Der Mitmensch als unser wertvoller Spiegel
 
„Gleich und gleich gesellt sich gern!“ So lautet ein bekanntes Sprichwort. Auch dieses zentrale Schöpfungsgesetz ist umfassender, als es auf den ersten Blick aussieht. Es bedeutet, dass wir aufgrund dieses Gesetzes vorwiegend mit anderen Menschen zusammenkommen, die in irgendeiner Art zu uns passen, also auch ähnliche Eigenschaften und Charakterzüge haben.

So sind sie immer eine Art Spiegel für uns, was unbequem ist und uns unangenehm berührt, wenn unsere Schattenseiten angesprochen werden. Dann entwickeln wir oft Abneigung und Aggressionen gegen diesen Mitmenschen, weil er uns nicht passt. Doch in der Regel übersehen wir dabei, dass wir mit ihm zu tun bekommen, weil wir ähnliche Eigenschaften besitzen und so an ihm etwas zu lernen haben.

Der unschätzbare Wert einer bewussten Anwendung dieses Gesetzes liegt daher in der Möglichkeit, Konflikte aller Art erheblich zu vermindern, oder sogar fast vollständig zu vermeiden! Machen wir uns klar, dass wir die zugrundeliegenden Konfliktmuster, weswegen wir mit den Mitmenschen aneinandergeraten, in aller Regel selbst in uns tragen, so haben wir den Schlüssel zu deren Überwindung in der Hand! Das bedeutet natürlich nicht, dass es keine Meinungsverschiedenheiten oder gegenteilige Ansichten mehr geben wird, aber die Lösung wird dann zunehmend nur noch sachlich und freundschaftlich gesucht, statt dass wir den Mitmenschen, der uns nur einen Spiegel vorhält, unter die Kritik nehmen.
 
Diese Sachlichkeit im Austausch ist einer der wesentlichen Schlüssel für eine bessere Welt! Und sie ist ein wertvoller Gradmesser für die persönliche Reife und die wirkliche innere Stärke der Persönlichkeit – unserer eigenen wie die der Mitmenschen! Ein innerlich starker und gefestigter Mensch ist in der Lage, einen gewissen notwendigen Abstand von sich selbst gewinnen zu können. Er ist sich selbst bewusst, welche Stärken und auch Schwächen, welche Kenntnisse, aber auch Lücken, er hat. Er steht dazu und hat es nicht nötig, die weitverbreiteten gesellschaftlichen Spiele des Geltenwollens, seiner Wichtigkeit und seiner vorgeschobenen Kompetenz spielen zu müssen, da sie ihm regelrecht albern vorkommen. Mit anderen Worten: Er hat es nicht nötig, sein Selbstwertgefühl vom Urteil seiner Mitmenschen abhängig zu machen. Fehler und Bildungslücken gesteht er ein, hat aber keine Angst vor „Gesichtsverlust“. Allerdings arbeitet er an den Mängeln, um sie nach und nach loszuwerden.
 
Er wird auch keine Probleme damit haben, Fähigkeiten seiner Mitmenschen anzuerkennen und sich sogar neidlos daran zu erfreuen; denn es ist im Grunde ja die größte Selbstverständlichkeit, dass wir Tag für Tag Nutznießer der Arbeitsleistungen zahlreicher Menschen sind, die viele Arbeiten weitaus besser können, als wir es je könnten.
 
Aus dem Gesagten folgert aber auch, dass wir oder Mitmenschen, die dominant sind, diese Dominanz aber nicht helfend und fördernd, sondern kämpfend und unterdrückend einsetzen, um Mitmenschen zu „besiegen“ oder besser als diese dazustehen, nicht wirklich stark sind. Sie fallen unter die Menschengruppe, die der Astrologie Hermann Meyer als Kompensatoren bezeichnet. Diese haben dasselbe Grundproblem wie die in diesem Bereich gehemmten Menschen, sie haben aber beschlossen, aus der passiven, erleidenden Opferrolle herauszugehen und statt dessen in die aktive, bestimmende Rolle zu schlüpfen. Mit anderen Worten: Wir haben es mit Kindrollen- und Elternrollenspielern zu tun! Das besagt aber klar, dass es sich immer noch um Rollen statt um ein freies, selbstbestimmtes Leben handelt. Das Letztere ist den Menschen vorbehalten, die das Problem für sich gelöst haben und gerne auch Mitmenschen mit demselben Problem aus eigener Erfahrung weiterhelfen möchten.
 
Wer sich mit diesem sehr wertvollen System der Kind- und Elternrollenspieler einerseits und der erlösten Form andererseits näher befassen möchte, kann sich durch den ganzen astrologischen Tierkreis durcharbeiten, beginnend mit dem Sternzeichen Widder und endend bei den Fischen.
 
Nehmen wir als kurzes Beispiel das Zeichen Widder, das für die Durchsetzung steht, die auch mit einer mehr oder weniger veredelten Energie im Handeln zusammenhängt: Treffen hier zwei Kompensatoren aufeinander, die zur Aggression neigen, also zwei Choleriker, setzt meistens der Machtkampf schnell ein, und nicht selten „fliegen die Fetzen“.


Manchmal geht es allerdings auch über gegenteilige Verhaltensweisen, die scheinbar nichts miteinander zu tun haben; so z.B. der jähzornige Chef, der immer wieder eine extrem harmlose Mitarbeiterin „zur Schnecke macht“. Hier ist auch das Thema Durchsetzung berührt: Beide haben nicht gelernt, ihre Interessen auf partnerschaftliche Art zum Ausdruck zu bringen. Der Chef fühlt sich nur wohl, wenn er immer oben ist, und die Mitarbeiterin hat nicht den Mut, sich aus der untergeordneten Position zu befreien. Beides sind zwei Seiten eines Problems, obwohl es nach außen hin sehr verschieden aussieht. Hier treffen also Gehemmte und Kompensator aufeinander. –

Gehen wir noch auf zwei Sprichwörter ein, die zu diesem Gesetz der Anziehung der Gleichart passen:


„Sage mir, mit wem Du umgehst, und ich will Dir sagen, wer Du bist!“

Dieses Sprichwort stellt klar das bei uns Menschen nicht selten anzutreffende Überlegenheitsgefühl in Frage. Finden wir, dass wir besser und reifer sind als die Menschen, mit denen wir zu tun haben, oder kritisieren wir meistens die Ansichten der anderen, anstatt auch unsere eigenen sachlich zu hinterfragen? Dann können wir in der Regel sicher sein: Einstellungen und Ansichten, die uns an anderen stören, tragen wir selbst in uns – denn sonst würden sie uns nicht stören!

In diesem Sinne ist auch das Jesus-Wort zu verstehen: „Du siehst den Splitter in deines Bruders Auge und achtest nicht des Balkens in deinem Auge!“

Wir bekämpfen damit unseren eigenen berühmten „blinden Fleck“! Auch dieses Phänomen ist eine Auswirkung des großen Gesetzes. Wir können deswegen durch die Spiegelfunktion sehr viel lernen, wenn wir den Mut haben, uns dieser Tatsache zu stellen. Akzeptieren wir wirklich, dass es unsere eigenen Fehler sind und arbeiten wir an ihnen, dann entwickeln wir auch Verständnis für unsere Mitmenschen mit denselben Fehlern oder mit anderen.

Und wenn wir uns wirklich innerlich ändern, nicht nur scheinbar, dann werden wir in der Auswirkung desselben Gesetzes auch eine andere Art Menschen anziehen, die dann die Vorzüge mit uns gemeinsam haben. Damit wird natürlich auch unser eigenes Leben schöner.

  „Ich sagte schon, wenn Ihr Disteln säet, kann daraus kein Weizen wachsen!

  So kann auch nie aus Hetzreden, Verhöhnungen und Schädigungen Eurer Nebenmenschen irgendwelcher Aufbau sich ergeben; denn jede Art und Weise kann ja Gleiches nur gebären, kann auch nur Gleichart anziehen! Dieses Gesetz der Schöpfung dürft Ihr nie vergessen! Es wirkt sich selbsttätig aus, und alles Menschenwollen kann niemals etwas dagegen tun! Niemals, hört Ihr es wohl? Prägt es Euch ein, damit Ihr immer darauf achtet in Eurem Denken, Reden, Tun; denn daraus sprießt alles und erwächst Euer Geschick! Erhoffet also niemals etwas anderes als immer nur als Frucht die gleiche Art der Saat!

  Das ist doch schließlich nicht so schwer, und doch fehlt Ihr gerade darin immer wieder! Die Schmähung kann nur wieder Schmähung bringen, Haß nur Haß und Mord nur Mord. Vornehmheit aber, Frieden, Licht und Freude kann wiederum auch nur aus der vornehmen Denkungsart entspringen, niemals anders.“