets so, daß die Maxime deines Handelns ein allgemeines Gesetz werden könnte“, kann der „neue“ Mensch nur noch ein müdes Lächeln aufbringen; denn alle diese Normen unterdrücken die menschlichen Bedürfnisse oder lassen weniger Bedürfnisse zur Befriedigung zu als nach dem Stande der Produktion (objektiv) unterdrückt werden müssen. Homo communicativus erkennt nur noch eine einzige Verhaltensregel als verbindlich an, diese lautet:
„Ich verhalte mich stets so, wie der Andere es von mir erwartet, weil auch der Andere (der jeweilige Kommunikationspartner) sich stets so verhält, wie ich es von ihm erwarte“, d. h. vollständig reziprok („demokratisch“).[23]
Habermas nennt diese neue kommunikative Moral auch „universalistische Moral“, weil sie sich in der ganzen Welt als verbindlich durchsetzen soll. Während sich Bürger und Christen an ihr Gewissen binden und sich selbst „bestrafen“, wenn sie den Verhaltenserwartungen
des Gewissens nicht nachgekommen sind, orientiert sich homo communicativus an den Verhaltenserwartungen des Außenstehenden. Das gewissensgesteuerte – theonome –
Verhalten wird gegen ein gesellschafts- bzw. kollektivgesteuertes – heteronomes – Verhalten ausgewechselt. Für autonomes Verhalten, d. h. aus Freiheit generiertes Verhalten, ist dann kein Platz mehr.[24]Habermas ist es gelungen, eine Ethik zu formulieren und zu propagieren, die von
„erlösungsreligiösen Grundlagen entkoppelt“ ist. Man kann diese Ethik kommunikative oder auch „hedonistische“ Moral nennen, weil sie erlaubt, was den beiden
Partnern nutzt, was ihnen Vergnügen bereitet. Absolut Böses gibt es danach nicht. Dieser „neue“ Mensch mit den kollektiven Ich-Strukturen, der kommunikativen Moral und dem reziproken Verhaltensrepertoire wird seit den 60er Jahren millionenfach in sogenannten Rollenspielen und gruppendynamischen Labors erzeugt: aus Bürgern werden „Encounter-
Konvertiten“, die ihrem Leben einen neuen Sinn gegeben haben.
3. DIE FASCHISMUSTHESE: DIE FAMILIE IST URSACHE DES „AUTORITÄREN CHARAKTERS“ UND DES FASCHISMUS
Horkheimers Kritik an Ehe und Familie, die der Christ als „Kirche im Kleinen“ und der Staatsbürger als „Zelle des Staates“ betrachtet, ist besonders aggressiv und polemisch:
Die Ehe sei geschichtlich überholt, sie verliere immer mehr an Bedeutung, [25]in der Ehe räume die Lust vor der Pflicht das Feld, in der gegenwärtigen Gesellschaft sei die Lust in die Zote und in die Prostitution verbannt. Diese Kritik versteigt sich zu der These Horkheimers, die Familie sei die massenpsychologische Grundlage des Faschismus.[26]In der Familie werde nämlich mit Autorität erzogen und aus dieser autoritätsbezogenen Erziehung gehe der „autoritäre Charakter“, die autoritäre Persönlichkeit, der Typus des Untertanen und Undemokraten hervor, der schon in der Familie gelernt habe, nach „oben“ zu katzbuckeln und nach „unten“ seine Untergebenen zu treten. Gegen diesen „autoritären Charakter“ fordert Marcuse die Erziehung des anti-autoritären Charakters,[27] eines Menschentypus also, der sich allen Erwartungen und Verpflichtungen der Gesellschaft verweigert und der nur seinen eigenen Bedürfnissen nachgeht Lustprinzip gegen Leistungsprinzip heißt die Erziehungsdevise der Frankfurter. Deshalb fordern sie die Erziehungsdiktatur. Die Familie ist nach Horkheimer nur „kultureller Kitt“,[28]Klebstoff also, mit dem das an sich längst brüchig gewordene kapitalistische System notdürftig zusammengehalten und vor dem überfälligen und endgültigen Einsturz bewahrt werde. Horkheimer hat ganz im Gegensatz zu unseren gegenwärtigen Familienpolitikern erkannt, daß die Familie tatsächlich den Kern der bürgerlichen Gesellschaft bzw. die Mitte des Christentums und der Kultur darstellt. Richtig ist auch, daß diese christlich-bürgerliche Kultur und Gesellschaft, die bewußt als unmoralisch und inhuman diffamiert werden, zusammenbrechen werden, wenn ihnen die Familie entzogen wird.Den Beweis dafür hat die chinesische Kulturrevolution nach 1949 erbracht. Der heutige theologische und politische Feminismus wird von Habermas als (vorerst) letzter Versuch angesehen, der Familie das Leben in der Gesellschaft zu erschweren und die Kulturrevolution zu vollenden, anstatt auslaufen zu lassen. Zu den familienfeindlichen und anti-autoritären Tendenzen in Gesellschaft und Staat, in Schule und Kirche können hier nur einige Stichpunkte genannt werden, die eigentlich in ihrem ideepolitischen Zusammenhang dargestellt werden müßten:
Das Scheidungsrecht berücksichtigt die Schuldfrage nicht mehr. – Fast jede dritte Ehe wird geschieden.
– Die Zahl der Eheschließungen geht zurück.
– Die Zahl der Alleinerziehenden steigt.
– Die Zahl der Kinder je Ehe sinkt gegen 1.
– Die Zahl der Scheidungswaisen, die auf Sozialhilfe angewiesen sind, steigt.
– Das Mehrwertsteuerrecht benachteiligt Familien mit Kindern.
– Familien werden im Steuerrecht 20 Jahre lang benachteiligt.
– Die Kriminalität steigt allgemein, die Kriminalität der Kinder, Jugendlichen und Heranwachsenden steigt explosionsartig. Die hohe und steigende Zahl der Ehescheidungen pro Jahr, die hohe und wachsende Zahl von in nicht legalisierten Gemeinschaften lebenden Männern und Frauen und die steigende Zahl von homosexuell zusammenlebenden Partnern zeigt die zunehmende Distanzierung der jungen Generation von der Institution Ehe/Familie und von den mit dieser Institution
im Zusammenhang stehenden Normen und Werten (z.B. eheliche Treue, lebenslängliche Monogamie, Homosexualitätsverdikt).
4. DIE GESELLSCHAFTS- UND DIE GESCHICHTSPHILOSOPHISCHE THESE:
DAS GANZE IST FALSCH, DER GEIST DER GESCHICHTE = DIE PERMANENTE
KATASTROPHE
Für Horkheimer ist die Gesellschaft in Deutschland eine Klassengesellschaft, in der es sich wenige auf Kosten der vielen gut gehen lassen.[29]Diese These von Marx haben die Frankfurter nicht auf sich selbst bezogen, obgleich sie alle aus großbürgerlichen Verhältnissen stammten und mit einem Millionenvermögen den Krieg und die Emigration „gut“ überstehen konnten. Die industrielle Gesellschaft sei nicht die Gesellschaft freier Menschen, sondern eine Gesellschaft totaler Unterdrückung und totaler Herrschaft. In der Gesellschaft herrsche die tote Arbeit (Maschine, Kapital) über die lebendige Arbeit (Arbeiter, Mensch). Ursache dieser total gewordenen Herrschaft und Unterdrückung ist nach Horkheimer die Technik. Diese Technik versklave den Menschen und deformiere sein Denken und sein Bewußtsein. Der Mensch in der bürgerlichen Gesellschaft folge daher nicht mehr der humanen, sondern der instrumentellen Vernunft.[30]Der gesamte technische Fortschritt wird von Horkheimer als ein unendlicher Prozeß der Entmenschlichung beschrieben. Alle versuchten, wohlmeinenden gesellschaftlichen Reformen könnten an diesem Prozeß nichts verändern, sie könnten lediglich das bestehende, kapitalistische System stabilisieren. Nicht Reform, sondern Totalveränderung des Bestehenden heißt die gesellschaftspolitische Devise der Frankfurter.
Die Gesellschaftsanalyse von Habermas läßt sich mit „Verfall“ überschreiben. Er spricht von ökonomischen Krisen, die das kapitalistische System ständig erschütterten, aber nicht verhindert werden könnten, von Sinnkrisen, die dem System die motivierenden Kräfte entzögen und von Legitimationskrisen. Legitimationskrisen entstehen nach Habermas immer dann, wenn die im Staate und in den gesellschaftlichen Institutionen Herrschenden ihr eigenes Tun nicht mehr legitimieren können. Alle diese Teilkrisen zusammen könnten das System von Herrschaft und Unterdrückung in eine Systemkrise stürzen und damit in den Zusammenbruch des Kapitalismus führen.[31]Diese technikfeindliche Grundströmung in unserer Gesellschaft führt den „Grünen“ ein Wählerpotential von 10% führt „Greenpeace“ und den Umwelt-, Natur- und Tierschutzverbänden finanzielle und humane Ressourcen zu und macht die Ökologie zum Staatsziel Nr. 1 und zur alles in ihren Bann schlagenden Ideologie.[32]Das Bild, das Horkheimer von der „neuen“ sozialistischen Gesellschaft zeichnet, ist unklar und höchst widersprüchlich. Einerseits soll es eine Gesellschaft des Genusses[33]sein, in der Triebregungen nicht mehr unterdrückt und verpönt sind (Paradies oder Schlaraffenland), andererseits ist alles geplant und nichts den Kräften des Marktes (Angebot und Nachfrage) überlassen – also strikte Plan- und Staatswirtschaft wie im Kommunismus. An anderer Stelle verspricht Horkheimer den Intellektuellen und studentischen Rebellen die „herrschaftsfreie Gesellschaft“, in der das „Prinzip Herrschaft“ endgültig gebrochen sei. Bei Habermas ist die paradiesischsozialistische Gesellschaft exakt umschrieben, hier können nur einige Elemente herausgestellt werden: – alle Bedürfnisse sollen chancengleich zugelassen und befriedigt werden; – alle durch Herrschaft verzerrten Kommunikationsstrukturen der jetzigen Gesellschaft sollen durch den „herrschaftsfreien Diskurs“ der Vernünftigen und „Aufgeklärten“ abgelöst werden; – alle Machtansprüche müßten sich ständig rechtfertigen.[34]Habermas fordert und verspricht wie Horkheimer die (völlig) herrschaftsfreie Gesellschaft.Diese Perspektive bedarf der kritischen Anmerkung: Wenn niemand herrscht, wenn weder der Staat noch die Gesetze herrschen dürfen, dann herrschen alle, dann herrschen insbesondere
die Mächtigeren, die Kräftigeren, die Durchsetzungsfähigeren. In der herrschaftsfreien Gesellschaft herrscht das Prinzip homo homini lupus, bzw. bellum omnium contra omnes, herrschen Anarchie und das Recht des Stärkeren Auch Adorno macht in seiner Gesellschaftsanalyse das Prinzip Herrschaft verantwortlich für den katastrophalen Ablauf der Geschichte und für die apokalyptische Zukunft der Kultur. In seinem geschichtsphilosophischen Hauptwerk Negative Dialektik zeichnet er den ganzen Weg der Menschheitsgeschichte nach.[17]Am Anfang der Geschichte habe der Mensch versucht, sich von den Naturgewalten zu emanzipieren. Bei diesem Befreiungskampf sei dem Menschen die Maschine und die Technologie zu Hilfe gekommen. Der Mensch sei zunächst Herr über die Natur und Herr über die Technik gewesen. Bis genau zu diesem Zeitpunkt der Emanzipation des Menschen von den Mächten der Natur sei der Geschichtsprozeß positiv-dialektisch verlaufen. Dann aber sei mit der Erfindung der Maschine und der Industrie der Umschlag ins Negative erfolgt: Der Mensch, der die Maschine/Technik erfunden und sich dienstbar gemacht hatte, mußte fortan die Maschine bedienen, mußte sich den Sachzwängen und Gesetzen der Technik und Industrie unterwerfen. Je mehr er sich von der Natur emanzipieren wollte, um so mehr geriet und gerät er unter die Herrschaft und Sklaverei des industriellen Systems.
Herrschaft ist nach Adorno total geworden:
– in den Betrieben herrsche die Technik über den Menschen;
– in den gesellschaftlichen Institutionen (Familie, Schule,Kirche, Betrieb, Klinik, Bundeswehr) herrsche der Mensch über Menschen;
– in seinem Gewissen habe der Mensch Herrschaft über sich selbst errichtet. „Auschwitz“ war also kein Betriebsunfall der Geschichte: „Jeder technische Fortschritt ist ein Fortschreiten in Richtung Abgrund und Katastrophe“, Das ist die tief pessimistische und deprimierende Botschaft der Frankfurter: der Mensch wird vom Subjekt der Naturbeherrschung zum Objekt total gewordener Herrschaft und Unterdrückung. Aber jedes Zurück bringt ihn erneut unter die Herrschaft der Natur. Im Hinblick auf diesen geschichtlichgesellschaftlichen Circulus vitiosus von Emanzipation und Unterdrückung formuliert Adorno den radikalen, an die Wurzeln der Gesellschaft gehenden Satz: Das Ganze ist falsch, die Gesellschaft ist zum Unheil gewuchert,[35] sie ist ein unendlicher Fortschritt im Falschen, der Geist der Geschichte ist die permanente Katastrophe, absolute Negativität ist absehbar und überrascht keinen mehr. Aus dieser Analyse folgert Adorno die Befürwortung der Anarchie, des anarchistischem Aufstandes gegen den technischen Fortschritt, weil nur der Ausstieg aus dem System das Prinzip Herrschaft durchbrechen könne.
Dieses Motiv des Ausstiegs und der Rebellion gegen die Technologie treibt die Grünen“ und die Greenpeace-Organisationen zu Handlungen gegen den technologischen Fortschritt. Ich darf auch daran erinnern, daß bekannte Repräsentanten des sogenannten Militärisch-Industriellen Komplexes (Bekkurtz, v. Braunmühl, Herrhausen, Ponto, Schleyer sowie deren begleitende Polizeibeamte) aus eben diesem Motiv von zum Teil akademisch gebildeten Anhängern der Rote Armee Fraktion ermordet wurden. Bei dem Kampf gegen das Prinzip Herrschaft stehen die Frankfurter auf Seiten der Befürworter der Gewalt. Marcuse [36]unterscheidet zwei Formen der Gewalt: Auf der einen Seite stehe die »institutionalisierte Gewalt« des Establishments, des Staates, der Institutionen und der Gesetze. Diese Gewalt bezeichnet er als »Gewalt der Unterdrückung«, als »Gewalt der Aggression«, sie stehe im Dienste des geltenden Rechts, sie sei daher »legale Gewalt«, zugleich aber auch »illegitime Gewalt«, weil sie den Menschen in der Gesellschaft die Freiheit, die Befreiung von Herrschaft und Unterdrükkung vorenthalte. Der institutionalisierten Gewalt stehe die 2. Form, die »Gewalt des Widerstandes« gegenüber, die Marcuse auch als »Gewalt der Befreiung« oder als »Gewalt der Verteidigung des Lebens« bezeichnet. Diese Gegengewalt gegen den Staat sei nach geltendem Recht (Gesetz) notwendigerweise illegal (also ungesetzlich, gesetzwidrig), aber sie sei legitime (gerechtfertigte) Gewalt, weil sie auf Befreiung (Emanzipation) vom Bestehenden abziele. Marcuse erklärt, daß es für unterdrückte und überwältigte Minderheiten ein »Naturrecht « auf Widerstand gibt und daß außergesetzliche Mittel (Gewalt gegen Sachen/Personen) angewendet werden müssen, sobald sich die gesetzlichen als unzulänglich herausgestellt haben.[37]Wenn die unterdrückten Minderheiten Gewalt anwenden, beginnen sie keine neue Kette von Gewalttaten, sondern sie zerbrechen die etablierte (Gewalt), d. h. die Gewalt des Staates, der Gesetze. Und Marcuse weiter: Kein Dritter, am allerwenigsten der Erzieher und Intellektuelle habe das Recht, den Aufständischen, den Gewalttätern Enthaltsamkeit (von Gewalt) zu predigen. Die Botschaft der Frankfurter lautet also: In bestimmten Situationen hat Gewalt mehr Recht als das Recht, das sie bricht. Diese Botschaft oder Heilslehre Marcuses wurde von der Linken als Kampfanweisung gegen den demokratisch legitimierten Rechtsstaat aufgefaßt und umgesetzt. Seit Verkündung dieser Botschaft wird in politischen Kreisen öffentlicher Diskurs darüber geführt, welche Gewalt illegal, aber legitim bzw. legal, aber illegitim sei und ob Gewalt auch gegen Personen legitim sei. Gewalttäter „mit politischem Hintergrund“ können mit mehr Nachsicht der Gerichte rechnen.[38]Seit Verkündung dieser Botschaft sind Sitzblockaden vor Kernkraftwerken, Munitionsdepots der Bundeswehr oder auf Gleisen der Bundesbahn keine illegale Gewalt (Nötigung), sondern legitim (Recht der freien Meinungsäußerung) und „Befreiung“ vom „Atomstaat“ bzw. von der „Plutoniumswirtschaft“. Der Rechtsstaat Deutschland verlangte nicht die Auslieferung des kommunistischen Kurdenführers Öcalan, der unter dem Verdacht des mehrfachen Mordes stand, weil die Bundesregierung die Gewalt der bei uns Gastrecht genießenden PKK-Kurden befürchten mußte und weil die Kurden lediglich die „Befreiung“ Kurdistans von Iran und der Türkei durchsetzen wollten In Deutschland muß man heute für „linke“ Gewalt Verständnis haben, sie wendet sich ja gegen Ungerechtigkeiten in Deutschland und in der Welt. Sie kann mit Nachsicht der Gerichte rechnen, denn die Motive seien „edel“. Bei gewaltsamen Demonstrationen „gegen rechts“ in Magdeburg (Febr. 1999) läuteten die Glocken in der
Innenstadt. „Rechte“ Gewalt dagegen ist verabscheuungswürdig und ruft allgemeine, tiefempfundene Betroffenheit hervor. Sie muß mit drakonischen Maßnahmen bestraft werden, denn es gilt, für alle sichtbar den „Anfängen zu wehren“ . Ebenso ist bei Gewalt „mit politischem Hintergrund“ sensibler, differenzierter und großzügiger zu verfahren als bei Gewalt ohne „politischen Hintergrund“. Letztere ist kriminell, erstere sollte nicht von vornherein „kriminalisiert“ werden. Gewalt gegen Sachen (Autos, Geschäftsfassaden, Fensterscheiben, Reisebüros, Banken) gefährdet nicht „unsere gefestigte Demokratie“, die Geschädigten haben halt Pech gehabt. Gewalt gegen Personen gilt im allgemeinen (noch) als Schwerkriminalität, wenn sie nicht nach den Regeln des §218 StGB ausgeübt wird. Sie ist besonders gefährlich und verwerflich, wenn Deutsche an Ausländern solche Gewalt mit oder ohne Todesfolge anwenden. Weniger gefährlich ist die Gewalt von Fremden gegen Deutsche. An ein und demselben Tag im Februar 1999 wird ein junger Algerier in Guben von deutschen Skinheads in den Tod getrieben. Der Polizeichef von Guben bestreitet einen „politischen Hintergrund“ der Tat, die Medien aber sehen darin eine Tat der Neonazis, also Gewalt „von rechts“. Der junge Algerier wird mit einem Quasi-Staatsakt, mit Lichterketten, Blumenbergen und Betroffenheitsszenarien „verabschiedet“. Der 24jährige Deutsche, der auf dem Bahnhof von Frankfurt-Griesheim am gleichen Tag mit mehreren Messerstichen von Afrikanern niedergestreckt wird, wird von seinen Eltern still beerdigt, von den Medien totgeschwiegen. Es gibt also „gute“ Tote, die heftig an das Rechtsbewußtsein der Deutschen appellieren sollen, und „schlechte“ Tote, die man links liegenlassen kann. Jede Überschreitung der Geschwindigkeitsbegrenzung, jedes verbotswidrige Parken in der Innenstadt, jeder Blechschaden im Straßenverkehr sowie jeder Versuch, die Steuerlast zu mindern, wird unnachsichtig verfolgt und spürbar bestraft. Demonstrieren dagegen Tausende von Ausländern rechtswidrig (Art 8 GG) an Grenzen, auf Autobahnen, in Innenstädten, oder dringen Scharen von PKK-Kurden oder Antifaschisten/Antirassisten mit Gewalt in Parteigeschäftsstellen, in Teestuben oder ausländische Botschaften/Konsulate ein, verzichtet die Polizei (der Staat) auf Festnahmen, Feststellung
der Personalien oder Beweismittel, auf Anzeige bei der Staatsanwaltschaft. Sie sichert sogar freies Geleit zu, wenn friedlich weiterdemonstriert oder gewaltlos der Rückzug angetreten wird. Der Staat, der auf sein Gewaltmonopol verzichtet und Schwäche demonstriert, erntet Gewalt und Terror und wandelt seinen Charakter, denn der Rechtsstaat folgt den Regeln:
„Nur das Recht soll herrschen“, „Gleiches Recht für alle“, „Das Recht braucht der Gewalt nicht zu weichen“.
ZUSAMMENFASSUNG
Die Speerspitze der Kritischen Theorie ist gegen die durch christlich-bürgerliche Ideen geordnete Gesellschaft mit allen ihren Institutionen und Werten (Familie, Schule, Kirche, Betrieb) sowie gegen den demokratisch verfaßten Rechtsstaat, wie er sich im Grundgesetz Deutschland darstellt, gerichtet. Die Hauptwaffe der Frankfurter ist die fundamentale, radikale, nichts auslassende Kritik, die sich empört gegen alle Selbstverständlichkeiten, Traditionen, Institutionen und Verbindlichkeiten, die sich insgesamt gegen das Bestehende richtet und die vollständige Alternative zum Bestehenden durchzusetzen versucht. Ihre Kampftruppen rekrutieren die Frankfurter unter den Linksintellektuellen, unter den emanzipatorisch-feministisch Bewegten und unter den durch die Kritische Theorie „Aufgeklärten“ und ideologisch Geschulten. Die Folgen dieser Auseinandersetzung können hier nur resümierend in Stichworten aufgezählt werden. Auf die „Erfolge“ der Frankfurter hat vor allem Habermas hingewiesen. Unter dem Druck der Dauerkritik am Leistungsprinzip, an
der Autorität und an den Institutionen, der permanenten „Hinterfragung“ aller Werte, Normen und kulturellen Selbstverständlichkeiten, der „Dauerdemokratisierung“ fast aller Institutionen, insbesondere von Kirche, Schule, Universität, Betrieb, Parteien sowie der seit 30 Jahren anhaltenden semantischen Strategie der „Umbegreifung“ der Begriffe ist es in der Gesellschaft
1. zu einer rasanten Schwächung der Erziehungskraft und des Erziehungswillens der Familie und der Autoritäten;
2. zu einem tiefgehenden Werteverfall bzw. Traditionsbruch zwischen der älteren und jüngeren Generation;
3. zu einer Legitimations- und Legitimitätskrise;
4. zu einem grundsätzlichen Wandel des Bewußtseins und des Verhaltens der Bürger gekommen: Permissivität ist gestiegen, Hemmschwellen wurden abgesenkt.
5. Die Fähigkeit der Institutionen, sich zu wehren, d. h. der Wille, die überkommenen Institutionen zu rechtfertigen und gegen deren „Enteignung“, „Umfunktionalisierung“
oder Auflösung zu verteidigen, ist im Schwinden begriffen. Diese Folgen der Kritischen Theorie bekommen auch die kirchlichen Verbände und Organisationen zu spüren, ohne zu
wissen, woher der Gegenwind kommt.
III. Die Erfolge der Frankfurter in der Gesellschaft nach Habermas
Nach 1980 hat Habermas in verschiedenen Beiträgen sechs Veränderungen genannt, die von der Kritischen Theorie ausgegangen sind und das geistige Klima in Deutschland zwischen
1960 und 1980 revolutionär verändert haben. Habermas verbucht diese Veränderungen als Erfolge, als Siege über die bürgerliche Gesellschaft, die er selbst in polemischer Absicht als „spätkapitalistische“ bezeichnet:
1. ENT-CHRISTLICHUNG DER ÖFFENTLICHKEIT
Habermas sieht sich darin bestätigt, daß die Zeit der Hochreligion Christentum abgelaufen sei, daß das Christentum kein allgemein anerkanntes Weltinterpretationssystem mehr sei,
sich Massenatheismus ausbreite und der (bisher christlich orientierte) Bürger dem Staate seine (schuldige) Loyalität entziehe. Es kann in diesem Zusammenhang weder als Zufall noch als Betriebsunfall betrachtet werden, daß im sogenannten Andachtsraum im Berliner Reichstag
kein Kreuz zu finden ist, sehr wohl aber ein Hinweis auf Mekka und auf die Klagemauer von Jerusalem.Das Kreuz wird aus der deutschen Öffentlichkeit verdrängt; es könne ja „bei
Bedarf“ aus dem Schrank hervorgeholt werden. Auch im Andachtsraum der UNO fehlen christliche Symbole, es befindet sich dort nur ein großer schwarzer Stein. Auch durch den Spruch des Bundesverfassungsgerichts (Kruzifixe in öffentlichen Schulen) wird das Christentum aus der Öffentlichkeit verdrängt, obwohl sich die große Mehrheit des Volkes zum Christentum bekennt.
2. ENT-INSTITUTIONALISIERUNG DER GESELLSCHAFT
Die den Staat tragenden Institutionen werden „umfunktionalisiert“, sie werden ihrer bisherigen Aufgabe „enteignet“ und mit neuen „alternativen“ Aufgaben betraut. Die Umfunktionalisierung ist den Frankfurtern am durchgreifendsten bei den obersten Gerichten, den Universitäten und Schulen, aber auch bei den Massenmedien und sozialen Diensten, nicht zuletzt in den Verwaltungsapparaten der Kirchen gelungen.[39]
3. ENT-ETHISIERUNG DES RECHTS
Die Rechtsnormen des Staates, die Gesetze, enthalten und schützen nicht länger das sittliche Minimum der Rechtsgemeinschaft, sie dienen fortan außerethischen Zwecken wie der Abschreckung oder der Veränderung der gesellschaftlichen Institutionen. Nach Abschaffung des §175 StGB und Einführung des §218 StGB wäre die gesetzliche Aufwertung der Prostitution zum Beruf (Bundesfamilienministerin Bergmann, SPD) ein weiterer kulturrevolutionärer Schritt in Richtung „Ent-Ethisierung des Rechts“ und Enteignung der Familie von ihren bisherigen Privilegien (Art. 6 GG)
.
4. ENT-KRIMINALISIERUNG DES VERBRECHENS
Verbrechen werden weniger individuell dem Täter zugerechnet und angelastet als kollektiv den gesellschaftlichen Verhältnissen. Man ist (fast zwangsläufig) kriminell, weil man unter „kriminell- kapitalistischen“ Verhältnissen, unter „struktureller Gewalt“ aufwachsen mußte und lebt. Gemäß dieser Argumentation müßten eigentlich die bedingenden Ursachen bestraft und „resozialisiert“ werden und nicht der Täter.
5. ENT-PATHOLOGISIERUNG DER KRANKHEIT
Man ist nicht etwa krank, weil der Naturhaushalt aus dem Gleichgewicht geraten ist, sondern weil man durch gesellschaftlichen Streß, durch vergiftende Umwelt, durch Leistungsdruck
der kapitalistischen Wirtschaft oder durch repressive Normen der christlichbürgerlichen Moral (Triebverzicht/Askese) beschädigt wurde.
6. ENT-ÄSTHETISIERUNG DER KUNST
Die moderne Kunst folgt nicht mehr den Regeln des Schönen, Wahren, Guten, des Ehrwürdigen oder der Harmonie der Ordnung, sondern ganz bewußt und provokativ der Veralberung und Verächtlichmachung, der Propaganda und Agitation:
Das Häßliche, Sinnlose, Anstößige wird dominant. Aus diesen sechs Entwicklungen wird deutlich, daß Auflösung, Destruktion, Negation die Absicht der Frankfurter und
ihrer Epigonen war und ist.[40]
IV. Die geschichtliche Entwicklung der Frankfurter Schule
Zur Darstellung der Geschichte der Frankfurter benötigte Wiggershaus 765 Druckseiten, Jay weitere 420 Seiten. Diese Entwicklung läßt sich im Zeitrafferstil und unter Verzicht auf
Details in folgende 4 Abschnitte gliedern:
1) Durch Eintritt Horkheimers in das damalige Frankfurter Institut für Sozialforschung und mit der Herausgabe der Zeitschrift für Sozialforschung wurde die Frankfurter Schule 1929 gegründet, ausgestattet mit dem Millionen-Vermögen eines jüdischen Weizengroßhändlers. In der Gründerzeit befaßte sich das Institut schwergewichtig mit marxistischer Kultur- und Zivilisationskritik.
2) Die Gründer mußten ausnahmslos um 1933 aus rassischen und politischen Gründen emigrieren. Sie forschten in der Emigration im kalifornischen Pacific Palisades, in der Nähe von Hollywood und Los Angeles, insbesondere nach den Ursachen des Antisemitismus, Nationalsozialismus und Faschismus, ohne jedoch auf die amerikanische Wissenschaft und Gesellschaft Einfluß erlangen zu können. Sie lebten vielmehr in beständiger Angst vor politischer Verfolgung durch die McCarthy-Kommission, die noch 1945 auf Kommunisten in den Vereinigten Staaten Jagd machte.
3) Nach 1949 blieb Marcuse in den USA, während Horkheimer und Adorno an die Frankfurter Universität zurückkehrten und etwa ab 1960 ihre Frühschriften in großen Auflagen veröffentlichten oder neu auflegten.
4) Die Hochblüte und zugleich den Abstieg erlebte die Frankfurter Schule zwischen 1965 und 1975. Adorno und Horkheimer wurden Opfer der studentischen Störungen und Institutsbesetzungen, zu denen sie selbst aufgerufen hatten. Auch Habermas entzog sich den Unruhen in Frankfurt, indem er einen Ruf an das Max-Planck-Institut am Starnberger See annahm, das von der deutschen Industrie großzügig mit Forschungsmitteln ausgestattet war.
Vergleicht man abschließend noch einmal das System der Philosophie des Deutschen Idealismus mit dem des deutschen Neomarxismus, so kommt man zu dem an sich erstaunlichen Ergebnis, daß Kant und Hegel rund 150 Jahre benötigten, um sich in den Universitäten, in der bürgerlichen Gesellschaft bzw. in den Rechtsstaaten Westeuropas und den USA durchzusetzen.[41]Die Frankfurter hingegen brauchten nur 10, maximal 15 Jahre, um die Institutionen von Grund auf umzumodeln und ihre Ideen in Gesellschaft und Kirche zu verwirklichen. Vor allem auf den folgenden Wegen gelangte die Theorie mit nie gekannter Geschwindigkeit und Nachhaltigkeit von den Studierstuben aus in die Köpfe und Herzen der Intellektuellen und der nachwachsenden Generation der 68er
a) Zunächst entfalteten Horkheimer und Adorno eine intensive Vortragstätigkeit, die im Hessischen Rundfunk eine breite Zuhörerschaft fand.
b) Der Suhrkampverlag verlegte, z. T. in Großauflagen, alles, was von der Lehrer- und Schülergeneration geschrieben wurde. Von 1963-1980 gab der Verlag 1000 Bände „Kritische Theorie“ verschiedenster Fachbereiche heraus.[42]Nach Auskunft von Siegfried Unseld erreichte Suhrkamp bis 1988 eine Auflage von 30 Mio. Der Verlag hat sich um die Frankfurter Schule verdient gemacht.
c) Unter dem Einfluß der Kritischen Theorie verwandelte sich das Selbstverständnis der geisteswissenschaftlichen Pädagogik rasch zur Erziehungswissenschaft mit emanzipatorisch- kritischem Forschungsinteresse. Der emanzipatorischen Erziehungswissenschaft entsprach die emanzipatorisch-kritische Didaktik für fast alle Schulfächer in der Sekundarstufe I und II der deutschen Schulen.43 Im gleichen Zeitraum (1970-1980) wurden fast alle Richtlinien
für den Unterricht neu geschrieben und die Schulbücher für den Deutsch-, Politik- und Religionsunterricht emanzipatorisch-kritisch ausgelegt.[44] d) Die Frankfurter kooperierten mit der emanzipatorischen Bewegung der „Neue Linke“, indem sie diese Protestbewegung als moralische und revolutionäre Macht rechtfertigten und ihr das Programm lieferten, mit dem sich die Linke politisch artikulieren und durchsetzen konnte. Umgekehrt ist die
Kritische Theorie durch diese Bewegung erstaunlich rasch und tiefgreifend geschichtswirksam geworden, [45]jedenfalls rascher als in Frankreich oder in den USA.
e) Etwa zeitgleich mit der Verbreitung der Kritischen Theorie in Deutschland kamen nach 1960 die Gruppendynamik und die Gruppendynamische Bewegung aus den USA in die Bundesrepublik und wurden von der neu-linken Bewegung für Ziele der Frankfurter instrumentalisiert. Von diesen Psychotechniken, die ursprünglich in den Vereinigten Staaten für die psychologische Kriegsführung[46]entwickelt wurden, erwartete sich die neu-linke Bewegung sowohl die Veränderung der Institutionen als auch die tiefgehende Veränderung des Menschen in Richtung auf den „homo communicativus“, sowie die Veränderung des politischen und religiösen Bewußtseins. Ganz ähnlich wie Habermas die Erfolge der Frankfurter Schule beschreibt, umreißt Oskar Nigsch, ein Studentenpfarrer und prominenter Vertreter der gruppendynamischen Bewegung, die Ziele der Befürworter.[47]
Nigsch stellt die fünf wichtigsten Ziele der Veränderungsagenden wie folgt vor:
1. Ziel: Ent-Institutionalisierung der Gesellschaft. die Institutionen sollen nicht länger kulturelle Leitbilder, Normen, Erwartungen bzw. Weltbilder an die nachwachsende Generation tradieren, sondern diese in ihrer „kontrafaktischen Gültigkeit“ relativieren, durch Gruppendynamik lockern und auflösen. 2. Ziel: Ent-Bürokratisierung. Der bei uns eingespielte bürokratische Problemlösungsstil verursache stärkere seelische Störungen als der Kapitalismus insgesamt, weil er die Individuen in ihrer Spontaneität, Initiative und Verantwortungsfähigkeit fundamental beschneide. Durch Einführung gruppendynamischer Elemente in die Bürokratie sollen die
Probleme dort gelöst werden, wo sie entstehen, nämlich auf der Gruppenebene. Probleme sollen also nicht auf die nächsthöhere Ebene verlagert und damit entschärft werden.
3. Ziel: Ent-Hierarchisierung. Hier geht es um die Absetzung und Entmachtung der Hierarchien, der Autoritäten, Vorgesetzten, der Über- und Unterordnungsverhältnisse. Jeder
soll seinen Status in der Hierarchie für auswechselbar halten. Alle innovatorischen Impulse und Entscheidungen sollen von gruppendynamischen Prozessen ausgehen (Brainstorming).
4. Ziel: Ent-Funktionalisierung des Bildungssystems. Bildungs- und Beschäftigungssystem sollen voneinander entkoppelt werden. Schule soll nicht länger Institution der Erziehung und Bildung sein, sondern vielmehr zu einer Veranstaltung der Verhaltensmodifikation, der Verhaltenstherapie und -kontrolle werden. Das bisherige Schulsystem mit seinen Leistungsanforderungen und Auslesemechanismen soll nicht länger die soziale Schichtung der Gesellschaft reproduzieren. In der Gesellschaft soll es keine Schichten, sondern nurmehr ökonomisch-soziale Gleichstellung geben. Diese Gesellschaft der Gleichheit nannte Marx „klassenlose Gesellschaft“.
5. Letztes Ziel der gruppendynamischen Bewegung ist die Ent-Stabilisierung der Bildungssubjekte. Die Gesellschaft soll an stabilen Ich-Strukturen, wie Freud sie im Auge hatte, kein Interesse mehr nehmen. Durch Gruppendynamik könnten die Ich-Strukturen als „falsche Sicherheiten“ interpretiert und „neue Horizonte“ erschlossen werden. Diese destruktiven, kulturrevolutionären Ziele der gruppendynamischen Bewegung sind inzwischen überall dort erreicht worden, wo Gruppendynamik in Kirche, Schule, Betrieb, Klinik, Behörde, Kloster stattgefunden hat. Diese Ziele decken sich vollständig mit dem „reeducation program“ der Amerikaner nach dem Zweiten Weltkrieg, mit dem die „faschistischen“ (autoritär erzogenen) Deutschen zu Demokraten umerzogen werden sollten. Die Frankfurter tragen zu Recht den Titel »Philosophen der Reeducation«.[48]
Zusammenfassung
An Stelle einer eigenen Zusammenfassung verweise ich auf ein Resümee von Juan Donoso Cortés. [49] In einer Denkschrift stellt Donoso Cortés (1809-1853, spanischer Staatsrechtslehrer
und Kritiker des (theoretischen) Sozialismus) zwei Gruppen von furchtbaren und folgenschweren Irrtümern heraus, die entweder 1. zur „allgemeinen Auflösung“, zur Anarchie
oder 2. zur Verwirklichung von Despotismus riesigen Ausmaßes führen. Die erste Gruppe der Irrtümer zielt auf Übersteigerung der menschlichen Freiheit, auf gewaltsame Zerstörung aller menschlichen Einrichtungen. Die zweite Gruppe zielt auf völlige Umwälzung und Unterdrückung der menschlichen Freiheit. Der 1. Gruppe sind die Sozialisten, der 2. Gruppe die Kommunisten zuzuordnen. Die Sozialisten erstreben vor allem die unbegrenzte Ausdehnung der individuellen Freiheit (Emanzipation) auf Kosten der Staatsobrigkeit, die geschwächt und beseitigt werden soll. Die Kommunisten erstreben dagegen die völlige Unterdrückung der menschlichen Freiheit und gleichzeitig die Ausdehnung des Staates ins Kolossale an. Die Sozialisten und die Kommunisten (und, wie wir gesehen haben, die
Neomarxisten, Verf.) geben sich – religiös gesehen – nicht damit zufrieden, Gott in den Himmel zu verbannen, sie gehen vielmehr weiter, bekennen sich offen zum Atheismus und leugnen das Dasein Gottes überhaupt. Wenn man aber – wie diese drei Gruppen – Gott, die Quelle und den Ursprung jeder Autorität, leugnet, dann ergibt sich daraus logisch die Leugnung der Autorität selbst, und zwar bedingungslos und vollständig. Die Leugnung der weltumfassenden Vaterschaft Gottes bringt die Verneinung der Vaterschaft in der Familie mit sich. Die Leugnung der religiösen Autorität hat ebenso logisch die Leugnung der politischen Autorität zur Folge. „Wenn einmal der Mensch ohne Gott auskommen will, dann sofort auch der Untertan ohne König und der Sohn ohne Vater.“
Anmerkungen
[1] R. Wiggershaus, Die Frankfurter Schule – Geschichte, Theoretische Entwicklung, Politische Bedeutung, Hanser Verlag, München 1988.[2] M. Horkheimer, Traditionelle und Kritische Theorie (4 Aufsätze), Fischer TB, Frankfurt/Main 1970. Kritische Theorie ist, wie P. Tillich, der Religionsphilosoph der ersten Stunde, formuliert »ebenso sehr Kampf [!] um die sozialistische Kulturidee wie um die sozialistische Wirtschaftsidee«, sie steht auf »seiten des Materialismus gegen den Idealismus«, auf »seiten des Liberalismus gegen die Orthodoxie« und »lieber auf seiten des Atheismus als irgendeiner Art von autoritärer [!] Religion« (S. 73). Tillich war sich des Sieges nicht ganz so sicher wie seine Mitkämpfer, er hielt es für möglich, daß »am Ende der kapitalistischen Entwicklung«
nicht nur »der Sozialismus, sondern auch die Barbarei« stehen könnten (S. 100). P. Tillich, Die sozialistische Entscheidung, Medusa Verlag, Berlin 1980. Kritische Theorie ist also parteiliche, interessengebundene „Wissenschaft“ oder Ideologie.
[3] F. Romig, »Der Ungeist der Frankfurter Schule«, in: Aula, Österreich 11/1998, S. 30-33. Romig spricht zu Recht vom »Ungeist«. Der „Geist“ der Frankfurter Schule ist der Geist des Mephistopheles in Goethes Faust, erster Teil: »Ich bin der Geist, der stets verneint! Und das mit Recht, denn alles, was entsteht, ist wert, daß es zugrunde geht […] so ist denn alles, was ihr Sünde, Zerstörung, kurz das Böse nennt, mein eigentliches Element.«
[6] M. Horkheimer, Zur Kritik der instrumentellen Vernunft, Frankfurt M.1976, S. 267.
[7] J. Habermas, Zur Rekonstruktion des Historischen Materialismus, Frankfurt M. 1976, S. 19. [8] J. Habermas/D. Henrich, Zwei Reden aus Anlaß des Hegel-Preises, Suhrkamp tb, Frankfurt M. 1974. [9] G. Lüdemann, Ketzerei, die andere Seite des frühen Christentums, Radiusverlag,Stuttgart 1994.
[10] E. Feil/R. Weth (Hg.), Diskussion zur „Theologie der Revolution“, München/Mainz 1969.
[11] Vgl. G. Gutiärrez, Theologie der Befreiung, München 1873. [12] J. B. Metz in: H. Peukert (Hg.), Diskussion zur „Politischen Theologie“, München/Mainz 1969.
[13] H. Schenk, Die feministische Herausforderung – 150 Jahre Frauenbewegung in Deutschland, Beck, München 1981, 2. Aufl. C. Haqlkes, Gott will nicht nur starke Söhne – Grundzüge einer feministischen Theologie, Gütersloh 1980. Feministische Theologie als Befreiungstheologie will
– Befreiung von Unterdrückung
– Herrschaftsfreie Gesellschaft durch Bewußtseinsänderung
– Eine neue Kirche (Antikirche)
– den neuen Menschen, die neue (androgyne) Frau
– Umwertung der Werte, Umbegreifung der Begriffe durch Selbsterlösung und Negation des Bestehenden.
[14] J. Habermas, Legitimationsprobleme im Spätkapitalismus, Frankfurt M. 1973, S. 104.
[15] M. Horkheimer, aaO. (Anm. 6), S. 118.
[16] R. Wiggershaus, aaO. (Anm. 1), verweist darauf, daß Adorno mit »haßerfülltem Herzen« bei der gemeinsamen Sache war: »Wichtig waren für Horkheimer schließlich Adornos von Haß geschärfter Blick auf das Bestehende und seine Aggressivität«, S. 185.
[17] Th. W. Adorno, Negative Dialektik, Frankfurt M. 1966, S. 272.
[18] Ebd., S. 339.
[19] Ebd., S. 270.
[20] H. Marcuse, Triebstruktur und Gesellschaft, Frankfurt M. 1966, S. 130.
An anderer Stelle fordert er: »Der Bruch mit dem Kontinuum der Herrschaft muß ein Bruch mit deren Vokabular sein.« Es geht den Frankfurtern also um die Umbegreifung der Begriffe (»semantische Strategie zur
Tarnung der eigenen Intentionen«), um Umwertung der (christlichbürgerlichen) Werte sowie um Umorientierung des moralischen Bewußtseins. Die Frankfurter haben die gesamte Werte-Ordnung durcheinander gewirbelt.
[21] W. Reich, Die sexuelle Revolution, Fischer TB, Frankfurt M. 1977.
[22] J. Habermas, aaO. (Anm. 7), S. 65: »Die intrapsychische Auseinandersetzung [der ödipale Konflikt, Verf.] soll in der total vergesellschafteten Gesellschaft, die die Familie sozusagen unterläuft und dem Kinde die kollektiven Ich-Ideale unmittelbar aufprägt, obsolet geworden sein.«
[25] M. Horkheimer, aaO. (Anm. 6), S. 300f. [26] Das Antisemitismus-Projekt des Instituts für Sozialforschung, in das die »Studien über Autorität und Familie« einbezogen waren, wurde ab 1938 vom American Jewish Committee, vom American Jewish Congress, von der Anti-Defamation-League und vom Jewish Labor Committee mitfinanziert: Wiggershaus, aaO. (Anm. 1) S. 391. Die Ergebnisse der empirischen Untersuchung wurden über 1943 hinaus in den USA nicht veröffentlicht, weil sie zeigten, daß der Antisemitismus bei Kriegsausbruch in den Staaten weiter verbreitet war als in Deutschland. »Horkheimer behauptet, der soziale Antisemitismus sei in den USA weitaus schlimmer als in Europa und lege die Annahme nahe, daß – ungeachtet der offensichtlichen Unterschiede zwischen den USA und dem Dritten Reich – der Unterschied in der psychologischen Basis gefährlich klein sei.« (Wiggershaus, S. 406) Horkheimer fürchtete, »daß ein weitaus verbreiteteres und brisanteres antisemitistischen Potential [in den USA, Verf.] bereits unter weitaus weniger kritischen, politisch-ökonomischen Bedingungen als in Deutschland
in offenen und gewaltsamen Antisemitismus umschlagen könnte.«
Horkheimer betrachtete dieses „Antisemitismus-Projekt“ und die »Studien über Autorität und Familie« als ernstzunehmenden Beitrag zu dem großen Kampf (!) gegen den Antisemitismus (Wiggershaus, S. 404), deshalb ließen er und Adorno »die institutsübliche Praxis strategisch verstandener Selbstzensur wie eh und je weiter[laufen]« (Wiggershaus, S. 408), ohne das Projekt jedoch zum Abschluß bringen zu können, »das Institut hatte sich übernommen« (Wiggershaus, S. 412). Die Frankfurter sind Meister der Tarnung, der semantischen Strategie und der opportunistischen Anpassung.
[27] Adorno fordert eine Erziehung, die jede Identifikation der Kinder mit ihren Eltern verhindert, eine Erziehung zum Widerstand und Widerspruch, eine Erziehung des „Madigmachens“ und des „Perhorreszierens aller Wirklichkeit“. In der Jugend soll ein Bewußtsein dafür erweckt werden, daß die Menschen in der Gesellschaft immerzu betrogen werden. Damit sollen sie zu Fremden werden in einer ihnen feindlich gegenüberstehenden Gesellschaft. Dieses Erziehungsprogramm übernahmen viele Schulbücher der 70er Jahre, vgl. Anm. 39.
[28] M. Horkheimer, aaO. (Anm. 6), S. 272.
[29] M. Horkheimer, Kritische Theorie II, Frankfurt M. 1968, S. 9.
[30] M. Horkheimer, aaO. (Anm. 6), S. 13.
[31] J. Habermas, aaO. (Anm. 14), S. 129.
[32] 1981 fürchteten 76 % der unter 24jährigen Deutschen, daß »Technik und Chemie« unser Leben und die Umwelt zerstörten. BMJFG, Jugend in der Bundesrepublik heute – Aufbruch oder Verweigerung?, 1981.
[33] M. Horkheimer, aaO.(Anm. 29), S. 161.
[34] J. Habermas/N. Luhmann, Theorie der Gesellschaft oder Sozialtechnologie, Frankfurt M. 1971, S. 286-290. [35] Th. W. Adorno, aaO. (Anm. 17), S. 73: Der von der Menschheit angestrebte Fortschritt habe nicht vom Wilden zur Humanität, sondern vielmehr von der Steinschleuder zur Megabombe geführt. Der technische Fortschritt ist also ein mißlungenes Projekt. Damit ist dem Rationalismus (dem Glauben an die Kraft der menschlichen Vernunft) und der Aufklärung Kants (wenn die Menschen nur von ihrem Verstand Gebrauch machen und sich gemäß den Gesetzen der Vernunft verhalten, dann ist der Fortschritt des Menschengeschlechts unaufhaltsam) eine scharfe Absage erteilt.
[36] H. Marcuse, Das Problem der Gewalt in der Opposition, Frankfurt M. 1966.
[37] R. P. Wolff, B. Moore, H. Marcuse, Kritik der reinen Toleranz, Frankfurt M. 1966, S. 127 ff.
[38] Anmerkung der Redaktion: Dies gilt offenbar nur für Gewalttäter mit linkem politischem Hintergrund. Für rechte Gewalttaten gilt das Umgekehrte.
[39] Ganz anders als Habermas beurteilt die streitbare jüdische Publizistin Salcia Landmann (geb. 1912) »Die unheilvollen Folgen der Heilsbotschaft von Karl Marx und Herbert Marcuse für die deutschen Schulen
und Universitäten« (Welt am Sonntag, 22.3.92). Da der Triebverzicht nach Marcuse der »einzige Grund von allem Unglück, Elend, Unrecht, Krieg und Mord« ist, muß zur »Negierung der jüdisch-christlichen, repressiven, kapitalistischen Leistungs- und Askesemoral noch die persönliche Absage an die Leitmotive der bisherigen
Gesellschaftsordnung in Form von Verweigerung einer jeglichen Leistung, eines jeden Lernens und Arbeitens, und außerdem die totale Triebentfesselung, sogar auf der Basis der restlosen Promiskuität«, hinzukommen. Und weiter: »Marcuses Anhänger wandelten die neue Universität Bremen in eine marxistische Kaderanstalt mit marcusianischer Dauerfasnacht um.«
Die gesellschaftlichen und politischen Folgen der Kritischen Theorie dokumentierten vor allem:
– Klaus Rainer Röhl, Linke Lebenslügen – eine überfällige Abrechnung, Ullstein, Frankfurt 1994, ISBN 3-548- 36634-1
– Derselbe, Deutscher Narrenspiegel – Hypochonder und Schutzheilige, F.A. Herbig, München 1997, ISBN 3- 80041338-8
– Rolf Kosiek, Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen, Tübingen 2001, ISBN 3-89180- 061-4
Meines Erachtens ist unser Volk wie kaum ein anderes von einer fünffachen
Geisteskrankheit infiziert, nämlich
– vom Verlust an Realitätsbewußtsein
– vom Verlust an Religionsbewußtsein
– vom Verlust an Geschichtsbewußtsein
– vom Verlust an Nationalbewußtsein und
– vom Verlust an Rechts- und Sittlichkeitsbewußtsen.
[40] Prof. Dr. Gerhard Gerlich, Direktor des Instituts für Mathematische Physik der Universität Braunschweig, 2002:
»Die 68-er bescherten uns eine neue „Wissenschaft“, die neomarxistische „Kritische Theorie“, in der sich alle die tummeln konnten, die in den klassischen Disziplinen nichts zustande gebracht hatten. Auf diese Weise bekamen die marxistischen Prognosen, die insbesondere den Untergang des Kapitalismus und das Arbeiterparadies auf Erden versprachen, den Anstrich wissenschaftlicher Aussagen. Jeder Ignorant, Betrüger oder Dummkopf konnte so plötzlich zu einem Wissenschaftler werden. Auch wurde der Begriff der „gesellschaftlich relevanten Wissenschaften“ geboren. […] Die „zweckfreie“ Wissenschaft wurde durch die „gesellschaftlich relevante“ Wissenschaft ersetzt.«
[41] A. Bloom, Der Niedergang des amerikanischen Geistes – Ein Plädoyer für die Erneuerung der westlichen Kultur, Hoffmann & Campe, Hamburg 1988.
[42] edition suhrkamp, Band 1 bis Band 1000, 1963-1980, Frankfurt M. 1980.
[43] Repräsentativ für emanzipatorische Didaktik: H. u. Th. Castner, Emanzipation im Unterricht – Didaktik und Methodik einer Wirtschafts- und Gesellschaftslehre, Bad Homburg v. d. H. 1972 (M. Gehlen):
»Die emanzipatorische Gesellschaft bedarf der emanzipatorischen Schule. [Die Emanzipation der Schüler] mündet in demokratischsozialistisches Verhalten und gipfelt in der Überwindung des menschlichen Egoismus und individueller Herrschaftsinteressen.«
In einem vom (kath.) Deutschen Katechetenverein herausgegebenen Unterrichtsmodell für den Religionsunterricht der 6./7. Jahrgangsstufe zum Thema Normen – Hilfe oder Gefährdung?, München 1980, schrieb der Herausgeber: »Emanzipatorische Erziehung ist heute nötiger denn je«, es gehe in dem Modell »um die Erarbeitung eines Instruments zur Normenkritik «, diese Erziehung sei »gesellschaftlich notwendig und theologisch legitim, weil heute überall[!] über Menschen geherrscht, überall mit Sanktionen Herrschaft aufrechterhalten« werde. (Lehrerhandbuch, S. 6f.)
[44] H. Günther/R. Willeke, Was uns deutsche Schulbücher sagen – Eine empirische Untersuchung der genehmigten Deutsch-, Politik- und Religionsbücher, Bonn 1982; vgl. auch K. J. Groth/J. Schäfer, Eingetrichtert – Die tägliche Manipulation unserer Kinder im Klassenzimmer, Universitas, München 1999.
[45] Von der Außerparlamentarischen Opposition (APO), dem Sozialistischen Hochschulbund (SHB/SDS), den Marxismus-Leninismus- und den verschiedensten „Friedens“-Gruppen führte der Weg vor allem zu den Grün/Alternativen, zu den extremistischen Links-Autonomen und zu den Schalthebeln in Politik, Hochschule, Justiz, Kultur und Massenmedien. Der „Marsch durch die Institutionen“ von 1968 endete 1998 im Deutschen Bundestag und 1999 in der Brüsseler EU-Zentrale. Der politische Kampf gegen den Staatsfeind Nr. 1, das Establishment, führte zur Herrschaft der Aufständischen (68er, Frankfurter) durch Besetzung staatlicher
und gesellschaftlicher Machtpositionen und zur Absicherung gesellschaftlicher Privilegien für die eigene Klientel. Vgl. R. Proske, Vom Marsch durch die Institutionen, v. Hase & Köhler, Mainz 1997.
[46] Gegen Deutschland, Anm. der Redaktion.
[47] O. Nigsch, »Studentische Lernapathie – Herausforderung oder Überforderung der Gruppendynamik?«, In: Zeitschrift „Gruppendynamik“, 1975/6; vgl. auch H. Günther, C. u. R. Willeke, Die gruppendynamische Bewegung in Kritik und Selbstkritik, Paderborn 1977, (Dt. Institut für Bildung und Wissenschaft); vgl. auch B. Schwertfeger, Der Griff nach der Psyche – Was umstrittene Persönlichkeitstrainer in Unternehmen anrichten, Campus, Frankfurt M. 1998.
[48] Antworten auf Jürgen Habermas, H. U. Gumbrecht, »Reeducation«, in: FAZ, 18.6.99, S. 52ff.
[49] J. Donoso Cortés, Die Hauptirrtümer der Gegenwart nach Ursprung und Ursachen, Denkschrift an Seine Eminenz Kard. Fornari, 19. Juni 1852,Wien 1932 (Hg. Karl Haselböck).
1. Grundsätzliches
Umerziehung an deutschen Schulen
Zu allen Zeiten stand das Bildungssystem unter einer staatlichen Kontrolle, die um so stärker mit Überwachung und Aufsichtsmaßnahmen in den schulischen Alltag eingriff, je mehr ein System der Unfreiheit bestand. Niemand sollte sich deshalb wundern, wenn die Sieger nach der totalen Besetzung des deutschen Reichsgebietes zur dauerhaften Absicherung ihrer Macht dem Erziehungswesen ihre besondere Aufmerksamkeit widmeten. Die Schulen wurden so ganz selbstverständlich zum Spiegelbild von politisch-gesellschaftlicher Veränderung innerhalb der jeweiligen Machtstrukturen. Dabei wurde die Erfüllung von zwei grundsätzlichen Aufgaben – Vermittlung von Sachwissen und entsprechender Fertigkeiten verbunden mit einer loyalen Haltung gegenüber der jeweils herrschenden Macht – ständiger Überwachung unterworfen, mochte sich auch das modische Erscheinungsbild
noch so sehr gewandelt haben.
2. Deutsche Schule der Besatzungszeit
Die zielgerichtete Fortführung der psychologischen Kriegführung gegen Deutschland im Frieden durch die Sieger war sofort im Erziehungssystem erkennbar, sollte doch gerade hier der erzwungenen äußeren Unterwerfung eine freiwillige innere folgen, um eine dauerhafte Sicherung der Politik dieser Mächte zu erreichen. Unter dem Leitwort:
„Wer die Jugend hat, hat die Zukunft“ konnte mit neuen Lehrplänen unter dem Stichwort Umerziehung der bislang herrschende Geist der Ablehnung dem einer siegerfreundlichen Einstellung weichen. Aus Amerika kam eine Gruppe von Emigranten des Neomarxismus – Adorno, Horkheimer und Marcuse –, deren Ziel es war, die alten Wertvorstellungen wie Fleiß, Ehrgefühl, Opfergeist, Volksbewußtsein und Vaterlandsliebe in den Hintergrund zu drängen und mit der Förderung von grundsätzlicher Bereitschaft zur Kritik einen Keil zwischen die Generationen zu treiben, was mit großer Verspätung durch deren sog. Frankfurter Schule bei der 68er-Protestbewegung verhängnisvolle Folgen für die Leistungshöhe der Ausbildung an deutschen Schulen und die innere Einstellung vieler Schüler zu Staat und Gesellschaft haben sollte. Die unmittelbaren Maßnahmen der Besatzung waren jedoch alles andere als erfolgreich bei jungen Menschen, welche sich in ihrer überwiegenden Mehrheit gegen diese Form der Umerziehung als weitgehend immun erwiesen, da sie durch das Erlebnis des Krieges geprägt, oft sogar traumatisiert waren. Die Wiedereröffnung der Schulen im Herbst 1945 stand unter den Vorzeichen des Mangels auf allen Gebieten und einer allgemeinen Notlage, so daß es auch hier an den wichtigsten Hilfsmitteln wie Büchern, Heften und Schreibmaterial fehlte. Da Heizmaterial kaum vorhanden war, hatte jeder Schüler im Winter bei Minusgraden ein Stück Holzscheit mitzubringen, was die allgemeine Raumtemperatur gerade ausreichend anhob, weshalb die meisten ihre Mäntel anbehielten, soweit sie solche überhaupt besaßen. Sanken die Temperaturen zu sehr, gab es Kälteferien. Die früheren gut ausgebildeten und erfahrenen älteren Lehrer, die nicht eingezogen worden waren, wurden entlassen und verschwanden plötzlich, soweit sie Parteigliederungen angehört hatten, welches Schicksal in den Großstädten die Mehrheit betraf. An ihrer Stelle versuchten sich im Unterricht Hilfslehrer, deren Hauptvorzug darin bestand, nicht der Partei angehört zu haben, wohingegen sie kaum Sachwissen besaßen. Ältere Schüler machten sich lustig über die geschwärzten Stellen in den wenigen vorhandenen Schulbüchern, unter denen undemokratische, siegerfeindliche oder allzu nationale Formulierungen abgedeckt werden mußten. Die Schulbibliotheken waren – abgesehen von den Kriegsverlusten – in ihrem Bestand sehr geschrumpft, hatte doch die alliierte Zensur eine Fülle als schädlich angesehener Werke, insbesondere nationaler Einstellung, daraus entfernt. In den einzelnen Klassen wurden häufig noch Spottgedichte oft einfältigster Art aus dem Krieg vorgetragen, während in den Pausen vielfach ein bedrückender Erfahrungsaustausch über schreckliche Schicksale von älteren Menschen unter der Siegerbarbarei stattfand, wobei die Greuel von Vertreibungsschicksalen auch diejenigen, die solche nicht persönlich erlebt hatten, zutiefst erschaudern ließen. Da war es kein Wunder, daß zunächst die Umerziehung erfolglos
blieb, die unter der Losung stand: Nichts Schlechtes über die Sieger, nichts Gutes über das Dritte Reich, denn die Lebenswirklichkeit der meisten war von ganz anderen Erfahrungen geprägt. Als z.B. in Fürth die Schüler einer Klasse einen Aufsatz über das Dritte Reich schreiben sollten, fragte
ein Schüler den Lehrer, ob sie so schreiben sollten, wie es wirklich war oder wie es heute erzählt wird. Der Aufsatz wurde nicht geschrieben! Wenn der amerikanische Journalist Walter Lippman davon
sprach, daß die Umerziehung erst dann gelungen sei, wenn die Kriegspropaganda der Sieger Eingang in die Geschichtsbücher der Besiegten gefunden habe und auch geglaubt werde, dann sollte dieser Wunsch eines verantwortungslosen Pressevertreters, der die ethischen Grundlagen seines Berufes verraten hatte, erst Jahrzehnte später einen vorübergehenden Erfolg finden. Unterschieden sich in den einzelnen Teilen des zerschlagenen Deutschen Reiches, in den vier Besatzungszonen Restdeutschlands, Österreich und den deutschen Ostgebieten, soweit dort überhaupt noch Deutsche lebten, die Bedingungen des jeweiligen Schulsystems teilweise beträchtlich, war doch überall die sorgfältige Überwachung durch die Sieger unübersehbar. Die Zerschlagung des bewährten dreigliedrigen Schulaufbaus zu Gunsten der Einführung einer Gesamtschule, wie sie die alliierte Schulpolitik anstrebte, konnte glücklicherweise damals noch durch die verbliebene deutsche Restelite verhindert werden.
3. Die Phase deutscher Restauration unter Adenauer
Nach den schlechten Erfahrungen vieler Deutscher mit dem Führerstaat in der Kriegszeit wurde die Wiedereinführung der Demokratie trotz aller Ablehnung gegenüber den Siegern begrüßt und deren Umsetzung auf der Schulebene in Form der Einrichtung eines Elternbeirats und einer Schülermitverwaltung unterstützt. Während die totale Überwachung des Schulsystems in der DDR durch die Sowjets weiterging, konnten unter der Kanzlerschaft Adenauers im Windschatten des Kalten Krieges in einer Art Restauration bewährte Bildungseinrichtungen wiederbelebt werden, wobei allmählich das frühere hoheWissensniveau wieder erreicht wurde. Da Adenauer als ehemaliger NS- Verfolgter im Gegensatz zu seinen Nachfolgern schon aus Staatsräson eine einseitige Vergangenheitsbetrachtung ablehnte und um einen Ausgleich zwischen ehemaligen Gegnern und Befürwortern des Dritten Reichs bemüht war, ohne den eine innere Einigung als Voraussetzung für eine erfolgreiche deutsche Politik undenkbar war, kam diese geistige Freiheit auch den Schulen zugute. Die neuen Schulbücher blieben weltanschaulich neutral und zeigten einen bemerkenswert hohen Sachstand in den einzelnen Wissensgebieten, von einer einseitigen Ausrichtung auf die Siegerinteressen der Umerziehung konnte keine Rede sein, zumal im Kalten Krieg ein Abebben der Siegerpropaganda auch von den Feinden Deutschlands nicht verhindert werden konnte. Die allmähliche Wiedereingliederung vieler entlassener Lehrer in den Schulkollegien kam den angestrebten Leistungszielen zugute. Rückblickend muß jedoch festgehalten werden, daß damals die meisten Pädagogen vom Krieg und der schlechten Behandlung in der Gefangenschaft so schwer gezeichnet waren, daß sie es aufgrund dieser persönlichen Erfahrungen später ablehnten, sich an der Abwehr einer einseitigen Politisierung des Unterrichts zu beteiligen, als diese mit den 68ern einsetzte.
4. Die Phase der Achtundsechziger
Zwischen dem Ausscheiden Adenauers aus dem Kanzleramt 1963 und dem politischen Umbruch unter Brandt ab 1969 war eine Zeit des Übergangs auch im Schulwesen, wo von notwendigen Reformen unterschiedlichster Art gesprochen wurde, und das Wort vom angeblichen Bildungsnotstand die Runde machte. Es begann die Zeit verschiedenster Experimente, bei denen in Modellversuchen erprobt werden sollte, was an neuen Lerninhalten und Unterrichtsmethoden Eingang in den Schulalltag finden sollte. Die Lehrpläne erlebten oft einen radikalen Wandel, neue Unterrichtswerke erschienen und alle möglichen Projekte wurden durchgeführt. Ein großer Fortschritt mit weitreichenden Folgen war mit der Durchlässigkeit der einzelnen Schultypen und Schularten erreicht worden. Entscheidend jedoch für einen radikalen Wandel im Bildungssystem wurden äußere Vorgänge, bei denen unter dem Schlagwort Vergangenheitsbewältigung eine Protestgeneration,
die sogenannten 68er, auf die Straße ging, um mit einer Fülle von Demonstrationen den angeblichen Muff unter den Talaren aus Universitäten und Schulen zu vertreiben auf dem Wege zu einem fortschrittlichen Bildungsparadies.Jetzt erst konnte die alliierte Umerziehung wahrhaft erschreckende Erfolge feiern, sah man sich doch dem lange angestrebten Ziel nahe, das bewährte mehrgliedrige konservative Schulsystem unter dem Schlagwort einer angeblich breiten Volksschichten vorenthaltenen Chancengleichheit durch eine als überlegen und fortschrittlich angepriesene Gesamtschule abzulösen, womit in der BRD ein Kulturkampf in den einzelnen Bundesländern eingeleitet wurde, als deren Spitzenvertreter gegensätzlicher Kulturpolitik das konservative Bayern gegenüber dem roten Hessen galten. Auf höherer Ebene war der psychologische Krieg der Sieger gegen das Nachkriegsdeutschland wiederaufgelebt, denen die Vergangenheitsbewältigung Möglichkeiten zur Durchsetzung eigener politischer Ziele bot: So diente die intensivierte
Beschäftigung gerade im Bildungsbereich mit den Ereignissen des Dritten Reiches der Sowjetunion als willkommene Hilfe zur Ablenkung von den millionenfachen Verbrechen des Leninismus- Stalinismus; das internationale Judentum nutzte dies zum Ausbau des Holocaustthemas, wie der jüdische Professor Finkelstein später anprangerte, wodurch sich neben einer Festigung der eigenen Machtstellung in der Welt zugleich eine bequeme Möglichkeit der Abwehr auch berechtigter Kritik
an Israel bot; Polen und die Tschechei wurden nicht müde, sich als Nutznießer von völkerrechtswidrigen Gebietsveränderungen in Ostdeutschland dieses Mittels zu bedienen, um das Jahrtausendverbrechen der Vertreibung als gerechtfertigt erscheinen zu lassen, und nicht zuletzt diente es den Vereinigten Staaten zur Zementierung ihrer Machtstellung in einem Deutschland, das zunehmend in die Rolle eines Protektorats geriet, da weitblickende deutsche Politiker von Format fehlten, sieht man einmal von Franz-Josef Strauß als späterem bayrischen Ministerpräsidenten neben wenigen anderen ab. Diesen Ländern diente der deutsche Bildungsstreit neben einer konzentrierten Beschäftigung mit der NS-Zeit als Möglichkeit, in ihrem Sinne Einfluß zu nehmen, wie dies beispielhaft den Verhandlungen um die deutsch-polnischen Schulbuchempfehlungen zu entnehmen war. Jetzt rächten sich die Versäumnisse der Vergangenheit, weil eine wahrheitsgemäße, um Objektivität bemühte wissenschaftliche Grundlagenforschung über das Dritte Reich fehlte und statt dieser mehr oder weniger antifaschistische Bekenntnisse an die Stelle historischer Erkenntnisse getreten waren, die nun Einzug in den Schulalltag fanden. Die Erlebnisgeneration überließ auch in den Schulen – verbittert, enttäuscht und ernüchtert – mehr oder weniger kampflos der jungen Generation das Feld – mit verheerenden Folgen nicht nur für den allgemeinen Bildungsstand, sondern noch mehr für die Stellung Deutschlands in der Welt. Während in Österreich, das noch lange außenpolitisch als erstes Opfer der Expansionspolitik Hitlers galt, eine einseitige Vergangenheitsbewältigung der ersten Nachkriegsjahre nicht fortgeführt wurde, nicht zuletzt weil unter dem jüdischen Kanzler Kreisky die Hetze gegen ehemalige Anhänger der NS-Regierung abgelehnt wurde, breitete sich diese Richtung
in Deutschland epidemisch aus. In vielen Lehrerkollegien war eine zunehmende Politisierung zu beobachten, wobei es neben linker Anbiederung bei den Schülern zur Bespitzelung konservativer Lehrer kam, insbesondere wenn sich diese offen zu einer betont vaterländischen Einstellung bekannten, bis die früher übliche kameradschaftliche Zusammenarbeit gegenüber diesen Kollegen mehr oder minder deutlich aufgekündigt wurde. Wie sich dies bei Junglehrern auswirkte, erlebte der Verfasser, der bereits als Student in die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft eingetreten war, zu deren konservativem Flügel er gezählt wurde, bei Tagungen über die Gesamtschule, wenn utopische Vorstellungen, die jedes Umsetzen in den Schulalltag als unmöglich erkennen ließen, in geradezu naiver Weise diskutiert wurden. Kennzeichnend dafür waren auch die Beschlüsse auf der Bundestagung der Junglehrer von 1971, bei der z.B. die Politisierung der Junglehrer in der
GEW gefordert wurde – mit folgender Leitlinie eines Grundsatzbeschlusses:
»Erziehung und Bildung könnten nur im Zusammenhang mit Wirtschaft und Gesellschaft gesehen werden. Bildungspolitische Aktivitäten müßten im Interesse der Unterprivilegierten erfolgen und die Verwertbarkeit der vielen Abhängigen für die Profitinteressen von wenigen Besitzenden als Erziehungsziel durchkreuzen.« (5.1.1971, Nr. 3)
Diskussion und Gesellschaftskritik neben politischer Quacksalberei breiteten sich aus, während der Wissensstand erheblich absank. Unter dem Schlagwort Demokratisierung wurden die Schüler zu ständiger Kritikbereitschaft aufgefordert, die nur allzu häufig in Aufsässigkeit mündete, während verschiedentlich ein blutleerer Verfassungspatriotismus gefordert wurde, mit dessen Hilfe offensichtlich die Vertretung nationaler Anliegen verhindert werden sollte. Schulstreß wurde
zum Modewort, Hausaufgaben sollten möglichst verringert werden, als ob der dauerhafte Erwerb von Wissen und Fertigkeiten einer Kulturreife so nebenbei erworben werden könnten. Neben allerlei pädagogischem Firlefanz, wie z.B. der Einführung der Mengenlehre, die bald wieder verschwand,
war eine besonders gefährliche Folge für die seelische Entwicklung der Schuljugend zu beobachten, weil durch die zunehmende Ablehnung des eigenen Landes als Ergebnis einer einseitigen Beschäftigung mit negativen Seiten deutscher Geschichte geradezu eine Erziehung zu einem negativen Nationalbewußtsein einsetzte. Die einseitige Förderung von durchaus erwünschter Zunahme von Problembewußtsein der Schüler und Kritik in einer neuen Form von Aufklärung führte mit der Ablehnung von Märchen und Schauspielen einer als unwahr beurteilten heilen Welt bei den Kindern zum Verlust des magischen Weltbilds und einer zunehmenden seelischen Verarmung und Verkümmerung, worauf bei der Behandlung von Verhaltensstörungen manche Psychotherapeuten
warnend hinwiesen. Zugleich nahm eine bewußte Erziehung zu ethischen Werten, die abschätzig als Sekundärtugenden bezeichnet wurden, deutlich ab. In manchen Fächern wirkte sich der neue Geist einer antinationalen Einstellung besonders deutlich aus; so wurde die bisherige Ländergeographie durch eine allgemeine Geographie mit Schwerpunktthemen abgelöst, standen doch nicht mehr einzelne Völker im Vordergrund, deren Kenntnis entbehrlich schien zu Gunsten eines Übersichtswissens globaler Art. In Musik verschwand das deutsche Volkslied weitgehend aus dem Unterricht, während Songs in englischer, französischer und anderen Sprachen in den Vordergrund traten – als Ausdruck neuer Weltoffenheit. Im Deutschunterricht wurden Stücke der kommunistischen Literatur sowie moderne Werke einer Kloakenliteratur hoffähig, sollten doch die Schüler einen Blick in das wahre Leben vermittelt bekommen, als ob Dirnen und Verbrecher zum normalen Lebensalltag gehörten, wohingegen die klassischen Dramen mit ihren ethischen Problemen als nicht mehr zeitgemäß in den Hintergrund traten. Einer besonderen Aufmerksamkeit durfte sich das Fach Geschichte erfreuen, das in manchen Ländern wie Hessen in der ursprünglichen Form verschwand und eine Verkürzung auf die Zeit des Dritten Reiches erfuhr – galt doch vielen jetzt die Kenntnis der mittelalterlichen Kaiserzeit als entbehrlich – und um allgemeine politische Themen tagesaktueller Art in Verbindung mit Sozialkunde ausgeweitet wurde, worauf noch gesondert einzugehen ist. Die Auswirkung dieser von der 68er-Generation übernommenen Siegerpropaganda ließ sich rasch im Unterricht erkennen. So wurden in einer 10. Klasse 1972 im Rahmen des Lehrstoffes zahlreiche Fragen zur NS-Judenverfolgung gestellt, während zwei Stunden später, als die Vertreibung der Ostdeutschen behandelt und dazu ein Quellentext aus dem Sudetendeutschen Weißbuch verwendet wurde, eine Schülerin meinte, was uns das denn heute noch anginge. Angesichts dieses hier gezeigten Desinteresses schienen vorahnend jenen Hunderttausenden vergessener deutscher Kinderschicksale die ergreifenden Zeilen Gerhart Hauptmanns aus Hanneles Himmelfahrt gewidmet zu sein:
»Auf jenen Hügeln die Sonne,
Sie hat dir ihr Gold nicht gegeben; Das wehende Grün in den Tälern,
Es hat sich für dich nicht gebreitet … Es leuchtet von unseren Füßen
Der grüne Schein unserer Heimat
Es blitzen im Grund unserer Augen Die Zinnen der ewigen Stadt.«
5. Die Ära Kohl und die Vereinigung von BRD und DDR
Bundeskanzler Kohl bezeichnete sich gerne als Enkel Adenauers, obwohl es keinen größeren Gegensatz geben könnte : Besuchte Adenauer in Werl noch als politische Geste einige von den Alliierten als Kriegsverbrecher verurteilte Deutsche und scheute sich nicht, auch die Sieger auf die von ihnen begangenen Untaten hinzuweisen, so übertraf Kohl mit seinem überbordenden Schuldkult und seiner Bereitschaft, dem Ausland im Sinne der One-World-Ideologie gefällig zu sein, die kühnsten Erwartungen der Umerziehung durch die Sieger, wobei Kohls verfassungswidriges Gesetz zur Zeitgeschichte die Abhängigkeit von Sonderwünschen einer Minderheit deutlich werden ließ. Dies schlug sich auch im Unterricht nieder, nachdem mit dem Tode von Strauß 1988 jede Rücksicht auf deutsche Interessen fallen gelassen werden konnte, und wirkte sich naturgemäß besonders im Fachbereich Geschichte aus. So wurde es modern, in manchen Unterrichtstunden Augenzeugen, z.B. Juden oder sogar Kommunisten über die Vergangenheit sprechen zu lassen, ohne daß deren
Aussagen und Behauptungen kritisch hinterfragt wurden. Jeder Schüler sollte wenigstens einmal in seiner Schulzeit eines der NS-Konzentrationslager besucht haben, über deren tatsächliche Verhältnisse auch die Geschichtslehrer meist nur recht verschwommene Vorstellungen hatten, wie sich in Fachkonferenzen zeigte. Die ständige Behandlung von NS Themen wurde geradezu zu einem fächerübergreifenden Unterrichtsprinzip, für das sich auch das Fach Religion eignete, in dem eine Emotionalisierung nicht besonders auffiel. Bis heute wurden in zahlreichen Schulen Deutschlands eine Vielzahl von Ausstellungen über den Nationalsozialismus und dessen Verbrechen gezeigt, während sich bislang keine einzige Ausstellung mit den zahlreichen Siegerverbrechen beschäftigte. Doch schon längst hatte eine gegenläufige Entwicklung eingesetzt, die immer erkennbarer wurde. Die durch die Bürgerrechtsbewegung erzwungene Wiedervereinigung von BRD und DDR bedeutete für die Umerziehungspolitik einen schweren politischen Einbruch, kam doch die tonangebende politische Linke angesichts der Aufarbeitung des kommunistischen Terrors der DDR und der Stasiakten
in eine Argumentationsnot, die bis heute anhält. Aber es konnten Ausbreitung und Verstärkung eines tieferen Nationalgefühls durch eine weitere Verschärfung des Gesetzes für Zeitgeschichte verhindert werden, nachdem dadurch in politischen Prozessen junge Menschen und politisch unabhängige Historiker, die für ein wahrheitsgemäßes Geschichtsbild eintraten, vorübergehend mundtot gemacht werden konnten. Bedenklich war auch die Entwicklung in Österreich, das dem Verfasser während seines Studiums 1960/61 in Wien als ein Land erschien, in dem eine nationale und freiheitliche Hal- tung an den Hochschulen noch selbstverständlich war, während es jetzt parallel zur Ära Kohl den Eindruck erweckte, als wolle man in absurder Auslegung des Verbotsgesetzes keine sachlich begründete Änderung entlastender Art in der Darstellung des Dritten Reiches an den Schulen zulassen, wobei offensichtlich Kreise aus dem antifaschistisch-kommunistischen Umfeld eine maßgebliche Rolle spielen. Eine allmähliche Wende zu einer vaterländischen Normalisierung war jedoch auch mit Hilfe von substanzlosen Kampagnen gegen rechts nicht mehr aufzuhalten. Gegen einen ausufernden Justizterror, der einseitig nationale Kreise verfolgte und ein Klima der Angst und Einschüchterung erzeugte, Martin Walser anprangerte, verbreiteten sich politische Witze an den Schulen wie folgender: Ein Schüler bittet seinen Vater um Unterstützung, als in seiner Klasse ein Aufsatz zum Thema Auschwitz verfaßt werden soll, doch der Vater lehnt ab. Nach einiger Zeit kommt der Sohn mit einer schlechten Note nach Hause, worauf ihn der Vater fragt, was denn seine Mitschüler dazu gemeint hätten: „Das weiß ich nicht“, antwortet der Sohn, „die sind alle im Gefängnis.“ Wie tiefgreifend die innere Abwehr gegen eine übersteigerte einseitige Vergangenheitsbetrachtung an den Schulen bereits geworden war, zeigte sich schlaglichtartig in einem Interview, das mit der Tochter des deutschen Bundespräsidenten Rau geführt wurde, als diese, die keinen Hehl aus ihrem Antiamerikanismus machte, erklärte:
»Ja, der 2. Weltkrieg nervt mich extrem. Immer wieder dasselbe. Man fängt an mit Hitler und dem rosa Kaninchen, dann kommt Anne Frank und „Die Welle“, dann schaut man „Schindlers Liste“ am Wandertag. Im Konfirmandenunterricht nimmt man den Holocaust durch und in Geschichte sowieso. Man könnte fast sagen, man spricht in allen Fächern darüber. Da stumpft man irgendwie ab. Es
ist einfach zu viel.«
Gegensätzliche Beispiele belegen noch deutlicher die extreme politische Einseitigkeit der Vergangenheitsbetrachtung im Sinne der Umerziehung an unseren Schulen. Als eine Schülerin aus persönlichem Interesse im Unterricht ein Referat über das Thema »Kriegsverbrechen der Alliierten« gehalten hatte, war die tiefe Betroffenheit der Mitschüler nicht zu übersehen, die ihre Kameradin mit Fragen überschütteten, woher sie Material dazu bekommen könnten und warum darüber nicht
sonst im Unterricht gesprochen werde. Ähnliches berichtete eine Ostpreußin, die – eine große Ausnahme an Schulen – als Zeitzeugin über die erlebten Greuel der Vertreibung vor einer
Klasse hatte sprechen dürfen. Eine Rückbesinnung auf eine nicht mehr von der Umerziehung bestimmte Vergangenheit ist im deutschen Volk und seiner Jugend unübersehbar. So ist allmählich in den letzten 20 Jahren eine vertiefte Beschäftigung mit den Themen Heimat, Dialekt, Volkstum, Wiedereinführung örtlicher Bräuche, Entdeckung der mittelalterlichen Geschichte, Einsatz zur Erhaltung alter Gebäude festzustellen, die einer sich anbahnenden Geschichtsrevision auf der Grundlage wahrheitsgemäßer Darstellungen vorangeht.
7. Zeitgeschichte im Unterricht
Keinem Bereich hat die alliierte Umerziehung so große Aufmerksamkeit geschenkt wie einer Darstellung der Zeitgeschichte aus ihrer Sicht, die in Öffentlichkeit und Schule gleicherweise
eine Bewußtseinsveränderung des deutschen Volkes bewirken sollte, was Bundeskanzler Schmidt einmal zum Ausruf veranlaßte, man habe aus der deutschen Geschichte schichte ein Verbrecheralbum gemacht, ohne dieser Entwicklung freilich aktiv entgegenzusteuern. Als 1983 der scheidende amerikanische Botschafter in Bonn, Arthur Burns, ein im Gegensatz zum deutschfeindlichen jüdischen Weltkongreß deutschfreundlicher Jude, forderte, man müsse »die Ehre des deutschen Volkes wiederherstellen« und »das Geschichtsbild, das in den letzten 37 Jahren von bestimmter Seite geprägt worden ist, ins rechte Lot rücken«, fand dies keinen Widerhall, ja an den Schulen war eine geradezu gegenteilige Entwicklung zu beobachten, weil sich die selektive Vergangenheitsdarstellung weiter verstärkte. Für Lehrer, die sich um eine wahrheitsgemäße Geschichtsbetrachtung der Zeit seit dem Ersten Weltkrieg bemühten, wurde dies noch schwieriger, weil sie sich einerseits stets der Gefahr eines Disziplinarverfahrens bewußt sein mußten, anderseits sich nicht zur Weitergabe von Geschichtslügen
mißbrauchen lassen wollten; ein Dilemma, das den Geschichtsunterricht bis heute kennzeichnet. Auch die offizielle Änderung der Opferzahl von Auschwitz von 4 auf 1 Million und darunter wurde deshalb kaum im Unterricht angesprochen, bis der Skandal um die Wehrmachtsausstellung 2000 die Problematik erneut deutlich machte, hatten doch zahlreiche Schulklassen diese besucht, deren Fälschungen nun zum Tagesgespräch geworden waren.Dadurch wurden die Fragen um die Historisierung des Nationalsozialismus noch drängender, konnten doch die Vertreter der Umerziehung nicht verhindern. daß immer mehr Einzelheiten von neuen Forschungsergebnissen mit einer Entlastung Deutschlands – man denke nur an das bahnbrechende Werk von Dr. Hoffmann Stalins Vernichtungskrieg, die Bestätigung der Präventivschlagthese des deutsch-sowjetischen
Krieges – auch Schülern bekannt wurden. Deshalb sei nur kurz beispielhaft erwähnt, was in heutigen Geschichtsbüchern fehlt und in zukünftigen berücksichtigt werden muß: die alliierte Kriegsgreuelpropaganda des Ersten und Zweiten Weltkriegs, auf die von deutscher Seite verzichtet wurde; die überragenden sozialen Leistungen der Reichsregierung unter Hitler: die Rolle jüdisch- bolschewistischer Funktionäre beim millionenfachen Mord im Archipel Gulag; die maßvollen Friedensangebote Hitlers zur Beendigung des Zweiten Weltkriegs, die bislang ohne Angabe von nachvollziehbaren Belegen als nicht ernsthaft beurteilt wurden; die Tätigkeit von SS- und Polizeigerichten bei der Aburteilung von Verbrechen deutscher Soldaten der Waffen-SS; die scharfen Strafen gegen Parteimitglieder und NS-Amtsträger auch bei kleinen Vergehen; die vollzogenen Todesstrafen an 2 Kommandanten von Konzentrationslagern, die der Korruption und der Ermordung von Häftlingen überführt werden konnten; das Verbot des Prügelns von KL-Häftlingen in den Anordnungen für die Wachposten usw. Eine gründliche Revision unserer Geschichtsbücher auf der Grundlage überprüfter und als richtig erkannter neuer Forschungsergebnisse ist überfällig, die keineswegs den Vorwurf einer Verharmlosung des Dritten Reiches verdient, werden doch noch genügend dunkle Seiten in der Darstellung bleiben und hat doch eine wahrheitsgemäße Darstellung Zeitgeschichte nichts mit Verharmlosung zu tun.
8. Forderungen
Diese Revision ist um so notwendiger, je mehr die Achtung der Menschenrechte als zentrale Aufgabe der Politik erkannt und mit Inhalt gefüllt wird und nicht zur politischen Phrase verkommen darf wie einst im Ostblock. Ohne eine damit erfolgte Überwindung der alliierten Umerziehung wird die Politik in Deutschland und Österreich den Herausforderungen unserer Zeit nicht gewachsen sein können. Eine staatsbejahende, demokratische und volkserhaltende Schule kann sich dann ohne Scheuklappen auch den unübersehbaren und drängenden Problemen des Umgangs mit der Ausländerfrage widmen und dazu beitragen, Lösungsvorschläge in die praktische Politik umzusetzen, die dem Scheitern des Multi- Kulturalismus und der Tatsache des Ethnozentrismus gerecht wurden, für die jene Ereignisse der jüngsten Zeit auf dem Balkan und Mißstände in den Vereinigten Staaten Warnzeichen sein sollten. Alle Bekenntnisse zur weltanschaulichen Neutralität der Schule und des Staates dürfen nicht in Vergessenheit geraten lassen, daß es auch hier eine Grenze der Toleranz gibt, und das Leitbild der abendländischen Kultur und ihrer Werteordnung für alle Gebiete Deutschlands und Europas Gültigkeit behalten muß, wenn ein fortlaufender innerer Zerfall der bestehenden Völker verhindert werden soll.
Manipulation und Auswirkungen von Musik und Kunst
als Angriff auf die Volksseele
Die maßgeblich durch die Frankfurter Schule beeinflußten 68er, bewirkten durch ihre revolutionären Ideen und die Zersetzung traditioneller Werte nicht nur eine folgenschwere Veränderung der deutschen Gesellschaft, sondern auch eine tiefgehende Zerstörung des deutschen Geisteslebens. Das wirkte sich besonders auf dem Bereich der Kunst aus, deren zeitlose Normen zugunsten oberflächlicher und oft genug widerlicher oder abstoßender Aktionen zerstört wurden. Happenings- oder Ereignis (Events)- Künstler werden von den Massenmedien vorgestellt wie gefeiert und gewinnen sogar Kunsthochschulen für ihre als Kunst anerkannten Darbietungen.
Beispiel: Otto Mühl
Bezeichnende Beispiele für diese pervertierte Art moderner Kunst bildeten die Auftritte des Aktions- Künstlers Otto Mühl.
Titel der Mühl-Aktion: O Tannenbaum: Mühl trat splitternackt vors Mikrophon und verlas ein Gedicht zum Thema Weihnachtskonsum, übermäßiges Fressen nebst Folgen und Weihnachts-Kampfpause. Während von Tonbändern Weihnachtslieder erklangen, steigerte Mühl sich in einen Schreikrampf und legte sich anschließend entspannt zu seiner nackten Gefährtin in das — fürs Fernsehen hell angestrahlte — Bett. Später wurde die Frau aus dem Bett gehoben. Man brachte in einer Holzkiste ein Schwein, die Kiste wurde geöffnet, das gräßlich quiekende Tier mit Gewalt auf das Bett gelegt. Der Schlachter trat in Aktion: Fachgerecht tötete er das sich wehrende Schwein und schnitt ihm dann die Halsschlagader auf. Mühl fing das Blut in einem Plastikeimer auf und goß es über die am Boden liegende Frau. Später legte sich die Frau neben das ausgenommene Schwein ins Bett. Därme und Eingeweide wurden über ihren Leib verteilt. Mühl spritzte Milch, rohe Eier und Mehl über sie, schließlich urinierte er auf die Frau und leerte seinen Darm auf den Schweinekadaver.
Beispiel Hermann Nitsch
Hermann Nitsch – Kunst jenseits des guten Geschmacks
In Österreich, besonders in Graz in der Steiermark, trat seit Ende der 1960er Jahre in ähnlicher Weise Hermann Nitsch auf, der durch öffentliche Tierschlachtungen unter Einbeziehung des Kruzifixes — so Doppelkreuzigung einer Frau und eines Schweines 1968 in München als Kunst ausgab. Ausgerechnet dieser Mann wurde vom damaligen österreichischen Kulturminister Rudolf Scholten 1992 als repräsentativer Künstler Österreichs zur Weltausstellung nach Sevilla gesandt.
Kritik
Die berühmte Geigerin Anne-Sophie Mutter meint zur Kulturlosigkeit: „Wir brauchen Kultur, um uns als Menschen mit einer Tradition zu definieren und um uns gleichzeitig abzugrenzen. Mittelfristig führt Kulturlosigkeit zur geistigen Verarmung und langfristig zur Verblödung eines Landes.“
Manipulation mit Musik als Angriff auf die Volksseele
Schon vor Jahrzehnten liefen in den dafür finanzierten und organisierten Laboratorien der USA Versuche am Säugetier Ratte mit dem Ziel, das genetische Programm im Verhalten des Säugetieres fehlzuleiten. Es gelang, das Instinktverhalten besonders beim Freß- und Fortpflanzungstrieb zu stören. Die bis zur Perfektion entwickelten Manipulationen werden inzwischen auch beim Säugetier Mensch erfolgreich angewendet. Es unterliegt keinem Zweifel, daß diese Experimente dem Ziele dienten, den Menschen noch wirkungsvoller der Umerziehung unterwerfen zu können zum Zweck der Kulturzerstörung und Volksauflösung. So wurden auch von der Frankfurter Schule durch deren führenden Kopf Theodor Wiesengrund-Adorno in enger Zusammenarbeit mit der Rockefellerstiftung – bekannt durch das familienzerstörerische Anliegen der Stiftung “Pro Familia” – mit großem Finanzaufwand “wissenschaftliche Arbeiten” unter Beteiligung einschlägiger Institute angesetzt, Wege zur schrittweisen Manipulation des öffentlichen Geschmacks zu erforschen. Hier haben wir den Schlüssel zu dem, was sich auf dem Sektor von Rockund Popmusik entwickelt hat, nämlich die primitivsten Gefühle des Menschen anzusprechen und orgiastische Zustände hervorzurufen. Die Subkultur des Rock und Pop als Manipulation über die Musik gegenüber Jugendlichen verunsichert nicht nur die gesamte Musikwelt, sie dringt auch zerstörerisch in das sittliche Gefüge des Volkes ein, ganz abgesehen von den schier unglaublichen Schädigungen der Jugend an Gehör, Kreislauf, Konzentrationsfähigkeit und Willenssteuerung, durch Überreizung des Nervensystems, Störung des Gedächtnisses und der Gehirnfunktionen, Zwangsvorstellungen, Drang zur Zerstörung und Unruhestiftung und vieles andere. Kurz: ihre allgemein schädliche Auswirkung auf Körper, Geist und Psyche. Um diesen Vorgängen entgegentreten zu können, muß ein neues Bewußtsein um sich greifen über den Wert der Musik, es muß uns vor allem eindringlich bewußt werden, welcher Gefahr wir durch die mit raffiniertesten Methoden eindringende Manipulation über die Musik ausgesetzt sind.
Im Hinblick auf die entarteten Formen des Rock sagte ein Journalist:
“Um eine Nation zu vernichten, bedarf es keiner Atombombe; es genügt, die moralischen Strukturen der Jugend durch diabolische Musik, Drogen, Zigaretten, Alkohol und Sex zu zerstören. Wenn wir so weitermachen, werden wir in Kürze eine Generation von Geisteskranken haben…”
Wir müssen diesen Notstand von unten herauf bekämpfen, da andere Möglichkeiten der Abwehr durch das Versagen der öffentlichen Kulturpolitik bis heute auszuschließen sind. An den Anfang aller Gegenwehr setzen wir den Wert des gemeinsamen Singens. Wir haben uns daher entschlossen, das Singen in allen Gruppen, Familien und Vereinen und bei sonstigen gemeinschaftlichen Zusammenkünften zu fördern durch die Bereitstellung und kostenlose Verteilung von Liederblättern. Wir wollen damit einen Beitrag leisten, das Singen in Gemeinschaften in unserem Volke wieder zu erwecken. Unser Volk ist verstummt, es klatscht nur mehr bei jeder passenden und auch unpassenden Gelegenheit in die Hände. Rhythmisches Händeklatschen ist aber nur ein armseliger Ersatz für die mitreißende Macht des Gesanges. Der irische Politiker O’Connell hat sich wie folgt geäußert:
“Man lasse mich die Lieder eines Volkes schreiben, dann mache seine Gesetze wer will.”
Mit diesen einfachen Worten hat der Ire dem Volkslied höchste Bedeutung in der Seelenhaltung eines Volkes beigemessen. Johann Gottfried Herder entdeckte beim Studium der Lieder der Völker die Volksseele. Friedrich Nietzsche würdigte diese Tat als “folgenreichste Entdeckung der historisch- philologischen Wissenschaft des 19. Jahrhunderts”. Unser Volk muß aus seiner tiefen Depression erwachen und wieder anfangen zu singen.
Kunstverfall
Zu allen Zeiten war Kunst ästhetisch schön gestalteter und kulturbedingter Ausdruck des jeweiligen Zeitgeistes zur Erweiterung unseres Bewußtseins und zur seelischen Bereicherung unserer Erlebnisfähigkeit im Gemüt. Der Kulturphilosoph Erwin Guido Kolbenheyer fand am Anfang unseres Jahrhunderts eine gute Formulierung: „Aufgabe der Kunst ist es, dem Volke eine emotionale Lebenshilfe für Geist und Gemüt zu bieten.“ Immer galt Kunst als ein beseelendes Erlebnis, das besonders in der Musik vordringt bis zu den Urgefühlen des Alls und das beherrscht wird von der Wirklichkeit des ästhetisch Schönen. Für das gesunde Volksempfinden gilt auch heute noch, daß Kunst glücklich machen und erheben muß, den Menschen aus dem Alltag herausheben muß, ihn befreien muß zur aufregenden Identitätsbestätigung und zur Selbsterkenntnis, ihn seelisch, religiös, philosophisch anregen muß, seine Probleme spannungsvoll ansprechen muß, – kurz gesagt, Kunst muß positiv, wahr, wertvoll und reizvoll sein!
Gestern und heute im Vergleich
Kunstexperte Professor Richard Eichler schrieb im NHB- Report Nr. 17: „Noch bis zum Ende des 19. Jahrhunderts galt als selbstverständliche Bestimmung der Kunst, daß sie den Menschen zu erfreuen, ihn geistigseelisch zu bereichern und damit zu veredeln habe. Deshalb wurde Kunst gerade mit dem Begriff des Ästhetischen, also dem Schönen, gleichgesetzt. Heute fassen wir solche Erwartungen
etwas allge meiner. Wir erwarten von der Kunst eine Erweiterung unseres Bewußtseins, das heißt, wir sehen in ihr auch einen eigenständigen Weg zur Welterkenntnis neben Religion, Philosophie und Wissenschaft.“ Der ethisch-sittliche Gehalt galt zu allen Zeiten als selbstverständliche Voraussetzung aller Kunst. Ihre Aufgabe ist, den Menschen aus dem animalischen Bereich herauszuheben. Zur Wahrnehmung der Kunstentwicklung dienten zu allen Zeiten die Kunstpäpste. Früher waren es die Stammesfürsten, die politischen Herrscher, die Priester aller Religionen. Der Präsident der Ostberliner Akademie der Künste, Manfred Weckberth, hatte 1982 in seiner Antrittsrede folgendes gesprochen: „Unter dem Vielen, das die Kunst bewirken kann, scheint mir … die Stärkung des Lebenswillens der Menschen zum Wichtigsten zu gehören, Lebenswille zu ermutigen und mit Gründen auszurüsten.“ Wieder sind es die sittlich-moralischen Werte, die für die Kunst als verbindlich angesprochen werden, so daß Abartigkeiten gar nicht erst an die Öffentlichkeit vordringen können. Ganz anders verhalten sich die demokratischen Kunstpäpste! Selbst die Demokratie wird verhöhnt, weil der demokratische Volkswille für eine gesunde, edle Kunst in Ketten gelegt worden ist! Die Ergebnisse heißen Anarchie, Zersetzung und Zerstörung, Dauerprovokationen, Triumph der Unmoral und der Triebe, der Obszönitäten und Perversionen und Aggressivitäten auf allen Gebieten. Da, die Kunst der Spiegel des Zeitgeistes ist, so ist auch sie dem gleichen Verfall ausgesetzt. Schon vor dem Kriege setzte der Verfall aller Werte ein. Als Beispiel sei die Baukunst genannt. Der bekannte, progressive Bauhaus-Begründer Professor Walter Gropius opponierte gegen die handwerklich und heimatlich verwurzelte Baukunst mit den Worten „Tod der Vergangenheit, dem Mondschein und der Seele“, – „Als einziger Wertmaßstab hat das Merkantile zu gelten.“ Diese Vergötterung des goldenen Kalbes als höchsten Wertmaßstab für die Baukunst wurde für alle Künste symptomatisch. Auch der hochbegabte, katalanische Pablo Picasso opferte seine Kunst dem goldenen Kalbe und wurde zu einem Scharlatan. Seine Anpassung an den Zeitgeist bespöttelte er am 2.5.1952 in Madrid in einer Rede: „Seit die Kunst nicht mehr die Nahrung der Besten ist, kann der Künstler sein Talent für alle Wandlungen und Launen seiner Phantasie verwenden. Das Volk findet in der Kunst weder Trost noch Erhebung. Aber die Raffinierten, die Reichen, die Nichtstuer und Effekthascher suchen in ihr Neuheit, Seltenheit, Verstiegenheit und Anstößigkeit. Seit dem Kubismus, ja schon früher, habe ich selbst alle diese Kritiker mit zahllosen Scherzen zufriedengestellt, die mir einfielen, und die sie um so mehr bewunderten, je weniger sie ihnen verständlich waren. Durch diese Spielereien, diese Rätsel und Arabesken habe ich mich schnell berühmt gemacht. Und der Ruhm bedeutet für den Künstler Verkauf, Vermögen, Reichtum. Ich bin heute nicht nur berühmt, ich bin reich. Wenn ich aber allein mit mir bin, kann ich mich nicht als Künstler betrachten im großen Sinne des Wortes. Große Maler waren Giotto, Rembrandt und Goya. Ich bin nur ein Spaßmacher, der seine Zeit verstanden hat und alles, was er konnte, herausgeholt hat aus der Dummheit, der Lüsternheit und Eitelkeit seiner Zeitgenossen.“ Da der Zeitgeist auf Zerstörung überkommener Werte eingestellt war, zerstörte und zerriß auch Picasso die Gesichter und Figuren seiner Kunstmotive. Er gefiel sich auch in Pornographie, die ebenfalls zeitgeistgemäß war, allerdings mit dem Erfolg, daß diese seine Werke, veröffentlicht in einem Buch, von einem englischen Richterspruch verurteilt und verbrannt wurden. Der größte Rattenfänger der in den Abgrund
galloppierenden progressiven Kunstgeschichte ist zweifellos der Mann mit dem Hut, Joseph Beuys aus Düsseldorf. Auch er begann mit gegenständlicher Kunst, paßte sich dem Zeitgeist an und wurde zum Schrittmacher der Avant Garde mit der Enderkenntnis, daß alles Kunst sei, man müsse sie nur als solche erklären. Auch er selbst sei Kunst. Wenn alles Kunst ist, dann gibt es keine Kunst mehr. So führte er die Kunst ad absurdum. Bekannt sind seine Aussprüche: Künstler, die sich dem Zeitgeist nicht anpassen, gibt es, Gott sei Dank, immer noch. In Österreich lebte ein auch in der Öffentlichkeit hoch angesehener Künstler, der mit seinen Werken unbekümmert das nach Schönheit und Ästhetik lechzende Auge befriedigt und beglückt. Er heißt Friedensreich Hundertwasser. Als er am 14.5.81 mit dem großen, österreichischem Staatspreis geehrt wurde, hielt er folgende Rede: „Die zeitgenössische Kunst ist entartet. Man soll sich nicht scheuen, dieses mißbrauchte und falsch verwendete Wort zu gebrauchen. Was macht der avantgardistische Trottel mit der Kunst? Er hilft den Zerstörern unserer Existenz und ist Helfershelfer einer blinden Mafia aus Museumsdirektoren, Journalisten, Kritikern
und negativen Philosophen. Die moderne Kunst ist ein Horror-Panoptikum geworden.“ – „Die absurdesten Tätigkeiten werden perfektioniert und angebetet. Die Kunstmacher und Kunstbetreiber sind lange schon nicht mehr die Künstler selbst, sondern eine kleine, internationale Mafia von frustrierten Intellektuellen. Frustriert, weil die breite Öffentlichkeit dieses Getue nicht beachtet, und weil ihr Getue sie selbst nicht befriedigt. Diesen frustrierten Kunstmachern fressen die Maler aus der Hand in der Hoffnung, eine Ausstellung hier, einen Zeitungsartikel da, einen Bilderkauf dort zu ergattern. Die, die dadurch ganz berühmt werden, werden dann die falschen Hofnarren und falschen Clowns des Establishments. So wird die Kunst häßlich, leer, ohne Schönheit, ohne Gott, dumm, kalt und herzlos. Die moderne Kunst hat sich befreit, so sehr befreit, daß sie sich selbst beleidigt hat. Die moderne Kunst ist als Avantgarde am Ziel vorbeigeschossen, ins Leere, in den stupiden Selbstmord.“ – „Schöpferisch unfähige, frustrierte Intellektuelle haben Blut gerochen. Es folgte ein Avantgardismus um jeden Preis. Zerstörungsorgien noch und noch, obwohl es nichts mehr zu zerstören gibt. Dieses negative, das Leben verneinende Ruinengerümpel füllt nun unsere Museen, rostet, zerfällt und verstaubt. Unser Feind ist eigentlich die Dummheit, nicht echt von falsch unterscheiden zu können.“ Ein Zeugnis dieser Art ist in ähnlichen Wortlauten schon von vielen anderen Persönlichkeiten ausgesprochen worden, jedoch von den Medien des Zeitgeistes unterdrückt worden. In Wahrheit: Solange jeder Hundedreck und Farbenfleck, jeder Kritz und Kratz und jedes Performanzgetue zum Kunstwerk erklärt werden kann, solange ist ein Wandel in Kultur und Kunst nicht zu erwarten.
Die Hintergründe des Kunstverfalls
Politiker und politische Systeme bestimmen überall und zu allen Zeiten den Charakter der offiziell gültigen Kunst. Das gilt für alle Regierungsformen. Ein zeitnahes, offenes Bekenntnis liegt von Dr. Joseph Goebbels vor, in dem er 1935 erklärte: „Die Freiheit des künstlerischen Schaffens muß sich in den Grenzen halten, die ihr durch die politische Idee, und nicht durch eine künstlerische Idee gesetzt sind.“ Allerdings hätte sich Goebbels das Wort „muß“ sparen können, weil es ganz einfach so ist, wie er sagt, denn die politische Idee beherrscht bei allen politischen Systemen den Erscheinungscharakter der Kunst vollkommen. So ist der Niedergang unserer heutigen offiziellen Kunst gegenüber dem im dritten Reich eingedämmten Kunstbereich ebenfalls ein rein politischer Vorgang. Gefällt sich doch jedes politische System in radikaler Kontrastellung und in der Verdammung des anderen Systemes. Im dritten Reich hatte alles Schöne, Edle, Heldenhafte und Tugendhafte den Vorrang. Also mußte im Liberalismus das Gegenteil, das Häßliche, das Zerstörerische und die Tugendlosigkeit zum neuen Zeitgeist erhoben werden. Statt Volk und Vaterland gilt anonyme, zu nichts verpflichtende Gesellschaft, statt „Gemeinnutz geht vor Eigennutz“ gilt pure Ichbezogenheit. Diese Umwertung ist systematisch geplant und verwirklicht worden. Nach dem Untergang des Dritten Reiches hatten die US-Amerikaner 1500 Regimegegner, vorzugsweise Marxisten, zur Zersetzung der nationalen Werte umgeschult und in führende Ämter gesetzt, alle Lehrer entlassen oder umgeschult. Gleichzeitig wurde zur Zersetzung des Zeitgeistes und zu deren Umpolung die nach den USA emigriert gewesene marxistische „Frankfurter Schule“ wieder nach Frankfurt zurückgepfiffen, um über das „Institut für Sozialforschung“ den Geist in allen Universitäten umzufunktionieren. Theodor Adorno, der Leiter dieses Institutes seit 1958, predigte in seinen Vorlesungen unter anderem: „Aufgabe der Kunst ist es, Chaos in die Ordnung zu bringen!“ Und Heinrich Böll, sein Gesinnungskollege, sagte: „Zersetzung ist erste Künstler- und Schriftstellerpflicht!“. Alles Verehrenswerte mußte zerstört werden. Und wer nicht mithält, verliert seinen Amtssessel, ganz gleich, ob Politiker, Museumsdirektor oder Journalist oder Reporter. Gleichzeitig wird mit Subventionen der Kunstbetrieb der Entartung finanziert und gefördert.
Wahre Kunst bleibt auf der Strecke. Die avantgardistischen Schrittmacher diktieren. Und da alles am Golde hängt und zum Golde drängt, richten sich auch die vielen kleinen Auchkünstler, die Wellenreiter und Trittbrettfahrer der Modernen, nach den großen Schrittmachern aus. Und so erhält der künstlich entfachte Kunstbetrieb den Charakter einer gültigen und gefestigten Kunstepoche! In Wirklichkeit ist der moderne Kunstbetrieb zu einem autoritären Staat im Staat geworden. Die im Grundgesetz verbürgte Freiheit verleiht ihm die innere Sicherheit des Auftretens.
Wie frei ist die heutige Kunst?
Das Grundgesetz Artikel 5 besagt, daß die Kunst frei ist. So tönt es in der gesamten Kunstszene. Gleichzeitig besagt Artikel 1 des Grundgesetzes, daß die Menschenwürde unantastbar ist. Artikel 1 und Artikel 5 stehen gleichrangig nebeneinander, so, als hätten sie nichts miteinander zu tun. Dieses Dilemma des Grundgesetzes wird in der Kunstszenerie rücksichtslos ausgenutzt: Wollen Unwerte, Unmoral, Ungeist besonders provozierend auftreten, hängen sie sich, als „Kunst“ deklariert, das Schutzmäntelchen der absoluten Freiheit der Kunst um die Schultern! Wenn man im Grundgesetz die Kunstfreiheit dem Begriff der unantastbaren Menschenwürde rangmäßig unterstellen würde, dann ergäbe sich sehr bald eine gereinigte, würdige Kunstatmosphäre! Dann hätte die Darstellung des gekreuzigten Jesus mit weit heraushängender Ochsenzunge, geschaffen von dem Provokator Achternbusch, am Ende eines langen Prozesses nicht siegreich bestehen können!
Wie entartet ist die heutige Kunst?
Das Reizwort der Entartung als Vorwurf geht unseren Umerziehern in allen Amtsstuben und bei allen Medien an die Nerven. Sie bringen ‚den Einwand, daß nur ein „Nazi“ so sprechen kann , weil es den Begriff der Entartung erst seit dem Dritten Reich gäbe. Nur da gehöre er hin! – Großer Irrtum! Schon 1893 erschien ein Buch des Arztes Max Nordau (Verlag Carl Duncker, Berlin) mit dem Titel „Entartung“. Er erläuterte den „pathologischen Charakter“ dieses Begriffes mit den Worten „Selbstsucht, Mangel an Sinn für Recht und Sittlichkeit, krankhafter Pessimismus, Widerwille gegen sich selbst, Hang zum Primitiven“. Alle diese Charakteristiken treffen auf unsere heutigen Kunstmacher zu, sie sind ein Beweis für die Verkommenheit unseres jetzigen Zeitgeist. Vielleicht kommt einmal ein Jesus Christus der Kunst, der das „Otterngezücht“ der angepaßten Scharlatane und die goldenen Kälber aus den heiligen Hallen der Kunsttempel verjagt.
Nachwort
Die 68er: Noch heute tragen wir die Folgen
Von Klaus Rainer Röhl
Was wird bleiben von den 68ern? Nichts Nennenswertes. Nur die Kunde, daß mit ihnen das Ende Deutschlands als Nation begann. Den Zweiten Weltkrieg gewannen die Alliierten zusammen mit dem Diktator Stalin. Aber wirklich am Boden lag das deutsche Volk nicht. Das Land, zerstückelt, abgetrennt ein Drittel, der Rest in zwei ungleiche Hälften zerteilt, wurde im Westen wieder aufgebaut in wenigen Jahren. Von den Überlebenden der großen Katastrophe, den Flüchtlingen aus den Ostprovinzen, den Heimkehrern und Müttern und Kindern, die die Bombenteppiche und Feuerstürme in den Städten überlebt hatten.
Sie bauten, unter Führung von Konrad Adenauer und Ludwig Erhard und unter kritischer, aber konstruktiver Mithilfe der damaligen Gewerkschaften und der SPD unter Kurt Schumacher und Erich Ollenhauer und dem jungen Willy Brandt als Bürgermeister von Berlin, das Land wieder auf. Aber die Kraft der überlebenden Kriegsgeneration reichte nur noch für das Wirtschaftswunder und das Fußballwunder von Bern, für Volkswagen und Fernsehen für alle und Ferien mit Touropa und Rückkehr nach Europa, für Nato-Integration und Aufnahme in die Völkergemeinschaft.
Aber die Kraft reichte nicht mehr zum Widerstand gegen die eigenen Kinder, die Kinder von Marx und Marcuse, von Adorno und Horkheimer, die ihre Eltern umerziehen wollten zu „friedlichen Menschen“ und deren Idole doch die Kriegshelden Che Guevara und Ho Tchi Minh waren und auch, was die meisten heute vergessen haben, die Massenmörder Mao und Pol Pot. Wirklich gewonnen wurde der Zweite Weltkrieg gegen die Deutschen erst von den 68ern. Sie haben den Deutschen das Deutschsein so gründlich herausoperiert, wie die Siegermächte es einst gewollt hatten, das Rückgrat gleich mit.
Die Deutschen sind so friedlich geworden, daß sie am liebsten nur noch in Ruhe gelassen werden wollen. Bloß nirgends anecken. Nationale Debatten wie der Historikerstreit finden nicht mehr statt oder werden, wie vor zwei Jahren die Diskussion über die alliierten Kriegsverbrechen und die durch Flucht, Vertreibung und Bombenterror getöteten deutschen Zivilisten, sogleich mit der „Ausschwitzkeule“ (Walser) niedergemacht. Die Tugendwächter der politischen Korrektheit bringen jede intellektuelle Debatte zum Schweigen. Die wissenschaftlichen Eliten verlassen das Land und erlangen die US-amerikanische Staatsbürgerschaft oder gehen in den fernen Osten, sogar in die Schweiz.
Was bleibt, ist kleinkariert und ängstlich. Das große Kapital, die Wirtschaft versucht, so gut es geht, ihre Produktion aus dem industrie-feindlichen Deutschland ins Ausland zu verlagern, die Atomindustrie beliefert Finnland, Innovationen wie die Magnetschwebebahn gehen nach China. Arbeitsplätze „wandern ab“. Statt dessen holen wir, neuerdings auch mit Billigung von Angela Merkel, weiter unqualifizierte „Migranten“ ins Land, zu den rund sieben Millionen Ausländern, die Mehrheit davon Muslime, von denen das Gros direkt in das deutsche Sozialsystem einwandert. Oder in die Kriminalität. Die deutsche Polizei wagt nicht einmal, die Nationalität der Schwerstverbrecher zu nennen, aus Furcht, ausländerfeindlich oder gar rassistisch genannt zu werden. Polizei und Justiz können diesen Zustand nur noch verwalten – den Kampf gegen die Bandenkriminalität haben sie praktisch aufgegeben. Es war nicht alles schlecht? 1970 folgten die deutschen Studenten dem Aufruf zum Langen Marsch durch die Gesellschaft, die sie erobern und umgestalten wollten.
Schon lange vor 1998 hatten sie überall im Land Erfolg. 1998 fiel den 68er Parteien das Land, nur noch schwach verteidigt von einer verbrauchten Elite, die keine Nachfolger mehr ausgebildet hatte, zu wie eine Beute, wie besiegtes Land, auf Gedeih und Verderb. Viele Jahrzehnte unter SPD-Herrschaft in Bund und Ländern und eine CDU, die nur noch aus einem einzigen Mann zu bestehen schien, hatten den Widerstand gelähmt. Der schleichende kulturelle und – es gibt kein anderes Wort dafür – ethisch-moralische Verfall des Landes hatte schon eingesetzt. Was Helmut Schmidt, der Sieger von Mogadischu, noch einfordern mochte und wofür er von seinem Parteifreund Lafontaine verhöhnt und diffamiert wurde, die preußischen Sekundärtugenden, konnte Schröder in der tiefsten wirtschaftlichen Krise des Landes nicht mehr abrufen – niemand kannte sie mehr. Was hat die Generation 68 geschaffen? Nichts. Das Land ist vernachlässigt wie seine Städte und seine zersiedelten Dörfer.
Der Beton der nach dem Krieg wieder aufgebauten Häuser bröckelt. Die fabelhaft künstlichen, autofreien Stadtkerne sind von jener gesetzlich vorgeschriebenen „Kunst am Bau“ befallen, welche die ideenlosen Nachfahren von Joseph Beuys und Fritz Wotruba für viele Zehntausende guter D-Mark aus Stahl und Beton verfertigt haben. Die Kultur wird von den Kulturbeauftragten der Städte und der Länder betrieben. Viel Betrieb, viel Wichtigtuer, wenig Widerstand im Land. Musical statt Theater, aufwendig geförderte Unterhaltung auf Staatskosten, beliebt wie Popcorn und Kino. Theater? Deutsche Klassiker werden – nicht nur von Castorf und Schlingensief – grundsätzlich „gegen den Strich gebürstet“, und das heißt, in das Gegenteil ihrer theatralischen Absicht verkehrt. Eigene Stücke dieser Generation sehen so aus wie sie selbst: schlaff. Trotz reichlicher Verwendung von Sex, Alkohol und Drogen. Sie kennen nichts anderes. Die jungen deutschen Autoren haben in ihrer Schule kaum deutsche Klassiker mehr gelesen. Statt dessen lasen sie im Deutschunterricht Günther Wallraff und seine Nachahmer. Ausnahmen bestätigen die böse Regel nur.
Die „große Bewegung der Schüler und Studenten“ war angetreten, um Deutschland zu verändern. Es ist ihnen tatsächlich gelungen. Aber fragen Sie mich nicht, wie. Wie sieht denn das Land aus? Nach verordnetem Antifaschismus und politischer Korrektheit, friedlichen Demonstrationen und mörderischen Terroristen – manchmal auch friedlichen Demonstrationen für mörderische Terroristen – nach befreiten Menschen und befreienden Drogenräuschen, sozialer Gerechtigkeit und Gerechtigkeit für die Völker der Dritten Welt, nach dem tiefen Schock, den der Zusammenbruch des Kommunismus für alle Linken war. Es war wie im Märchen. Ach, wir alle, die wir dabei waren, glaubten an des Kaisers neue Kleider und bestärkten andere in dem Glauben. Aber da war nichts. War nur die Ausführung schlecht – die Idee gut? Der Kern gut? Wir wissen heute, daß der Kern hohl war wie eine taube Nuß: das perfekte monokausale System des Sozialismus, das zuerst als fehlerfrei gepriesen, später als fehlerhaft, aber veränderbar beschrieben wurde. Die Fehler würden korrigiert werden, hieß es. Fehler, die nichts zählen sollten gegen die einmalige Größe der Sache. Doch das System des Sozialismus hatte gar keinen Fehler. Es war der Fehler.
Das Land ist still – noch. Zur Stunde, da diese Zeilen geschrieben werden, regiert die Große Koalition – noch. Von der Gnade der SPD-Linken abhängig. Schon jetzt laviert Angela Merkel halbherzig zwischen den SPD-Linken und der CSU. Aber wieviel 68er steckt in der Union? Das plötzliche Wiederauftauchen der alten KPD-Sprüche von der weltweiten Ausbeutung und der Phantasien des Dr. Marcuse von der sexuellen Befreiung und der kollektiven Erziehung der Kinder auf dem SPD- Parteitag überrascht nicht. Aber der Unfug steckt leider schon tief in der CDU, wird von einer Mitgliederschicht getragen, die selber angekränkelt ist von 68ern und vieles gutheißt: Zwangs-Krippen für Kinder der Ärmeren durch Streichung des Erziehungsgelds (die Reichen ziehen ihre Kinder gerne selber auf, mit Reitpferd, Schäferhund und Küchenhilfe wie Frau von der Leyen), Ermunterung für noch mehr Scheidungen (wir stehen heute schon bei 44 Prozent), eine Mindestlohn-Kampagne, hinter der bereits ganz offen diskutiert wird über das Endziel: Grundsicherung für alle (= Geld ohne Arbeit!).
Dennoch stehen die Zeichen auf Ende. Denn die Menschen können bis drei zählen. Sie sehen das Ergebnis. Immer mehr Zwang, Verbote, Verordnungen, immer weniger Geld in der Tasche. Keine Große Koalition, die noch etwas bewegt, nur große Fragezeichen, wie lange sie noch besteht. Wie lange noch? So lange, bis die Linken in der SPD den Zeitpunkt für Neuwahlen gekommen sehen. Und dann werden sie nicht einen Augenblick zögern, die alte Honeckerpartei, die jetzt Die Linke heißt, in die Regierung zu holen. Auch die Große Koalition war ein Fehler. Einen Fehler kann man machen. Wenn man ihn nicht schnell korrigiert, hat man schon den zweiten Fehler gemacht. Das sollte die Union wissen.
Weiterführende Literatur :
- Caspar von Schenck-Notzing, Characterwäsche
- Rolf Kosiek, Die Frankfurter Schule und ihre zersetzenden Auswirkungen, Tübingen 2001, ISBN 3-89180-061-4